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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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leider auch nur lieb und zärtlich, wenn wir alleine waren. Nicht dass ich unbedingt mehr mit ihm machen wollte (zumindest noch nicht), aber es kam mir komisch vor, dass er es nicht versuchte. Ich erwähnte das zwar nie (natürlich nicht), aber insgeheim quälte es mich. Warum wollte er mich nicht? Was stimmte nicht mit mir? Also abgesehen von meinen Oberschenkeln (wabbelig), Brüsten (klein), Hüften (breit) und so weiter. Ich versuchte mir einzureden, dass er mich eben respektierte, aber im Grunde meines Herzens wusste ich, dass das Blödsinn war. Ich war einfach nicht begehrenswert.
    Am Valentinstag bestätigte sich diese Vermutung auf grausame Weise. Ich hatte dem Tag entgegengefiebert. Zum ersten Mal in meinem Leben würde ich eine Valentinskarte bekommen. Eine richtige, keine, die meine Mutter mit schlecht verstellter Schrift geschrieben hatte. Vielleicht gab es sogar Blumen. Ich kam beinahe um vor Vorfreude. Als ich an diesem Tag das Haus verließ, um zur Schule zu gehen, war die Post noch nicht da, aber das war mir egal. Wahrscheinlich würde Julian mir die Karte ohnehin persönlich geben, und das wäre sowieso besser, denn dann konnte ich sie gleich allen zeigen. Den ganzen Tag hoffte ich vergebens, ihm über den Weg zu laufen, suchte nach ihm, konnte ihn aber nicht finden. Ich hing noch eine halbe Stunde nach Schulschluss am Haupteingang herum, aber ich hatte kein Glück. Schließlich ging ich enttäuscht nach Hause.
    Daheim öffnete ich die Tür und entdeckte auf der Fußmatte unter einem großen, offiziell aussehenden Schreiben die Ecke eines zinnoberroten Umschlags. Mein Herz machte einen Sprung. Ich warf meine Tasche auf den Boden und packte den Brief, die Rechnungen und Werbesendungen ließ ich einfach wieder auf den Teppich fallen. Ich riss den Umschlag auf und entdeckte zu meiner Überraschung ein impressionistisches Bild auf der Vorderseite der Karte: Monets Garten in Giverny. Das passte so gar nicht zu Julian. Ich klappte die Karte auf und las: Liebste Elizabeth, alles Gute zum Valentinstag. In Liebe, C.
    Erst jetzt warf ich einen Blick auf die Vorderseite des Umschlags, die ich in meiner Eile ignoriert hatte. Die Karte war an Mrs. E. Blake adressiert. Sie war nicht für mich, sondern für Mom. Und sie stammte nicht einmal von Dad, sondern von Charles. Hatten sie was miteinander?
    Mir wurde übel, ich riss die Karte in Fetzen, warf sie in den Mülleimer und versteckte die Schnipsel unter Bananenschalen und Teebeuteln. Ich konnte es nicht fassen. Ich bekam nichts von Julian, aber Mom bekam eine Karte von Charles. Das Schlimmste war eingetreten. Ich schleppte mich nach oben, schmiss Nowhere in den CD-Player, drehte Dreams Burn Down auf, dann warf ich mich bäuchlings aufs Bett.
    So lag ich noch immer da, in meiner Schuluniform, das Gesicht unter Kissen vergraben, als es an der Tür klingelte. Einen Moment lang wusste ich nicht, was ich tun sollte. Was, wenn es Charles war? Oder Dad?
    «Nicole?», hörte ich jemanden rufen. «Bist du zu Hause?»
    Julian! Ich freute mich so sehr, seine Stimme zu hören, dass ich ganz vergaß, dass ich meine Schuluniform anhatte und furchtbar aussah. Ich rannte die Treppe hinunter, riss die Tür auf, warf mich ihm an den Hals und küsste ihn, bis ich merkte, dass er mich nicht zurückküsste.
    Irgendetwas stimmte nicht. Als er an mir vorbei ins Haus ging, wich er meinem Blick aus, wirkte aufgewühlt und abweisend. In der Küche schenkte ich uns beiden Saft ein. Er winkte ab, als ich ihm das Glas hinhielt.
    «Kannst du mir da was Stärkeres reintun?», fragte er.
    «Jules», sagte ich lachend, «es ist halb sechs. Mom kommt bald nach Hause. Sie bringt mich um, wenn …»
    «Verdammt, Nicole.»
    «Was? Was ist los?» Ich streckte die Hand nach seiner aus, doch er zuckte zurück.
    «Nichts. Ich bin bloß … Mir war nach einem Drink.»
    «Tja, hier kannst du nichts trinken.»
    «Okay, dann gehe ich woandershin.»
    «Julian …» Ich streckte wieder die Hand nach ihm aus, aber er war bereits zur Tür hinaus und im Flur.
    An der Haustür drehte er sich um. Er schaute mir fest in die Augen und sagte: «Es funktioniert einfach nicht. Du und ich. Du bist ein tolles Mädchen, Nic, aber es ist nicht das Richtige …»
    «Jules, bitte nicht …» Ich begann zu weinen.
    «Oh nein …»
    «Julian, ich liebe dich.» Das sagte ich ihm zum ersten Mal und meinte es bitterernst.
    «Nein, das tust du nicht, Nic», sagte er traurig. Dann ging er hinaus und ließ mich schluchzend

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