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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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damit sagen, es liegt an den Pillen?«
    »Genau. Unwillkürliche Bewegungen, wie zum Beispiel Ihr Nicken in diesem Augenblick, und die heftigen Armbewegungen auf dem Überwachungsband. Ich möchte mich entschuldigen, weil ich Sie nicht schon früher auf mögliche Nebenwirkungen hingewiesen habe. Wir wollten Sie nicht unnötig beunruhigen und wussten auch nicht, dass sie so bald auftreten würden. Möglicherweise reagiert Ihr Körper besonders stark auf Medikamente. Wie auch immer, die Dyskinesie hat keine langfristigen Folgen, ist aber momentan so ausgeprägt, dass wir das Loxitan ganz absetzen müssen.«
    »Gott sei Dank.«
    »Leider ist dies die einzige Möglichkeit. Die Wahnvorstellungen und Halluzinationen sind noch vorhanden, das Loxitan wirkt offensichtlich nicht, und wir können die Dosis nicht weiter erhöhen.«
    »Warten Sie!« Ich werfe mich nach vorn, so weit es die Gurte zulassen. »Ich habe keine Halluzinationen, Doktor. Sie müssen mir glauben. Wenn mein Kopf wirklich so durcheinander wäre, wie hätte ich da entkommen können?«
    »Michael, Sie leiden unter Wahnvorstellungen, aber Sie sind nicht dumm. Eigentlich sind Sie sogar sehr intelligent – das sind die meisten Schizophrenen. Aber Sie sind krank, und wir möchten Ihnen helfen. Die Medikamente sind der einzige Weg …«
    »Wollen Sie mir denn noch mehr Pillen geben?«
    »Wir werden Seroquel einsetzen, das in gewisser Weise …«
    »Wenn ich Ihre Pillen nehme, verliere ich die Kon­trolle über den eigenen Körper, und daraufhin geben Sie mir noch mehr davon? Was tun Sie mir da an?«
    »Loxitan wirkt auf die Dopaminrezeptoren Ihres Gehirns«, erklärt er ruhig. »Das Seroquel beeinflusst zugleich das Dopamin und das Serotonin, es sollte also besser wirken.«
    »Warum haben Sie nicht gleich damit angefangen?«
    »Die Nebenwirkungen sind möglicherweise noch stärker, deshalb setzen wir es ungern ein, wenn es nicht sein muss. Wir haben es zuerst mit dem Loxitan versucht, weil …«
    »Nein.« Ich schüttle den Kopf. »Auf keinen Fall. Haben Sie denn keine Vorstellung, was das mit meinem Gehirn anstellt?«
    »Das Mittel bringt es in Ordnung.«
    »Es grillt mir das Gehirn! Wenn Sie mit mir fertig sind, werde ich keins mehr haben und nur noch dahinvegetieren.«
    »Dieses Mittel wirkt ganz anders als das letzte, deshalb gibt es, was Risiken und Nebenwirkungen angeht, auch keine Überschneidungen. Wir beginnen mit der niedrigsten Dosis und steigern sie, bis wir ein Ergebnis erzielen.«
    »Oder bis ich tot bin.«
    »Die möglichen Nebenwirkungen des Seroquels sind lästig, aber keinesfalls tödlich.« Er wischt meine Ängste mit einer Handbewegung weg. »Auch hier besteht ein geringes Risiko einer Spätdyskinesie, aber wie ich schon sagte, der Wirkmechanismus ist völlig anders, und es sollte keine Überschneidungen geben. Außerdem werden wir Sie, da wir nun wissen, wie empfindlich Sie reagieren, viel genauer überwachen. Sobald auch nur die leisesten Anzeichen auftreten, setzen wir die Behand­lung sofort ab.«
    »Und was sonst noch? Sie sagten, es sei schlimmer als das erste Mittel.«
    »Seroquel ist zugleich ein starkes Sedativum«, erklärt er. »Manche Menschen benutzen es sogar als Droge.«
    »Ist das so schlimm?«
    »Es ist sehr stark«, sagt er. »Sie werden schlafen wie ein Murmeltier, aber mit dem schlimmsten Kater aufwachen, den Sie je hatten. Wir können das mit anderen Mitteln ein wenig dämpfen, aber ich möchte Sie erst beobachten und sehen, wie es bei Ihnen wirkt.«
    »Nein«, sage ich noch einmal und schüttle den Kopf. »Das erlaube ich Ihnen nicht.«
    »Ich fürchte, Sie haben keine Wahl, Michael.« Er winkt in Richtung der Tür, woraufhin drei große Pfleger hereinkommen. Einer reicht Doktor Little einen kleinen Plastikbecher. »Es geschieht zu Ihrem eigenen Besten.« Sie packen mich, ich sträube mich, doch die Gurte lassen mir keinen Spielraum. »Wir wollen Ihnen nur helfen.« Die Pfleger halten mich fest und drücken mir den Kopf zurück, bis ich zur Decke blicke. Doktor Little seufzt. »Wenn Sie es darauf anlegen, können wir uns auch mit Gewalt durchsetzen.«
    Ich halte den Mund fest geschlossen, doch er stellt den Becher weg und nimmt eine Spritze. Die Pfleger fixieren mich, obwohl ich alle Muskeln anspanne und mich weiter wehre. Dann spüre ich den Einstich in der Schulter, ein heißer Schmerz hält fünf, sechs, sieben Sekunden lang an und klingt langsam ab. Die Pfleger lassen los, und ich bäume mich auf, strampele mit den

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