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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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nur eine Veränderung seiner Strategie – eine neue Taktik, damit du unachtsam wirst.«
    Vanek lacht. »Oh, sie ist gut, Michael. Sie ist sehr gut. Warum sind nur Ihre Halluzinationen so viel klüger als Sie selbst?«
    »Ihr seid alle ein Teil von mir«, antworte ich. »Ihr seid nur so klug, weil mein Bewusstsein euch so erschafft.«
    »Dann setzen wir Ihren Geist nutzbringender ein als Sie selbst«, entgegnet Vanek. »Sie sollten ihn deshalb einfach uns überlassen, und die Sache ist erledigt.«
    »Ich dachte, Sie wollten mich mit Gewalt übernehmen.«
    »Wäre es Ihnen nicht auch lieber, wenn es sanfter abliefe?«
    »Nein.« Lucy beugt sich vor. »Du hast recht, Michael. Er kann dich nicht mit Gewalt übernehmen, weil er festsitzt, genau wie ich. Er kann nichts tun oder wissen, wenn du es nicht zuerst tust oder weißt.«
    Ich werfe Vanek einen Blick zu. Er schüttelt den Kopf und lächelt verschlagen. »Wie oft habe ich in den letzten Monaten andere Patienten verscheucht? Wie oft habe ich einen Pfleger gerufen oder den Ärzten eine Frage gestellt? Entweder, ich habe einen eigenen Körper, oder ich kontrolliere den Ihren. Was ist denn wohl bei jemandem, der durch tote Telefone spricht und aus dem Nichts in einem fahrenden Auto erscheint, die einleuchtendere Erklärung?«
    »Sie können mich nicht kontrollieren.«
    »Und warum kann ich dann so etwas tun?« Er greift zum Wählhebel und stellt einen niedrigeren Gang ein. Der Motor bockt und heult auf, wir werden sofort langsamer. Ich schlage ihm auf die Hand und schalte zurück, dabei trete ich auf das Gaspedal, um wieder zu beschleunigen. Wir nähern uns dem Stadtrand.
    Vanek verschränkt die Arme vor der Brust. »War das nun meine oder Ihre Hand auf dem Hebel? Sehen Sie ein, dass Ihre Wahrnehmungen Sie in die Irre führen?«
    »Doktor Little wusste von Ihnen«, sage ich. »Er verabscheut Sie.«
    »Er wusste, dass Sie mit einem eingebildeten Mann namens Doktor Vanek gesprochen haben.« Vanek nickt. »Genau davon wollte er Sie ja heilen. Verständlich, dass er mich hasst.«
    »Sie haben mir jahrelang Clonazepam verschrieben«, erwidere ich kopfschüttelnd. »Sie haben ein Büro in der Cicero Avenue. Ich habe mit Ihrer Sprechstundenhilfe gesprochen. Ist sie auch nicht echt?«
    »Vielleicht chirurgisch aufgemotzt, aber sonst in jeder Hinsicht völlig echt.« Doktor Vanek lehnt sich zurück und lächelt überlegen. »Michael, Sie vergessen immer, dass Sie die Welt durch einen schizophrenen Filter wahrnehmen. Jeder Anblick, jedes Geräusch, jeder Geruch sind eine Mischung aus echten Reizen und Ihren geis­tigen Konstrukten. Wenn jemand mit Ihnen redet und das Gehirn sagt Ihnen, dass ich es bin, dann sehen Sie mich. So einfach ist das.«
    »Das …« Ich starre ihn an. Dann greife ich nach hinten zum Rucksack und halte das Lenkrad mit nur einer Hand. Ich ziehe den Rucksack nach vorn, öffne ihn und nehme ein Pillenfläschchen heraus. Blinzelnd betrachte ich das Etikett, während ich es mir dicht vor die Augen halte, aber es ist zu dunkel, und ich erkenne nichts. Böse blicke ich zu Vanek hinüber, der die Augenbrauen hochzieht. Ich schalte die Innenbeleuchtung an und lese das Etikett: Doktor Little.
    Ich blicke zwischen Vanek und dem Etikett hin und her und werde wütend. »Ist die Flasche auch nicht echt?« Ich werfe sie gegen die Windschutzscheibe, sie prallt zurück und fällt zwischen Vaneks Füßen auf den Boden. »Wie soll ich überhaupt noch etwas beurteilen?«
    »Glauben Sie, Sie sind der Einzige, der Probleme hat?«, fragt er. »Lucy hat recht, wir sind ebenso Gefangene Ihrer verdrehten Realität wie Sie selbst. Sie glauben, Ihre Wahnvorstellungen seien schlimm, aber versuchen Sie mal, in der Wahnvorstellung eines anderen Menschen zu leben. Ich frage mich, wie Ihnen das gefiele.«
    Wieder starre ich ihn an, dann richte ich den Blick auf die Straße und schüttle den Kopf. »Ich muss Sie nicht sehen. Ich muss Sie nicht hören. Sie sind nicht real.«
    Vanek nimmt die Brille ab und reibt sich die Augen. »Nicht schon wieder, Michael. Dazu haben wir keine Zeit.«
    »Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs …«
    »Glauben Sie, Doktor Jones’ lächerliche Methoden wirken bei mir?«
    »… sieben, acht, neun, zehn, elf …«
    »Soll das ein Psycho-Exorzismus werden? Sie sprechen die heiligen Worte und verbannen mich ins Nichts?«
    »… zwölf, dreizehn, vierzehn, fünfzehn, sechzehn …«
    Im Rückspiegel erkenne ich einen neuen Umriss. Eine schwarze Männergestalt, sie

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