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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Ich weiß auch nicht, ob ich Ihnen trauen kann, aber hier ist etwas im Gang, das uns alle betrifft. Verstehen Sie? Eine sehr große und verrückte Sache. Wenn ich nicht bald herausfinde, was los ist, weiß ich nicht, was noch passieren wird. Uns allen.«
    Doktor Little betritt den Raum. Er redet mit einem anderen Wachmann. Anscheinend hat er sich hastig angezogen, das schüttere Haar schwebt ihm als unordentliche Wolke über dem Kopf. Wahrscheinlich hat man ihn geweckt. »Und sonst war niemand auf dem Flur?«, fragt er den Wachmann gerade.
    »Niemand«, erklärt der Wächter. »Nur Dave, Sharon und der Patient. Der Raumpfleger ist noch gar nicht da.«
    »Also gut, vielen Dank, dass Sie mir Bescheid gesagt haben.« Dann wendet sich Doktor Little an mich, tritt zum Bett und setzt wieder das breite, herablassende Lächeln auf. »Guten Abend, Michael. Wie geht es Ihnen?«
    »Ich wusste nicht, dass es Ihr Büro war«, sage ich rasch. »Ich wollte nur verschwinden, ich hatte nichts Böses vor.«
    »Er kann nicht lange in Ihrem Büro gewesen sein, Doktor«, wirft der Wachmann ein. »Er ist ziemlich verwirrt.«
    »Ja, danke.« Der Arzt tätschelt den Arm des Mannes. »Ich komme zurecht, vielen Dank.«
    Der Wächter sieht mich an, wirft einen prüfenden Blick auf die Gurte und nickt. »In Ordnung, Doktor.« Er geht hinaus, und Doktor Little zieht den einzigen Stuhl heran und setzt sich.
    »Sie haben sich meine Akten angesehen, Michael«, sagt er. »Was haben Sie gesucht?«
    »Den Ausgang, sonst nichts. Einen Ausgang.«
    »Sie waren schon zum Ausgang unterwegs, aber dann sind Sie umgekehrt. Das habe ich der Aufzeichnung entnommen.«
    »Ich …« Jetzt haben sie mich schon wieder erwischt. Wenn ich ihm verrate, was ich wirklich gesucht habe – einen Hinweis auf die Verschwörung –, dann hält er mich entweder für verrückt oder fürchtet, ich sei der Wahrheit zu nahe gekommen. Ich ringe mit mir, denn irgendwann muss ich auch mal jemandem vertrauen. Aber sicher nicht ihm. Warum sind Lucy und die Reporterin nicht wiedergekommen? Ich schließe die Augen. »Ich habe es nicht bis dorthin geschafft.«
    »Hatten Sie Angst, man könnte Sie entdecken?«, fragt er. »Auf dem Rückweg mussten Sie an den Leuten vorbei, die bereits gewarnt und misstrauisch waren. Das war doch sinnlos …« Er hält inne, legt den Kopf schief und lächelt. »Ah – die Cafeteria.«
    »Was?«
    »Ihre Angst vor elektrischen und elektronischen Geräten. Sie sind vor der Cafeteria stehen geblieben und umgekehrt. Dort gibt es viele Stromkabel, Sender und elektromagnetische Felder. Sie haben es nicht geschafft, dort vorbeizugehen.«
    Ich schweige beharrlich und verfluche ihn innerlich. Wie soll ich einen Mann täuschen, der dafür bezahlt wird, mich zu analysieren? Wenigstens weiß er noch nicht, was ich wirklich suche.
    »Das erklärt einiges.« Er reibt sich das Kinn. »Auf dem Überwachungsband sieht es tatsächlich so aus, als seien Sie in mein Büro geschlüpft, um sich zu verstecken. Ich habe keine Ahnung, wie Sie den Code für die Pforte her­ausbekommen haben, aber das lässt sich leicht in Ordnung bringen. Viel neugieriger bin ich allerdings, was es mit Ihren unwillkürlichen Muskelzuckungen auf sich hat. Seit wann ist es denn so schlimm?«
    Der Arm zuckt immer noch unter dem Gurt. Ich schüttle den Kopf und lache. Es klingt verbittert und falsch. »Wollen Sie mir wirklich einreden, Sie wüssten darüber nicht Bescheid?«
    »Ich wusste nicht darüber Bescheid, Michael. Ich tue, was in meinen Kräften steht, aber ich möchte zunächst von Ihnen hören, wie lange es schon so schlimm ist.«
    »Dann geben Sie es zu?« Ungläubig beuge ich mich vor. »Sie geben einfach so zu, dass Sie daran beteiligt sind?«
    »Woran sollte ich beteiligt sein?«
    »Sie kontrollieren mich! Sie und die Gesichtslosen. Sie arbeiten für diese Leute, und Sie dringen in meinen Kopf ein und steuern meinen Körper.« Klick-klick-klick. »Verdammt, ich kann nicht mal richtig reden!«
    »Bitte, Michael.« Er streckt beschwichtigend die Hand aus. »Bitte, bleiben Sie ruhig. Ich versichere Ihnen, dass niemand versucht, Ihre Bewegungen zu steuern.«
    Der Arm zuckt. »Wie können Sie das behaupten? Sehen Sie mich doch an!«
    »Was Sie erleben, nennt man Spätdyskinesie. Das ist eine häufige Nebenwirkung des Loxitan. Sie bekommen zurzeit sechzig Milligramm am Tag. Reaktionen wie diese kommen gelegentlich vor, wenngleich sie sich bei Ihnen sehr schnell entwickelt haben.«
    »Wollen Sie

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