Du sollst nicht töten!: Plädoyer für eine gewaltfreie Ernährung (German Edition)
wie zum Beispiel manche Sojaprodukte, aber generell ist die Pflanzennahrung für uns Menschen die „saubere“, gesündere und natürlichere Lösung. Dies entspricht ja auch schon dem menschlichen Ästhetikempfinden. Ich glaube nicht, dass ein halbwegs sensitiver Mensch seine kleinen Kinder auf einen Ausflug zu einem Schlachthof mitnehmen würde. Mit Kindern Beeren zu pflücken oder ein Gemüsebeet anzulegen, liegt wohl wesentlich näher.“
„Hat unsere Ernährung auch Auswirkungen auf unser Gehirn und unser Bewusstsein?“
„Ja, und diese Auswirkungen werden immer noch unterschätzt. Zunächst einmal können wir uns eine Einteilung des Gehirns in drei Hauptareale und die dazugehörigen Bewusstseinszustände vergegenwärtigen. Diese Einteilung ist seit Jahrzehnten in der Neuropsychologie akzeptiert und unterteilt das Gehirn in Reptiliengehirn, limbisches System und Neokortex. Das Reptiliengehirn wird so genannt, weil man diesen Level an Gehirnentwicklung bei allen Reptilien findet. Es ist im Wesentlichen mit körperlichen Überlebensfunktionen beschäftigt. Neben vegetativen Nervenfunktionen steuert es auch primitive Kampfund Fluchtmechanismen in Reaktion auf Situationen im Leben. Wenn wir uns das Leben von Reptilien betrachten, sehen wir, dass es sich weitestgehend um das körperliche Überleben dreht. Reptilien spielen nicht, was Säugetiere sehr wohl tun. Sie gehen auch keine sozialen Bindungen ein, es gibt keine Herden, Rudel oder Bindungen zwischen Eltern und Nachwuchs. Leben aus Sicht des Reptiliengehirns ist die Aufgabe, zu überleben. Natürlich brauchen wir diese Funktion auch als Menschen, doch im menschlichen Gehirn gibt es eine starke Tendenz zu Überaktivität im Reptiliengehirn und auch im limbischen System.
Bereits um 1950 hat Dr. Hans Selye (1907 – 1982) nachgewiesen, dass die Reptiliengehirnaktivität fast aller Menschen sich permanent auf einem Level bewegt, das nur in akut lebensbedrohlichen Situationen sinnvoll wäre. Dr. Selye hat übrigens auf der Basis dieser Entdeckung den Begriff Stress in Medizin und Psychologie eingeführt. Wir Menschen sind ja sehr anpassungsfähig, und so können wir uns an ein völlig überzogenes Level von Stress im Reptiliengehirn gewöhnen, dass wir es gar nicht unmittelbar wahrnehmen. Aber die Funktion des Gehirns ist dadurch erheblich eingeschränkt. In Belastungssituationen angemessen und lösungsorientiert zu reagieren, spielerisch und entspannt gute Leistungen zu bringen, Kreativität, emotionale Ausgeglichenheit und Wohlbefinden ohne äußeren Grund, Kritik von anderen entgegennehmen zu können, ohne mit emotionalen Abwehrmustern zu reagieren, optimale Selbstheilungskräfte des Körpers – das alles sind nur einige Beispiele von neurologischen Potenzialen, die uns nur eingeschränkt zu Verfügung stehen, wenn wir mit einem überaktiven Reptiliengehirn leben.
Die Entwicklung unseres Bewusstseins zu mehr innerer Freiheit, Mitgefühl und Verbundenheit mit allem korreliert direkt mit einer Entspannung der Überaktivität des Reptiliengehirns und des limbischen Systems. Die Überlebensmuster des limbischen Systems sind nicht so primitiv wie die des Reptiliengehirns, aber auch in diesem Gehirnareal führt Überaktivität zur Verengung der Wahrnehmung von Problemen. Depression wird von manchen Neurologen als eine Entzündung des limbischen Systems bezeichnet.
Eine wichtige Voraussetzung für die Befreiung aus übertriebenen Überlebensmustern des Gehirns ist, das Leben in der praktischen Realität von echten Bedrohungen zu befreien. In vielen spirituellen Lehren wird daher die Erfüllung der Basisbedürfnisse des Lebens als wichtige Voraussetzung angesehen, um auf dem Weg innerer Befreiung wirklich in die Tiefe zu gelangen.“
„Und welchen konkreten Einfluss hat hierbei unsere Ernährung?“
„Wenn wir nun eine Art der Ernährung haben, die uns zwar sättigt, aber nicht die wirklichen biologischen Bedürfnisse des Körpers erfüllt, registriert das unser Gehirn natürlich als Bedrohung. Eine sehr unmittelbare Auswirkung einer Mangelernährung ist die Unzufriedenheit mit Nahrung beziehungsweise der ständige Hunger, den viele Menschen als normal ansehen. Man hat sich den Bauch vollgeschlagen, aber jetzt ist da noch die Lust auf ein Dessert, dann auf einen Kaffee, und in zwei Stunden könnte man schon wieder essen. Besonders stark verarbeitete Nahrungsmittel, Junkfood, führen dazu, dass Menschen permanent zu viel essen, weil sie eine gesunde, zelluläre
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