Du weckst mein Verlangen
Gesicht, als er beim Verbandswechsel die Brandwunde sah. „Das muss doch wehtun! Wie hast du denn das angestellt, nonna ?“
„Ach, einfach durch meine Ungeschicklichkeit“, winkte Cordelia ab. „Ich hatte mir eine Suppe gekocht. Diese Kupfertöpfe sind einfach schrecklich schwer. Wenn ich das nächste Mal nach Morpeth fahre, werde ich mir einen anderen Topf besorgen.“
„Wie kommst du denn überhaupt in die Stadt oder ins nächste Dorf, seit Morag Stewart weg ist?“ Das war ja einer der Gründe für deren Einstellung gewesen. Sie sollte seine Großmutter zum Einkaufen fahren und bei den Besorgungen begleiten.
„Nun gar nicht mehr, da Dr. Hanley gemeint hat, dass ich viel zu schlecht sehe, um noch selbst am Steuer zu sitzen. Obwohl er sich da täuscht“, fügte sie indigniert hinzu. „Schließlich habe ich während des Krieges in London den Rettungswagen gefahren.“
„Ich weiß, nonna . Du warst – bist – eine ganz außergewöhnliche Frau“, sagte Rocco besänftigend.
Noch ein Zeichen, dass sie allmählich alt wird, dachte er schweren Herzens, diese Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg. Wieder übermannte ihn das Schuldgefühl, nicht selbst nach Nunstead Hall gefahren zu sein, um zu schauen, ob alles in Ordnung war. Aber er war so mit seinem Vater beschäftigt … und der Suche nach dessen Geliebter, der Mutter von Enricos jüngstem Sohn.
„Ich kann von Glück reden, eine so wundervolle Krankenschwester zu haben.“ Cordelias Stimme riss Rocco aus seinen Gedanken. „Emma hat die Einkäufe für mich erledigt. Ich brauche ja nicht mehr viel – etwas Milch und ab und zu ein Brot. Aber das Katzenfutter für Thomas! Er will schließlich dreimal am Tag fressen.“
„Er ist die verwöhnteste Katze in ganz Northumberland“, meinte Emma trocken. „Ich wünschte, du würdest drei Mahlzeiten am Tag essen, Cordelia!“
Sie mag Großmutter wirklich, dachte Rocco, als er die Wärme in Emmas Stimme hörte. Außerdem bedachte sie Cordelia mit einem weitaus herzlicheren Lächeln als ihn. Er gab es zwar nicht gerne zu, aber er fühlte sich doch etwas befremdet. Normalerweise schmolzen die Frauen in seiner Gegenwart nur so dahin.
Als junger Mann hatte es ihn gefreut, dass ihm sein gutes Aussehen Erfolg bei der Damenwelt bescherte. Später wurde diese Freude durch einen gewissen Zynismus getrübt, als ihm bewusst wurde, dass er seine Anziehung wohl zum größten Teil den Milliarden seines Großvaters zu verdanken hatte. Die Geliebten kamen und gingen. Keine interessierte ihn länger als ein paar Monate. Ich hatte einfach immer zu leichtes Spiel, dachte er selbstkritisch. Ich musste mich wirklich noch nie anstrengen, nie einer Herausforderung stellen.
Er musterte Emma forschend. Alles an ihr wirkte praktisch. Sogar ihre Frisur. Dieser Frau ein Lächeln zu entlocken, das käme einer echten Herausforderung gleich! Er betrachtete ihre vollen Lippen und spürte förmlich, wie sie sich anfühlen würden, wenn er sie küsste. Ertappt senkte er den Blick, als Emma unvermittelt aufsah. Plötzlich wurde ihm unsäglich heiß.
Dio, fluchte er innerlich. Das letzte Mal war es ihm so ergangen, als ihn mit vierzehn im Internat die Aufsicht mit einem Hochglanzmagazin voller leicht bekleideter Frauen erwischt hatte. Rocco trat ans Fenster und zog die Gardinen zu. Er war froh, einen Grund zu haben, den beiden den Rücken zuzukehren, um seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen.
Emma war mit dem Verbandswechsel fertig. „Die Wunde heilt gut“, verkündete sie, „aber es besteht ein Infektionsrisiko. Deshalb muss der Verband noch ein paar Tage dranbleiben. Ich komme am Montag wieder und erneuere ihn.“ Damit stand sie auf.
Unwillkürlich verkrampfte sie sich, als Rocco auf sie zukam. Sie versuchte zwar, sich nichts anmerken zu lassen, musste jedoch verärgert feststellen, dass ihre Hände zitterten, als sie die Utensilien in ihrem Verbandskoffer verstaute.
„Es hat wieder angefangen zu schneien“, verkündete Rocco. „Die Situation auf den Straßen hat sich bestimmt inzwischen noch weiter verschlechtert. Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie die Nacht hier verbringen würden, Emma.“
Wie schafft er es, sogar meinen Namen erotisch klingen zu lassen? Ein wohliger Schauer lief über ihre Haut. Herrgott! Ich werde mich doch wohl nicht von einer Stimme verführen lassen! Sie holte tief Luft. „Vielen Dank für das Angebot, aber ich muss zurück.“
Rocco runzelte die Stirn. In Gedanken hatte er sich
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