Du sollst nicht töten!: Plädoyer für eine gewaltfreie Ernährung (German Edition)
haben nämlich eine sehr feine Nase – im Vergleich zu euch Menschen riechen wir 10-mal besser. Sind wir schwanger, bauen wir auch „Kinderzimmer“ – große, gemütliche, kuschelige Nester mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern, in denen wir unsere Babys zur Welt bringen. Liebevoll, fürsorglich und beschützend ziehen wir unsere Sprösslinge groß, ja, wir singen ihnen beim Säugen sogar etwas vor, was die Kleinen sehr beruhigt und sie unsere Stimme kennenlernen lässt. Wir sind sehr gesellige Wesen, die starke Bindungen mit anderen Schweinen eingehen und gerne aneinandergekuschelt schlafen. Wenn man uns natürlich leben lässt, sind wir tagsüber sehr bewegungsfreudig und aktiv, wir suchen nach Nahrung, wühlen und graben und genießen es, auf Wiesen und in Wäldern umherzuziehen. Auch unsere Kinder, die Ferkel, sind wie eure verspielt und neugierig und genießen es, über die Felder zu toben und ihre Umgebung zu erforschen. Schlammbäder helfen uns, unsere Körpertemperatur zu regulieren und pflegen unsere Haut. Wir wedeln wie Hunde vor Freude mit unserem Schwanz, und manche von uns genießen es sichtlich, wenn ihr sie krault. Doch warum, lieber Mensch, lasst ihr uns nicht leben, wie wir von Natur aus gemeint sind, in Harmonie mit euch? Wir sind doch viel mehr als nur Fleischlieferanten.
Die Schweine in der heutigen Massentierhaltung werden nicht wie hochsensible Lebewesen, sondern wie wertlose Gegenstände behandelt, was unendliches physisches wie psychisches Leid für jedes Einzelne dieser Tiere bedeutet. Sie sind dazu gezwungen, ihr gesamtes Leben in engen Einzelboxen oder eingepfercht in kleinen Ställen auf harten, kalten und kotverschmierten Betonund Spaltenböden zu verbringen, in denen sich ihre Hufe häufig verhaken, was zu schwersten Verletzungen führt, die nicht etwa behandelt werden, sondern bestenfalls die vorzeitige Schlachtung zur Folge haben. Und das nahezu in ständiger Finsternis, ohne weiche Einstreu, ohne Frischluft und ohne die Möglichkeit, sich ausreichend zu bewegen. Laut Tierschutzgesetz steht einem Schwein ein Lebens raum von nur max. 0,7 m² zu. Hauptziel ist ja nicht das Wohlergehen der Tiere, sondern dass sie in möglichst kurzer Zeit ihr Schlachtgewicht von cirka 110 kg erreichen, und dafür ist es sinnvoll darauf zu achten, dass sie sich so wenig wie möglich bewegen können. Viele Schweine leiden unter schmerzhaften, offenen und entzündeten Klauen und Gelenken, wund gewordener Haut und Verätzungen der Augen und Atemwege. Da im Laufe der Zeit die fäkalienverschmierten Böden immer glitschiger werden und so ein Stehen ohne ständiges Rutschen unmöglich wird, brechen sich einige die Beine oder fallen auf ihre Artgenossen, die sich dadurch angegriffen fühlen und aggressiv reagieren. Doch die armen Tiere leiden nicht nur physisch, sondern sichtlich auch seelisch: Viele Schweine weisen schwere Verhaltensstörungen als Resultat ihrer Qual und Verzweiflung in diesen dunklen Folterkammern auf, andere kann man beobachten, wie sie auf den Hinterschenkeln sitzen, mit gesenktem Kopf und halb oder ganz geschlossenen Augen – sie „trauern“, sagen Verhaltensforscher. Medikamente sorgen dafür, dass die Tiere die Zeit bis zu ihrem Schlachttag überhaupt überleben.
Weibliche Schweine werden künstlich befruchtet und müssen ihre 15-wöchige Tragezeit völlig allein im Dämmerlicht verbringen. Zum Gebären werden sie in die speziellen „Abferkelbuchten“ getrieben und dort in einen Einzelkäfig, das sogenannte Abferkelgitter, gesperrt und darin fixiert. Dieses ist so klein, dass es der Mutter unmöglich ist, sich zu ihren Babys umzudrehen und sie wie in der Natur mit ihrer Nase zu berühren und zu liebkosen. Von der Möglichkeit, ein Nest zu bauen, ganz zu schweigen. Haben die Ferkel das Licht der Welt erblickt, werden ihnen bald die Zähne abgezwickt, die Schwänze abgeschnitten und den kleinen Ebern die Hoden abgeschnitten oder herausgerissen – meist ohne Betäubung, Schmerzmittel und Nachbetreuung. Die Kleinen schreien und zittern am ganzen Körper, und viele müssen sich übergeben. Bereits nach 3 bis 4 Wochen werden die Ferkel, die diese Tortur überlebt haben, ihrer Mutter entrissen – auf Nimmerwiedersehen. Stress, Angst, Einsamkeit, Hilflosigkeit und große Trauer sind in den Tieren, doch auch dafür gibt es Medikamente der Pharmaindustrie, die Abhilfe schaffen. Die Kleinen kommen nun in eigene Mastställe, wo sie schnellstmöglich auf ihr Schlachtgewicht gebracht
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