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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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freundlich, witzig und attraktiv. Und erwachsen.»
    Alex gähnte.
    «Sei nicht so gemein, Alex. Vielleicht stehst du hier ja meinem zukünftigen Ehemann gegenüber.»
    «Klar», sagte sie mit einem schiefen Grinsen. Sie angelte noch eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank und schlenderte Richtung Wohnbereich davon. Dabei sang sie Inbetweener .
    «He’s not a prince, he’s not a king, he’s not a work of art or anything …» Er ist kein Prinz, er ist kein König und auch ansonsten nichts Besonderes …
    «Alex, sei still», warnte ich sie und lächelte in Doms Richtung, der jetzt mit Karl über Gus Van Sants letzten Film diskutierte. Mike checkte SMS auf seinem Handy.
    Mike war für uns alle ein Rätsel. Alex und ich hatten nie denselben Männer-Geschmack gehabt, aber bis dahin hatte ich jedes Mal verstanden, was sie an einem Typen fand.
    Bei Mike war mir und Julian das jedoch unerklärlich, und es versetzte uns immer wieder in Erstaunen, dass sie sich nicht längst getrennt hatten. Natürlich hatte er auch seine guten Seiten. Er sah gut aus, hatte einen Haufen Geld, fuhr einen tollen Wagen und wohnte in Chelsea. Mir war klar, warum so jemand für eine kurze Affäre interessant war, aber darüber hinaus ging mir die Sache nicht in den Kopf.
    Alex wusste, dass ich sie nicht verstand, und wir hatten unsere Meinungsverschiedenheit akzeptiert, was Mike anging.
    «Er behandelt mich gut, Nic. Er würde alles für mich tun», erklärte sie. Das glaubte ich ihr: Er behandelte sie wirklich gut, machte ihr wundervolle Geschenke und bezahlte exklusive Reisen wie die nach Verbier, von der sie gerade zurückgekehrt waren. Aber ich hatte die beiden nie zusammen lachen gesehen. Außerdem fand ich es unerträglich, wie er ihr jedes Mal auf den Hintern klatschte, wenn sie an ihm vorbeiging. Ebenso wie die Tatsache, dass er die Daily Mail las, konservativ wählte und sich ständig über die «verdammten Migranten» beschwerte. Und dass, wo er doch auf dem besten Wege war, eine von ihnen zu heiraten. Die Hochzeit war für den kommenden April geplant, und ich sollte Trauzeugin sein. Da half nur lächeln und durchhalten.
    Auch das Hochzeits-Gelaber ging mir wahnsinnig auf die Nerven. Beim Dessert hatten wir die Termine für die letzten drei (DREI!) Anproben der Brautjungfernkleider besprochen («Nur für den Fall, dass du zulegst», erklärte Alex. «Oder abnimmst», fügte sie diplomatisch hinzu); dann war die Auswahl des passenden Gefährts zur Kirche dran («Klassischer Rolls oder was Sportliches? Komplett auf Prinzessin machen und eine Kutsche mieten?); es folgte eine lebhafte Diskussion über die Vorspeise (Schalentiere gegen Lachs). Jetzt waren die Reden dran.
    «Nicole muss natürlich eine halten», verkündete Alex, und ich verschluckte mich an meinem Wein.
    «Nein …», stotterte ich. «Das ist wirklich keine gute Idee.»
    «Frauen halten keine Reden», sagte Mike. «Das widerspricht der Tradition. Außerdem können Frauen einfach nicht witzig sein. Wie viele große Komikerinnen kennt ihr?»
    «Ich glaube, heutzutage nennt man sie eher Comedian», korrigierte Julian. Mike brummte missbilligend.
    «Mike hat absolut recht», stellte ich zum Erstaunen von Julian und Karl fest. «Frauen sollte man sehen, aber nicht hören. Als Redner bei Hochzeiten sind sie völlig fehl am Platz.»
    «Du bist ja nur feige», murmelte Alex.
    «Ich bin Traditionalistin», konterte ich und löste damit in der Runde ungläubiges Gelächter aus. «Aber eines kann ich euch sagen, wenn ihr die Hochzeit von Sussex nach Kapstadt verlegt, wäre ich bereit, meine konservativen Überzeugungen zu vergessen und ein paar hübsche Zeilen zu formulieren …»
    «Genau!», rief Julian. «Ich kann nicht fassen, dass du lieber in einem kitschigen englischen Dorf heiratest, als uns einen Vorwand für einen Urlaub in Südafrika zu liefern.»
    «Tja», erwiderte Mike schroff und stand auf, «nicht alles bei dieser Hochzeit dreht sich um Alex’ Freunde.» Und damit dampfte er in Richtung Bad ab.
    Alex zog eine Grimasse. «Er ist ein wenig empfindlich, was Sussex betrifft. Jeder beschwert sich darüber, dass wir nicht in Südafrika heiraten. Ich glaube, er ist deshalb ein bisschen verletzt.»
    «Das ist nachvollziehbar», sagte Karl liebenswürdig. «Wenn wir heiraten, werde ich das wohl auch in meiner Heimatstadt tun wollen.»
    «Wenn wir heiraten?», erwiderte Julian lächelnd. «Nicht sehr wahrscheinlich, oder?»
    «Vielleicht nicht gerade eine kirchliche

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