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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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kleinen Bach. Vielleicht kann ich sie dort endgültig abschütteln. Ich laufe einen weiteren Block nach rechts, ducke mich unter dem Schlagbaum zum Parkplatz hindurch und drücke mich an dem winzigen Golfgeschäft vorbei auf das Grün. Die Luft riecht süß, obwohl ich immer noch die Ausdünstungen der Hunde in der Nase habe. Am Rand einer Baumgruppe halte ich an und warte, bis der knatternde Hubschrauber vorbei ist, dann sprinte ich über das offene Gelände. Der Bach ist nur ein Rinnsal, trotzdem platsche ich hastig hindurch und sehe mich über die Schulter nach Verfolgern um. Bisher hat mich noch niemand bemerkt. Ich folge dem Bach bis zum Zaun am Ende des Geländes, dann laufe ich am Zaun entlang, bis ich eine Lücke entdecke. Auf der anderen Seite stehen heruntergekommene kleine Häuser. Noch eine halbe Meile, dann bin ich zu Hause.
    Ich rieche die Hunde nicht mehr und mache mir Sorgen, der Wind könne sich gedreht haben. Andererseits höre ich sie auch nicht mehr – vielleicht habe ich sie im Bach tatsächlich abgehängt. Aus einem Gebüsch heraus beobachte ich einen Streifenwagen, der die nächste Straße hinunterfährt. Sobald er vorbei ist, wende ich mich in die entgegengesetzte Richtung. Hinter einer hohen Mauer höre ich Schritte und Rufe und laufe schneller. Ich bin fast da.
    Wenn die Polizei bereits die Umgebung absucht, dann weiß sie, dass ich nach Hause will, und wird mich dort erwarten. Wie komme ich an den Beamten vorbei? Auf einmal explodiert die Luft über mir, ein starker Wind kommt auf, ein unerträglicher Lärm dringt auf mich ein. Der Hubschrauber schwebt direkt über mir, der Suchscheinwerfer wandert zwischen den Häusern hin und her. Ich renne zu einem Schuppen im nächsten Hof. Er ist dunkel und mit Gerätschaften vollgestopft, doch er schützt mich vor dem Licht. Der Hubschrauber fliegt weiter, und das Dröhnen der Rotoren weicht dem Hundegebell. Sie wittern mich. Mit bloßen Händen taste ich den Boden des Schuppens nach einem Gegenstand ab, der sich als Waffe benutzen lässt, und finde einen Wagenheber – zu schwer, denke ich, und lege ihn wieder weg. Eine kurze Schaufel ist so wenig geeignet wie eine Gartenschere und eine wackelige Handsäge. Endlich entdecke ich ein dickes Eisenrohr. Es ist ungefähr einen halben Meter lang und liegt schwer und massiv in der Hand. Ich spähe aus dem Schuppen hinaus und sehe auf der anderen Straßenseite eine dunkle Gestalt vorbeigehen. Sobald sie verschwunden ist, schleiche ich in den Hinterhof. Ich bin fast zu Hause. Wenn ich über ein paar Zäune springe, gelange ich hinter unser Haus und kann vielleicht durch die Küchentür hineinschleichen, ohne bemerkt zu werden. Nur noch wenige Häuser.
    Ich steige über den ersten Zaun, während ich das Rohr ungeschickt mit einer Hand festhalte. Drüben springe ich in den nächsten Hof hinunter – nichts. Das Hundegebell wird lauter, wieder nähert sich der Hubschrauber. Ich laufe durch das Gras zum nächsten Zaun. Dort überlege ich kurz, was ich mit dem Rohr tun soll, und werfe es schließlich hinüber, um hinterherzuklettern. Wieder ein leerer Hof. Ich hebe das Rohr auf und renne zum letzten Zaun. Als ich Stimmen höre, bleibe ich wie angewurzelt stehen.
    »Bist du sicher, dass er kommt?«
    Sie sind schon da. Sie warten in der Einfahrt.
    »Das behauptet jedenfalls der Chief.« Es sind also mindestens zwei Beamte. Ich gehe langsam über die Wiese und beuge mich zum Zaun vor, ohne ihn zu berühren. Ein Funkgerät krächzt.
    »Der Verdächtige wurde von zwei Beamten auf der Damen Street gesichtet. Wiederhole, Michael Shipman wurde gesichtet. Der Verdächtige ist geflohen und will vielleicht nach Hause. Der Verdächtige ist nicht bewaffnet, wiederhole: Er ist nicht bewaffnet. Verbleib der Waffe nicht bekannt.«
    Ich wiege das Rohr in der Hand. Wenn sie glauben, ich sei unbewaffnet, bin ich im Vorteil. Wie viele erwarten mich in der Einfahrt? Kann ich sie ausschalten, ehe sie Verstärkung anfordern? Ehe sie die Waffen ziehen?
    Ich denke an Jimmy und die Made hinter den Mülltonnen. Wage ich es überhaupt, jemanden anzugreifen?
    »Unglaublich, was er mit dem Typ angestellt hat«, sagt einer der beiden. »Hat ihm mitten in die Brust geschossen, peng! Ohne Vorwarnung. Der Typ hat einfach dagesessen und wollte ihn beruhigen, und er schießt ihn aus heiterem Himmel nieder, einfach so.«
    »Das ist verrückt«, antwortet der zweite Cop. »Findest du nicht auch?«
    Ich schleiche zum Ende des Zauns, um sie zu

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