Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
Vom Netzwerk:
»Es war nur … es war ein Witz, Devon. Nur ein Scherz.« Das ist ein dummer Einfall, und er glaubt mir natürlich nicht. Ich verrenke mir den Hals, um an den Männern vorbei in den Flur zu spähen. Der Gesichtslose hat sich vielleicht nur hinter eine Ecke zurückgezogen.
    »Das ist der Besuch, den ich erwähnt habe«, sagt Devon, während er zur Pforte geht. Ich höre es piepsen, als er den Zahlencode eingibt, doch die Tonhöhe der Tasten unterscheidet sich nicht, und deshalb kann ich von den Tönen nicht auf die Ziffern schließen. Die Männer treten ein, und Devon drückt hinter ihnen das Gitter zu. »Sie möchten mit Ihnen reden, Michael. Sie kommen vom FBI .«
    Mein Blut fühlt sich an wie Eiswasser.
    »Ich bin Agent Leonard«, sagt der Größere und deutet auf den Asiaten. »Das ist mein Partner, Agent Chu. Wir würden uns gern mit Ihnen unterhalten, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Ich habe niemanden umgebracht.«
    »Das hat auch niemand behauptet.«
    »Sie halten mich für den Wellnesskiller, deshalb sind Sie hier, aber ich bin unschuldig. Ich habe noch nie jemanden umgebracht oder verletzt.«
    »Wir wollen nur mit Ihnen reden«, sagt Agent Chu. »Wir hoffen, Sie können uns helfen.«
    Devon steht neben mir. »Er ist nicht … er ist im Moment nicht ganz gesund. Ich weiß nicht, was Sie überhaupt von ihm erfahren wollen.«
    »Doktor Little hat uns über seinen Zustand unter­richtet«, erklärt Agent Leonard. »Wir wissen, dass er verrückt ist …«
    »Dieses Wort benutzen wir nicht«, unterbricht Devon ihn rasch.
    »Entschuldigung«, sagt Leonard. »Gibt es einen Raum, in dem wir ungestört reden können?«
    Devon führt sie zu einem abgetrennten Therapieraum. Er ist nicht groß und mit einem runden Tisch und einem Kreis aus Plastikstühlen eingerichtet. Ich folge ihnen nicht, doch Devon kommt zurück und schleppt mich hin­über. Er verspricht mir Süßigkeiten.
    »Funktioniert das denn bei den anderen Patienten?«, frage ich.
    »Kommen Sie einfach mit«, sagt Devon. »Die tun Ihnen nichts, sondern stellen Ihnen nur ein paar Fragen.«
    Ich stehe an der Tür und stemme mich gegen den Rahmen, damit er mich nicht hineinschieben kann. »Zuerst müssen die Handys weg.«
    »Was?«
    »Keine Handys, keine Rekorder, keinerlei elektrische und elektronische Geräte«, verlange ich. »Wenn Sie mit mir reden wollen, dann muss ich sicher sein, dass die Anderen nicht zuhören können.« Es sei denn, der ganze Raum ist längst verdrahtet. Wer weiß schon, was der Mann getan hat, den ich im Flur bemerkt habe?
    »Reicht es nicht, wenn wir sie einfach ausschalten?«, fragt Agent Chu. Ich starre ihn an und frage mich, ob er dazugehört und ob er wie der Kerl im Flur aussieht, wenn man ihm das Gesicht wegnimmt. Aber nein, ich bin sicher, dass ich sie sogar ohne Gesichter unterscheiden kann, und dieser Mann sieht anders aus. Keiner der beiden war der Mann im Flur. Ich nicke, und sie schalten die Handys ab.
    Vorsichtig trete ich ein und setze mich dicht neben den Eingang, damit ich jederzeit weglaufen kann. Auch Devon kommt herein und schließt die Tür hinter sich.
    »Beginnen wir mit der Feststellung, dass dies kein Verhör ist«, sagt Agent Leonard. »Wir kennen Ihre Verfassung, wir wissen von den Halluzinationen und Wahnvorstellungen, und uns ist klar, dass alles, was Sie aus­sagen, möglicherweise nur eingebildet ist. Was immer Sie sagen, wird nicht als Beweis gegen Sie verwendet. Einverstanden? Wir wollen Ihnen nur einige Fragen stellen.«
    Ich sitze still da und warte ab. Nach einer Weile spricht Leonard weiter.
    »Sie behaupten, gesichtslose Männer zu sehen. Können Sie uns diese Männer beschreiben?«
    »Sie wissen sowieso schon Bescheid. Sie sind vom FBI und kennen die Verschwörung.« Ich grinse Devon an. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie real sind.«
    »Bitte beschreiben Sie die Männer für uns, Michael, damit wir wissen, dass wir über dieselben Leute reden.«
    »Es sind … Männer ohne Gesichter.«
    »Sie müssen schon etwas genauere Angaben machen. Wenn das Gesicht weg ist – was ist stattdessen zu sehen?«
    »Nichts.«
    »Es muss doch irgendetwas sein. Sogar ein Loch ist etwas .«
    »Kein Loch«, widerspreche ich. »Es ist so, als seien ihre Gesichter … leer. Keine Gesichtszüge, keine Augen, keine Nase, kein Mund.«
    Agent Chu hält sich eine Hand vor das Gesicht. »Sie meinen, einfach nur glatte Haut?«
    »Es ist eher … sie sind verschwommen«, sage ich. »Wie ein

Weitere Kostenlose Bücher