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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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mal angesehen.»
    «Weil er unsicher ist. Und ein schlechtes Gewissen hat. Außerdem macht Alex ihm die Hölle heiß.»
    Das war nicht von der Hand zu weisen. Mir erschien er auch unsicher. Das war allerdings sehr seltsam – Aidan unsicher und auf dem Trockenen? Vielleicht hing das eine mit dem anderen zusammen. Was auch immer der Grund dafür sein mochte, es schien schlimmer zu werden, wenn ich in der Nähe war. Von der Umarmung zur Begrüßung abgesehen, hielt Aidan nämlich Abstand zu mir. Er war nicht unhöflich und überging mich auch nicht einfach. Aber wenn ich etwas sagte, redete er gleich danach mit Julian oder Alex. Ich hatte ihn im Pub ein paarmal dabei erwischt: er beobachtete mich erst und sah genau in dem Moment weg, wenn ich den Kopf in seine Richtung drehte. Jetzt, unten an der Themse, wich er Julian nicht von der Seite. Er schien beinahe Angst davor zu haben, mit mir allein zu sein. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
    Als um Mitternacht das Feuerwerk losging, konnte er sein Spiel nicht länger aufrechthalten. Aidan nahm meine Hand und zog mich an sich. Dann sagte er etwas, das ich nicht verstand, weil der Lärm der Menge und das Feuerwerk zu laut waren. Er hob mein Kinn an und beugte sich zu mir hinunter, um mich zu küssen. Aber ich drehte den Kopf zur Seite und bot ihm nur meine Wange an, dann befreite ich mich aus seiner Umarmung und fiel lieber Julian um den Hals. Mein Rettungsanker. Als ich Aidan anschließend wieder ansah, lächelte er zwar, wirkte aber verletzt. Ich weiß nicht, was er erwartet hatte.
    Alex, die wie vorausgesagt fror und Schmerzen hatte, weil ihre Schuhe so unbequem waren, beschwerte sich. «Das war scheiße, oder? Wo war die brennende Themse? Ich konnte den Fluss nicht mal sehen. Kommt schon, ich erfriere. Ich will im VIP-Bereich bei einem tollen Kerl auf den Schoß. Gehen wir tanzen.» Sie drehte sich zu Aidan um und gab ihm einen Kuss auf die Wange. «Vielleicht sehen wir uns später noch», sagte sie, griff nach meiner Hand und zog mich mit sich in Richtung U-Bahn.
    «Alex, wir können ihn hier nicht einfach alleine stehen lassen», protestierte ich.
    «Und ob wir das können. Der kommt schon klar. Er findet bestimmt einen Weg, um sich zu amüsieren.»
    «Alex …» Ich warf einen Blick über die Schulter. Julian sagte irgendetwas zu Aidan, und der schüttelte nur den Kopf.
    «Nein, nein, schon gut, geht ruhig», hörte ich ihn sagen.
    «Nic», rief Jules mir hinterher. «Geht ihr Mädels in den Club. Ich bleibe noch ein bisschen bei Aidan.»
    «Nein!», widersprachen Alex und ich im Chor.
    «Das ist doch lächerlich», murmelte Alex. «Wir haben etwas vor. Er kann hier nicht einfach auftauchen und …»
    «Alex, sei nett. Hört mal, wie wäre es, wenn ihr zwei ins Fabric geht. Du und Julian. Ihr wolltet doch tanzen. Ich mag Clubs nicht mal besonders.» Julian sah mich zweifelnd an, Alex zog einen Schmollmund. «Du weißt doch, dass ich nicht so gerne tanzen gehe, Alex.»
    «Ich sollte besser einfach verschwinden …», sagte Aidan.
    «Ja, geh, verpiss dich!», rief Alex, woraufhin wir alle zu lachen anfingen.

    Letzten Endes beschlossen wir, dass Alex und Julian in den Club gehen sollten, während Aidan und ich «abhingen und Neuigkeiten austauschten». Aidan versprach, dafür zu sorgen, dass ich sicher nach Hause kam. Wir marschierten zu viert zur U-Bahn-Station Tower Hill, aber während Alex und Julian die Treppe hinabstiegen, blieben Aidan und ich draußen stehen und sahen uns an, ohne zu wissen, was wir sagen sollten. Die Menge drängte sich an uns vorbei. Nach einigen Momenten verlegener Stille nahm Aidan meine Hand und führte mich zurück zum Fluss hinunter.
    «Lass uns einfach ein Stück spazieren gehen», schlug er vor.
    Wir liefen eine Weile schweigend nebeneinanderher, Hand in Hand, dem immer dünner werdenden Menschenstrom entgegen. Als wir uns auf Höhe der London Bridge befanden, hatte sich Nebel über die Stadt gelegt, der die wenigen verbliebenen Menschen verschluckte.
    «Was ist dir lieber?», fragte ich ihn. «Das Ufer der Themse im eiskalten nebligen London oder Clifton Beach in Kapstadt?»
    «Das ist keine Frage», antwortete er, «auf jeden Fall Südafrika.»
    «Ach, ich weiß nicht, dieser Nebel hat auch seinen Reiz, wenngleich vielleicht einen etwas morbiden. Man hat das Gefühl, Jack the Ripper könnte jeden Moment auftauchen.»
    «Wie entzückend.»
    «Du hast nichts zu befürchten, du siehst nicht nach einer Hure aus.»
    «Ich

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