Du und ich und all die Jahre (German Edition)
erzählt? Hast du ihn gesehen?»
Julian seufzte und schnippte die Zigarettenkippe vom Dach.
«Weil es schon zwei Jahre her ist, Nic, und weil ich wirklich gehofft habe, dass es dich nicht mehr interessiert.»
«Es interessiert mich nicht.»
«Natürlich nicht.» Er legte den Arm um meine Schultern, zog mich an sich und küsste mich auf die Stirn. «Ich habe ihn vor zwei Wochen gesehen, bei der Beerdigung meiner Großmutter. Ich habe keine Ahnung, wann Laure und er sich getrennt haben. Aidan war auch nicht gerade scharf darauf, mit mir darüber zu reden. Wollen wir wieder runter? Dein Freund wird sich fragen, wohin du verschwunden bist.»
Wir kletterten über die Feuertreppe zurück in die Wohnung, wo Karl gerade im Essbereich die Vorspeise servierte. Dom nahm meine Hand und küsste mich auf die Wange.
«Alles okay?», fragte er.
«Alles prima», antwortete ich. Dom rückte mir den Stuhl zurecht. Alex und Julian ließen uns nicht aus den Augen.
«Wie habt ihr zwei euch eigentlich kennengelernt?», fragte Alex und schaute Dom an. Der wirkte verlegen. «Ich war ein Fan», antwortete er und lächelte mich schüchtern an. «Ich hatte Zugang nur für Männer gesehen, den Nic im letzten Jahr für Channel 4 gedreht hat. Na ja, ich fand die Sendung sehr interessant – Arbeitsbedingungen und so sind halt mein Fachgebiet –, und dann las ich ein Interview mit ihr im Independent , und da war dieses Foto …»
Julian brach in Gelächter aus. «Oh mein Gott, das Foto, auf dem sie dieses … ähm … eher knappe T-Shirt trägt?»
«Halt die Klappe», sagte ich schnell und verabreichte ihm einen Tritt unter dem Tisch. Ich war bedenklich rot geworden.
«Genau das», erwiderte Dom. «Ich fand sie umwerfend. Und ihr werdet es nicht glauben, ein paar Wochen später bin ich bei einer Dinnerparty eines alten Freundes vom College, und da ist sie! Er war Berater bei ihrer Sendung.»
«Also war es Schicksal», stellte Alex grinsend fest.
«Ich weiß nicht», sagte Dom, «aber als ich sie sah, war es passiert: Liebe auf den ersten Blick.»
Alex und Julian lachten, Karl pfiff anerkennend, und Mike unterdrückte ein Gähnen. Mein Gesicht leuchtete inzwischen tiefrot.
Nach dem Essen bemerkte ich, wie Alex und Julian im Küchenbereich miteinander tuschelten. Als ich näher kam, verstummten sie sofort, und Alex reichte mir ein Glas Champagner.
«Okay, Mister Lückenbüßer scheint nett zu sein», erklärte sie mit einem breiten Grinsen.
«Er ist kein Lückenbüßer!», protestierte Julian mit gespielter Entrüstung. «Hast du nicht gehört? Es war Liebe auf den ersten Blick!»
Die beiden kicherten und spähten verstohlen hinüber zu Dom, der gerade versuchte, Mike in ein Gespräch zu verwickeln. Mit seinen ein Meter siebzig und der schmächtigen Gestalt wirkte er neben Mikes Rugbyspieler-Figur fast wie ein Junge.
«Ganz ehrlich», beschwichtigte Alex, «der ist wirklich süß.»
Ich verdrehte die Augen. «Er ist süß und kein Lückenbüßer. Herrgott, es ist zwei volle Jahre her, dass Aidan und ich uns getrennt haben.»
«Und seitdem hattest du wie viele Beziehungen doch gleich?», stichelte Julian. «Oh warte – genau: Nicht eine einzige.»
«Unsinn!», unterbrach ich ihn etwas zu laut. Mike und Dom blickten von ihrem eher gezwungen wirkenden Gespräch über die Kricket-Meisterschaften auf.
«Hast du Heath vergessen …?», flüsterte ich.
«Ich sagte Beziehungen, nicht One-Night-Stands», korrigierte Julian.
«… und Peter …»
«… den wir nie zu Gesicht bekommen haben. Ich bin immer noch nicht davon überzeugt, dass er wirklich existiert», unterbrach Alex.
«Was ist mit Clive?»
Die zwei brachen in schallendes Gelächter aus.
«Oh Gott, Clive!», prustete Alex. Ich wusste, es war ein Fehler gewesen, ihn zu erwähnen. «Clive mit den Slippern? Der war genial. Sein Hobby waren doch Modelleisenbahnen, oder?»
«Modell flugzeuge , um genau zu sein. Das ist etwas völlig anderes.»
«Hat er dich nicht zu eurem ersten Date nach Heathrow ausgeführt?»
«Es war das Renaissance Hotel in Hounslow. Dort fand ein internationales Treffen der Hobby-Modellbauer statt.»
Alex und Julian klammerten sich aneinander, weil sie vor Lachen fast umgefallen wären.
«Schon gut, schon gut», lenkte ich ein und unterdrückte selbst ein Kichern. «Ich gebe zu, Clive war in gewisser Weise ein Tiefpunkt. Gut, ich hatte seit Aidan also keine ernsthafte Beziehung. Aber das macht Dom nicht zum Lückenbüßer. Er ist
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