Du weckst mein Verlangen
verarbeiten. Sie fühlte sich wie ein angeschossenes Reh und wollte sich nur noch irgendwo verkriechen … und ihre Wunden heilen lassen.
Und es zeigte sich, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war. Jetzt – drei Jahre später – hatte sie sich längst wieder gefangen und ihr Leben fest im Griff. Sie war wild entschlossen, ihre Unabhängigkeit zu wahren und es nie wieder einem Mann zu gestatten, sie emotional aus dem Gleichgewicht zu bringen. Schon gar nicht einem Playboy wie Rocco. Sie wusste, dass sie nicht immun gegen seinen Charme war. Aber ein gebranntes Kind scheut das Feuer. Zweimal würde sie nicht denselben Fehler begehen!
Rocco musterte Emma. Zum ersten Mal bemerkte er die leichten Sommersprossen auf ihrer Haut. „Sind Sie Schottin? Ich meine, einen leichten Akzent wahrzunehmen.“
„Nein, aber meine Eltern zogen von London nach Schottland, als ich zehn war. Deshalb habe ich wohl keinen sehr ausgeprägten Akzent.“
„Sind das hier Ihre Eltern?“ Rocco deutete auf ein Regal, in dem ein Foto mit Holly und einem älteren Ehepaar stand.“
„Meine Schwiegereltern. Sie lieben ihr Enkelkind über alles.“ Emma betrachtete das Bild. Obwohl Hollys Großeltern lächelten, war die Trauer in ihrem Blick unübersehbar. Nie würden sie über den Tod ihres Sohnes hinwegkommen. Und deshalb wollte Emma ihnen auch nicht die Illusion rauben, dass Jack ein hingebungsvoller, treuer Ehemann gewesen war.
Plötzlich kam ihr siedend heiß zu Bewusstsein, wie nahe sie und Rocco beieinanderstanden. Die feinen Härchen auf ihren Armen richteten sich auf. Wieso übt er nur diese starke Wirkung auf mich aus? Und wie hat er es bloß geschafft, mir in so kurzer Zeit diese ganzen Informationen über mein Privatleben zu entlocken? Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Wir haben ja den Grund Ihres Besuchs völlig aus den Augen verloren. Kommen Sie! Wir gehen zurück ins Wohnzimmer und besprechen dort alles Nötige.“
Sie ging voraus, bat ihn, auf dem Sofa Platz zu nehmen, und ließ sich gegenüber in einem Sessel nieder.
Rocco schenkte den Wein ein und reichte Emma ein Glas. „Wollen Sie sich nicht lieber neben mich setzen? Dann könnten Sie Ihr Glas auf dem Couchtisch abstellen.“
Seine Lippen umspielte ein amüsiertes Lächeln, und in seinen Augen lag ein herausforderndes Funkeln. Emma spürte, wie sie errötete. „Vielen Dank, aber ich sitze sehr gut hier.“ Sie lehnte sich demonstrativ entspannt zurück und nahm einen tiefen Schluck. Der fruchtige Wein rann sanft durch ihre Kehle, und eine wohltuend entspannende Wärme erfüllte Emma. „Was schlagen Sie also wegen Cordelia vor? Ich fürchte, dass der regionale Sozialdienst keine Vollzeitpflege genehmigen wird. Es gibt jedoch einige hervorragende private ambulante Pflegedienste.“
„Ich glaube, nonna braucht ständige Betreuung. Sie ist einfach zu gebrechlich, um länger allein in Nunstead Hall zu leben. Ein ambulanter Pflegedienst wird nicht ausreichen. Leider war mein Versuch, eine Haushälterin einzustellen, offensichtlich kein großer Erfolg.“
„Aber was sehen Sie denn sonst noch für Möglichkeiten? Cordelia wird sich weigern, Nunstead Hall zu verlassen.“
„Das hat sie mehr als deutlich gemacht. Ich habe ihr jedoch vorgeschlagen, vorübergehend mit zu mir nach Portofino zu ziehen – zumindest bis ihre Hüfte und ihre Hand wieder völlig geheilt sind.“
„Und sie hat zugestimmt?“
„Nein … also noch nicht. Aber ich hätte da so eine Idee, wie ich sie vielleicht überreden könnte.“ Rocco sah sie eindringlich an, und seine ungewöhnlichen bernsteinfarbenen Augen glitzerten gefährlich. „Ich habe angedeutet, dass Sie vielleicht bereit wären, mitzukommen – als ihre private Pflegerin.“
Emma hatte gerade das Glas angesetzt, als er die Katze aus dem Sack ließ. Vor lauter Überraschung nahm sie einen viel zu tiefen Schluck. Offensichtlich stieg ihr der Wein direkt in den Kopf. Sie fühlte sich plötzlich seltsam schwindelig. „Ich würde sagen, Sie sollten das schleunigst wieder zurücknehmen“, stieß sie hervor, als sie die Nachricht verdaut hatte. „Ich habe nicht vor, nach Italien zu ziehen. Das ist eine absolut unmögliche und absurde Vorstellung.“
„Warum?“, erkundigte Rocco sich ruhig. „Es handelt sich ja lediglich um eine vorübergehende Regelung. Ich habe Cordelia einen Aufenthalt von drei Monaten vorgeschlagen. Danach werden wir neu überlegen. Ich hoffe natürlich, dass sie sich bis dahin eingelebt hat und
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