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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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Alki bin. Das sind nicht die einzigen Gründe dafür, dass ich hierbleiben will.»
    Ich fühlte, wie mein Puls raste.
    «Ich dachte, weißt du, wenn du auch willst, dass wir vielleicht …»
    «Vielleicht was?»
    «Ich weiß nicht so genau. Wir könnten es miteinander versuchen. Du und ich.»
    Das war die unbeholfenste Liebeserklärung meines Lebens. Irgendwie lustig: Aidan, der sonst immer so cool blieb, saß hier vor mir und stammelte herum wie ein Dreizehnjähriger. Ich lächelte.
    «Also, Aidan, ich bin mir nicht sicher –»
    «Ich möchte mit dir zusammen sein, Nic. Ich denke pausenlos an dich. Ich habe dich vermisst.»
    Wie lange hatte ich mir gewünscht, das von ihm zu hören. Doch jetzt, wo er es tatsächlich aussprach, klang es fast auswendig gelernt. Wie eine Lüge. Ich rückte ein wenig von ihm ab.
    «Ja klar, habe ich gemerkt, so oft, wie du mich angerufen hast.»
    «Tut mir leid, Nic, du weißt doch, wie ich bin. Wenn ich arbeite … Diese Sachen nehmen mich gefangen.»
    «Das ist keine Entschuldigung, Aidan.» Plötzlich war ich sauer auf ihn, ich konnte mich, konnte uns durch Alex’ Augen sehen, und was ich sah, gefiel mir nicht. «Nach dem letzten Mal, als du hier warst, war ich ziemlich durcheinander. Was du mit mir machst – plötzlich in meinem Leben auftauchen und genauso plötzlich wieder verschwinden –, das verunsichert mich komplett.»
    «Ich weiß, und es tut mir leid, aber das wird nicht mehr passieren, das verspreche ich dir …»
    «Mach mir keine Versprechungen. Und komm nicht zurück nach England, nur um bei mir zu sein. Ich weiß nicht mal genau, ob ich mit dir zusammen sein will, weil ich auf dich nicht zählen kann. Ich kann mich nicht auf dich verlassen. Du hast mich immer wieder im Stich gelassen.»
    Ich stand auf und ging weg.
    «Wo willst du hin?», rief er mir hinterher.
    «Zur U-Bahn, und dann fahre ich nach Hause.»

    Aidan lief den ganzen Weg lang hinter mir her und folgte mir in die U-Bahn. Er saß auf dem Sitz neben mir, hielt meine Hand und schwieg. Ich hatte nicht die Kraft, ihm zu sagen, er solle mich in Ruhe lassen. Ohne ein Wort gewechselt zu haben, kehrten wir in die Wohnung zurück. Alles lag im Dunkeln, Julian und Alex waren noch unterwegs. Es war kurz nach drei. Wir machten kein Licht, als wir uns gegenseitig auszogen auf dem Weg vom Flur ins Wohnzimmer und durch den Flur in mein Zimmer.

    Am nächsten Morgen wachte ich um kurz nach sieben auf, schlüpfte aus dem Bett und sammelte möglichst leise unsere Kleider ein. Alex’ und Julians Türen waren geschlossen. Ich hatte nicht gehört, wie sie nach Hause gekommen waren. Schnell machte ich Wasser heiß und kochte zwei Becher Kaffee, mit viel Milch für mich, schwarz mit Zucker für Aidan.
    Dann ging ich in mein Zimmer zurück und stupste ihn mit meinem Knie an, damit er aufwachte. Ich überreichte ihm den Becher und erteilte ihm den Marschbefehl.
    «Du musst gehen», sagte ich. «Ich will nicht, dass du hier bist, wenn Alex aufwacht. Sie macht mir sonst die Hölle heiß.»
    «Das geht sie nichts an, Nic», protestierte er verschlafen und fuhr mit der Hand unter das übergroße The-Cure-T-Shirt, das ich trug. Es war eines von Julians abgelegten.
    «Mag sein, ich möchte trotzdem, dass du gehst. Ich muss über alles nachdenken, und wenn du dabei im selben Zimmer bist, kann ich keinen klaren Gedanken fassen. Konnte ich noch nie.»
    Aidan grinste mich an, müde, verlangend, provokant. Unwiderstehlich. Eine Stunde später brachte ich ihn nach unten zu seinem Motorrad und gab ihm einen Abschiedskuss. Die Straße war menschenleer; am ersten Tag des neuen Jahres (nicht des neuen Jahrtausends) hatte es noch niemand aus den Federn geschafft. Wir waren wieder einmal allein.
    «Ich rufe dich nachher an», sagte er, als er sich auf sein Motorrad schwang.
    «Bitte nicht», entgegnete ich, wobei ich mich zum ersten Mal nicht vollkommen machtlos fühlte und zumindest ein wenig Kontrolle über unsere Beziehung hatte. Aidan würde hier bleiben, ich brauchte keine Angst zu haben, ich hatte das Sagen. Zum Abschied küsste er mich noch einmal lange und intensiv.
    «Ich liebe dich, Nic», sagte er. «Es ist mein Ernst, ich bin in dich verliebt.»
    Mein Herz setzte aus. Aidan lächelte, setzte den Helm auf und fuhr die Straße hinunter. Die Kontrolle war mir schon wieder entglitten.

    Wieder oben in der Wohnung ging ich in die Küche, um mir noch einen Kaffee zu kochen. Der Weg zum Wasserkocher war jedoch versperrt. Vor mir

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