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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Schmierfleck.«
    »Rot?«
    »Hautfarben«, erwidere ich. »Kein Blut oder so. Die Gesichter sind nicht verstümmelt, sie sind einfach … sie sind nicht da. Deshalb bin ich auch nicht der Killer.«
    »Wann haben Sie das letzte Mal einen dieser Männer gesehen?«, fragt Agent Leonard. Er schüttelt leicht den Kopf. »Abgesehen von dem auf dem Flur.«
    »Im Krankenhaus war auch einer.«
    »Hat er aufrecht gestanden wie derjenige, den Sie heute gesehen haben?«
    »Natürlich.«
    »Und davor?«
    »Sie sind auch in die Bäckerei gekommen«, sage ich. »Ich arbeite bei Mueller, und dort ist jede Woche jemand aufgetaucht.«
    Agent Chu schreibt es sich auf. Mein Pulsschlag wird schneller, und ich bemühe mich, ruhig zu atmen. »Ist das wichtig?«
    »Wir sammeln sämtliche Informationen«, erklärt Agent Leonard. »Können Sie uns sagen, wann Sie den Mann in der Bäckerei das letzte Mal gesehen haben?«
    »Es war eine Frau.«
    »Eine gesichtslose Frau?« Er scheint verwirrt.
    »Sie hat Brot gekauft.«
    »Das klingt nicht sonderlich bedrohlich«, wendet Agent Chu ein. »Ich dachte, es handle sich um eine Geheim­organisation, die jeden Ihrer Schritte beobachtet, nicht bloß um Leute aus der Umgebung.«
    »Sie hat mich überprüft«, sage ich. Sein Tonfall gefällt mir nicht – er scherzt nicht mit mir, sondern er meint es ernst. Es klingt … misstrauisch. »Auf diese Weise haben sie mich ständig überwacht.«
    »Wann haben Sie die Frau das letzte Mal gesehen?«
    »Vor etwa einem Monat, denke ich. Kurz vor den zwei Wochen, an die ich mich nicht erinnern kann. Ganz sicher bin ich nicht. Hier drinnen verliert man das Zeitgefühl.«
    »Können Sie beschreiben, wie diese Personen gekleidet waren?«, fragt Agent Leonard.
    »Die Frau in der Bäckerei hatte ganz normale Kleidung an, glaube ich. Ein Kleid mit … mit Blumenmuster.« Es fällt mir schwer, mich zu erinnern. Ich habe sie sowieso nicht genau gesehen, weil ich mich immer hinten versteckt habe, wenn sie gekommen ist.
    »Heutzutage tragen nicht mehr viele Hausfrauen Kleider.« Agent Chu notiert es. »Wenn sie real ist, müssten wir sie leicht finden.«
    »Sie ist real«, beharre ich.
    »Hat sonst noch jemand diese Frau gesehen?«
    »Aber natürlich. Sie hat doch jede Woche Brot gekauft.«
    »Kam es den anderen Mitarbeitern nicht komisch vor, dass die Frau kein Gesicht hatte?«
    Daran habe ich noch nicht gedacht. War Mister Mueller an der Verschwörung beteiligt? Haben sie ihn dafür bezahlt, dass er den Mund hielt? Ihm vielleicht sogar gedroht? Oder konnte er die Frau gar nicht sehen?
    Wenn ich nun der Einzige bin, der die Gesichtslosen sieht?
    »Michael?«
    Ich erschrecke. »Was ist?«
    »Haben Sie die Frage gehört?«
    »Diese Frage will ich nicht beantworten.«
    »Nun gut«, sagt Agent Leonard. »Was war mit dem Mann im Flur – was hat er getragen?«
    »Einen grauen Anzug«, sage ich. »Einen Hut wie …« Hilflos deute ich auf den Kopf, weil ich es nicht genau beschreiben kann. »Ähnlich wie ein Cowboyhut, aber mit schmaler Krempe. Er sah elegant aus. So ein klassischer grauer Hut, den man zum Anzug trägt.«
    »Ein Filzhut.«
    »Kann sein.«
    Die Agenten wechseln einen Blick. Agent Chu steht auf. »Ich versuche, ihn zu erwischen, ehe er das Gebäude verlässt.«
    »Dann haben Sie ihn bemerkt! Ich wusste es!«
    »Ja, Michael. Er ist uns im Flur begegnet. Allerdings hatte er ein Gesicht.«
    Agent Chu geht hinaus, und Devon begleitet ihn, um ihn durch die Pforte zu lassen. Ich wende mich an Agent Leonard.
    »Sie müssen mich hier herausholen. Wenn Sie den Mann finden und verhören, werden Sie erfahren, dass diese Einrichtung ein Teil des Plans ist. Sie halten mich gegen meinen Willen fest, und Sie müssen mich herausholen.«
    »Können Sie noch andere Gesichtslose beschreiben?«
    »Sie hören mir nicht zu«, beklage ich mich. »Sie müssen mir glauben. Der Mann ist wahrscheinlich ein Manager oder der Eigentümer oder so etwas. Er leitet dieses Haus, das garantiere ich Ihnen, und sobald er mitbekommt, dass ich ihn verraten habe, lassen sie mich verschwinden. Vielleicht weiß er sogar schon Bescheid. Haben Sie das Handy wirklich ausgeschaltet?«
    »Wir reden mit ihm«, erklärt Agent Leonard. »Aber nicht etwa deshalb, weil wir ihn wegen irgendeiner Straftat verdächtigen. Wir möchten nur wissen, warum Sie manche Menschen als gesichtslos wahrnehmen.«
    »Weil sie mich umbringen wollen!«
    »Michael, haben Sie irgendwann einmal einen dieser Gesichtslosen in einer Art

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