Du sollst nicht töten!: Plädoyer für eine gewaltfreie Ernährung (German Edition)
ihren Ernährungsweisen, egal, wie „falsch“ sie uns erscheinen mögen, ist die Basis dafür, dass unsere eigene Ernährung nicht zu einer kultischen Praxis verkommt.
Mit Liebe Essen zuzubereiten und entspannt zu essen sind weitere wesentliche Aspekte einer Ernährung, die sich unterstützend auf Gehirn und Bewusstsein auswirkt. Hierzu gibt es eine interessante Erkenntnis: Langsam zu essen und gründlich zu kauen ist ja bekanntlich sowohl für die Verdauung, als auch für emotionale Ausgeglichenheit sehr wichtig, während hastiges Essen Stressmuster noch weiter verstärkt. Das ist so gut wie unmöglich mit extrem denaturierter Nahrung. Wer versucht, bei Pommes Frites oder einem Hamburger einen Bissen 100 bis 150mal zu kauen, wird merken, wie der angenehme Geschmack nach wenigen Sekunden schwindet und das Zeug irgendwann fürchterlich schmeckt. Wenn man dagegen natürliche Nahrung lange kaut, wird sie sich im Geschmack noch mehr entfalten. Die Reaktion unseres Gaumens auf Nahrung zeigt schon auf, was unser Körper von ihr hält, vorausgesetzt, wir kauen lange genug. Bei aller Bedeutung der Frage danach, was wir essen, sollten wir auch das „Wie“ beachten. Ernährung als Lebensaspekt, der unser Gehirn und Bewusstsein in einer harmonischen Entwicklung unterstützt, sollte eine entspannte, sinnliche und besinnliche Angelegenheit sein.“
„Seit wann und warum Sind Sie Vegetarier?“
„Ich bin 1988, im Alter von 18 Jahren, zur vegetarischen Ernährung gekommen. Ich war damals im Tierschutz engagiert, und als ich erfuhr, dass es die Möglichkeit gibt, sich vegetarisch zu ernähren, ohne Mangel zu erleiden, war der Schritt dahin völlig logisch, und ich verschlang alles an Literatur, was ich zu diesem Thema finden konnte. Die Verbundenheit mit den Tieren war und ist der wesentliche Grund für mich, vegetarisch zu leben. In Indien habe ich Gegenden besucht, in denen Kühe besser behandelt werden als viele Menschen, und so sehe ich heute die vegetarische Ethik vereinbar mit einer respektvollen Art der Tierhaltung, die ich unterstütze, indem ich bei entsprechenden Bauern beispielsweise Rohmilch oder Rohmilchbutter einkaufe. Die Förderung von Kleinbauern und eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft ist für mich ebenso wichtig wie das vegetarische Leben, denn ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sehr der übermäßig kommerzielle Anbau von Sojabohnen oder Reis die Umwelt und die Tierwelt zerstören kann.
Letzten Endes ist die vegetarische Lebensweise für mich auch ein Ausdruck dessen, dass Verzicht manchmal sehr bereichernd sein kann. Auch wenn Ernährung längst nicht alles im Leben ist, kann ich doch sagen, dass die vegetarische Ernährung mich zu einem glücklicheren Menschen gemacht hat.“
„Gibt es noch etwas Wichtiges, das Sie den Lesern mitteilen möchten?“
„Ja, ich möchte gerne allen, die sich für eine vegetarische und somit gesunde Lebensweise entscheiden, dazu einladen, ihr Mitgefühl auch auf den Metzger, den Schlachthofbesitzer und alle Menschen auszudehnen, deren Herz für unsere Mitgeschöpfe verschlossen ist. Als John Robbins sein aufsehenerregendes Buch „Diet for a new America“ publizierte (Im Deutschen „Ernährung für ein neues Jahrtausend“), gelang ihm etwas wirklich Außergewöhnliches. Mehrere Besitzer großer Tierfarmen lasen das Buch, verkauften ihre Farmen, wurden Vegetarier und begannen, sich für einen ethischen Umgang mit Tieren aktiv einzusetzen. Einer von ihnen war Howard Lyman, Rinderfarmer der vierten Generation. Ich traf Howard einmal vor vielen Jahren und fragte ihn, warum er durch dieses Buch, das die Missstände der Massentierhaltung schonungslos aufdeckt, so verwandelt werden konnte. Sein Antwort war: „Weil ich fühlen konnte, dass John nicht nur Mitgefühl mit den Tieren hat, sondern auch mit jemandem wie mir. Ich habe mich durch das Buch nie verurteilt gefühlt.“ Für mich persönlich war dies eine wichtige Aufforderung, mir meine eigene moralische Überheblichkeit einmal genau anzuschauen, denn damals hatte ich sicher nicht ein unbegrenztes Mitgefühl mit Menschen, die aus meiner Sicht das Falsche taten. Mir wurde klar, dass man die Handlungen eines Menschen ablehnen und gleichzeitig die Person vollkommen annehmen kann. Das ist für mich die hohe Stufe des Vegetarismus und der Lebensphilosophie der Gewaltlosigkeit.“
„Danke für das Gespräch!“
„Die Welt ist kein Machtwerk, und die Tiere sind kein Fabrikat zu unserem Gebrauchen.
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