Du weckst mein Verlangen
Blick gegönnt. Trotzdem entging ihr nicht, wie eng die schwarze Jeans saß. Sein fantastisches Aussehen mochte der Grund für die Anziehung sein, aber nach Jack hatte Emma sich geschworen, nie mehr auf einen attraktiven Charmeur hereinzufallen. Mochte er auch tonnenweise Charisma haben – sie war immun.
In der Eingangshalle fiel ihr Blick auf ein Gemälde von Cordelias Tochter. Flora Symmonds war wirklich eine außergewöhnliche Schönheit, stellte sie neidlos fest. Die berühmte Schauspielerin starb viel zu jung auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.
„Atemberaubend, nicht wahr?“, bemerkte Rocco, der an Emmas Seite getreten und ihrem Blick gefolgt war. „Meine liebe mamma . Schön, talentiert, nur leider eine lausige Mutter.“
Emma sah ihn schockiert an. „Das meinen Sie doch nicht wirklich?“ Sie war froh, dass Cordelia schon vorausgegangen war und die Worte ihres Enkels nicht hörte.
„Es ist aber traurigerweise wahr.“ Mit verschlossener Miene betrachte er das Porträt erneut. „Meine Eltern waren selbstsüchtig und egozentrisch. Sie hätten nie Kinder haben sollen. Das wurde ihnen auch ziemlich schnell selbst klar, und sie schickten uns so bald als möglich auf ein Internat.“
„Uns?“ Emma runzelte die Brauen. Aus Cordelias Erzählungen hatte sie den Eindruck gewonnen, Rocco sei ein Einzelkind.
„Mein jüngerer Bruder und ich waren im Internat in England“, antwortete er, und seine Stimme klang seltsam hohl. „Cordelia ersetzte uns quasi die Mutter. Ich verbrachte meine Ferien normalerweise in Nunstead Hall, da meine Eltern meistens bei Dreharbeiten waren.“ Jetzt huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Ich gebe zu, der Nationalpark von Northumberland hat fantastische Wanderwege. Ich bin als Junge viel im Moor unterwegs gewesen.“
Das Blut stieg Emma in die Wangen, als sie sich an ihr Gespräch im Wagen erinnerte. „Ich wusste ja nicht, dass Sie die Gegend hier kennen“, verteidigte sie sich. „Sie hätten mir sagen sollen, wer Sie sind!“
Rocco zuckte die Achseln. „Ich konnte ja nicht ahnen, dass Sie auf dem Weg zu meiner Großmutter waren, und sah keine Veranlassung, mich vorzustellen.“ Er zögerte einen Moment. „Ich muss zugeben, Ihre Besorgnis um Cordelia ist absolut gerechtfertigt. Wenn ich gewusst hätte, dass sie ganz allein ist, wäre ich natürlich längst nach England gekommen und hätte mich um sie gekümmert.“
Das bezweifelte Emma inzwischen keine Sekunde mehr. Es war nicht zu übersehen, wie sehr er an seiner Großmutter hing. Wieder schämte sie sich, ihn so ungerecht behandelt zu haben. „Ich möchte Ihnen noch mein aufrichtiges Beileid aussprechen“, murmelte sie und blickte verlegen zu Boden. „Ich kam gar nicht auf den Gedanken, dass Enrico D’Angelo Ihr Vater war … bis Cordelia es eben erwähnte. Er war wirklich ein großartiger Schauspieler. Ich war total schockiert, als ich vor ein paar Wochen durch die Zeitungen von seinem Tod erfuhr.“
Auch wenn man seinen Eltern nicht sehr nahe steht, ist es sicher dennoch hart, sie so früh zu verlieren, vermutete Emma. Sie schätzte Rocco auf Mitte dreißig. Dann war er noch ein sehr junger Mann, als seine Mutter an der französischen Riviera mit ihrem Wagen verunglückte. Sie musste wohl eine der Haarnadelkurven zu scharf genommen haben – jedenfalls lautete so die offizielle Erklärung.
Der Unfall sorgte damals international für Schlagzeilen. Immerhin waren Flora Symmonds und Enrico D’Angelo Weltstars. Ihre stürmische Ehe, die zahlreichen Affären und schließlich die Scheidung standen immer im Zentrum des Medieninteresses. Kein Wunder, dass Rocco die Ferien lieber bei seiner Großmutter in der friedlichen Umgebung von Nunstead Hall verbrachte.
Verstohlen musterte sie ihn. Er ertappte sie dabei und lächelte sie an. In seinen bernsteinfarbenen Augen lag ein verwegenes Funkeln. Unwillkürlich machte Emmas Herz einen kleinen Sprung. Ich hätte mir ja denken können, dass sein Lächeln umwerfend sein würde, sagte sie sich. Immerhin war er der typische Macho: gut aussehend, selbstbewusst und verteufelt sexy. Ganz wie Jack – und genau der Typ Mann, den sie seither mied wie die Pest.
Die Erinnerung an Jack wirkte glücklicherweise wie eine kalte Dusche. Rocco war ein Charmeur, aber Emma hatte nicht vor, sich auf dieses Spiel einzulassen. „Wollen Sie das Tablett nicht lieber in den Salon tragen, bevor der Tee zu lange zieht?“, fragte sie kühl und ging voran.
Rocco verzog schmerzlich das
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