Du weckst mein Verlangen
die Finger in seinem Haar. Nie hatte sie einen solchen Sturm der Gefühle erlebt, nie eine solche Wildheit.
Plötzlich erklang von oben Hollys kränkliches Husten. Das riss Emma schlagartig aus ihrer Verzauberung, und sie löste sich abrupt von Rocco. Mein Gott, wenn Holly nun heruntergekommen wäre! Schlimmer noch, wenn sie nicht gehustet hätte, wäre Emma aus eigener Kraft nicht mehr in der Lage gewesen, Roccos Verführungskünsten zu widerstehen.
„Was fällt Ihnen ein?“, rief sie ernüchtert.
„Mir? Was mir einfällt? Was wir gerade tun, ist ja wohl offensichtlich!“ Er strich zart über die Spitzen ihrer Brüste, die sich unter dem Pullover deutlich abzeichneten.
„Nein!“ Emma wich zurück und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. „Sie haben mich überrumpelt!“ Die Scham über ihr eigenes Verhalten verlieh ihrer Stimme zusätzliche Schärfe. „Sie … Sie haben die Situation ausgenutzt.“
Rocco fuhr sich frustriert durchs Haar. „ Dio , es war doch nur ein Kuss!“ Obwohl sein Herz wie wild pochte, gelang es ihm, einen sachlichen Ton anzuschlagen. „Wirklich kein Grund, sich aufzuregen!“
Er wirkt geradezu gelangweilt, dachte Emma. Wahrscheinlich küsst er ständig fremde Frauen. Sicher ist er davon ausgegangen, dass wir in meinem Schlafzimmer landen. Oder dass wir gleich hier im Wohnzimmer miteinander schlafen. Ihr wurde fast übel. „Sie hätten das nicht tun sollen.“ Selbst in ihren eigenen Ohren klang sie unglaubwürdig. Immer noch fühlte sie Roccos Lippen auf ihrem Mund, spürte dieses unglaubliche Verlangen, das er mit seinen Berührungen in ihr ausgelöst hatte. „Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass ich keine …“ Das Wort „Beziehung“ wollte ihr nicht so recht über die Lippen. „… dass ich keinen Mann in meinem Leben möchte“, vervollständigte sie den Satz mit schwacher Stimme.
Ironischerweise fiel ihr Blick in diesem Moment auf Jacks Foto. Er schien sie höhnisch anzugrinsen.
Rocco interpretierte die Szene auf seine Weise. „Er ist seit drei Jahren tot. Auch wenn er ein Held war, können Sie doch nicht den Rest Ihres Lebens um ihn trauern!“ Plötzlich hielt er inne und musterte sie eindringlich. „Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass dies seit dem Tod Ihres Mannes der erste Kuss ist?“
„Ich will Ihnen überhaupt nichts erzählen! Außerdem wecken wir Holly auf.“ Besorgt sah sie nach oben. „Gehen Sie bitte!“
Jetzt eine Diskussion anzufangen bringt gar nichts, überlegte Rocco. Frustriert schnappte er sich seine Jacke, eilte zur Haustür und riss sie auf. Was wollte er eigentlich überhaupt von dieser Frau? Wie konnte nur alles so außer Kontrolle geraten? Er hatte gar nicht vorgehabt, sie zu küssen. Aber die sanften grauen Augen übten eine Macht über ihn aus, der er sich nicht erwehren konnte. Und er konnte einfach nicht anders.
Die fast schmerzhafte Erregung, die ihn ergriffen hatte, zeigte ihm, dass Emma eine stärkere Wirkung auf ihn ausübte als sämtliche Frauen vor ihr. Allerdings war auch nicht zu übersehen, dass sie immer noch nicht über den Tod ihres Mannes hinweggekommen war. Und obwohl Rocco sich gefühlsmäßig nie auf seine jeweilige Geliebte einließ, scheute er sich doch, mit einer Frau ins Bett zu gehen, die in Gedanken bei einem anderen Mann war.
5. KAPITEL
Das Wetter am Sonntag entsprach Emmas Stimmung: Es war trüb und düster. Holly wollte weder frühstücken noch zu Mittag essen. Außerdem hustete sie ununterbrochen.
„Wann scheint denn endlich wieder die Sonne?“, jammerte sie und drückte sich die Nase an der Fensterscheibe platt. „Ich will im Garten spielen.“
„Der Frühling kommt bestimmt bald“, tröstete Emma sie. Weil sie Roccos Vorschlag abgelehnt hatte, plagte sie jetzt das schlechte Gewissen. Brachte sie ihre Tochter nicht um die Chance, sich drei Monate unter der warmen, italienischen Sonne zu erholen? Aber es ist einfach ausgeschlossen, sagte Emma sich. Der letzte Abend hatte schließlich zur Genüge bewiesen, dass sie sich selbst nicht trauen konnte. Es gelang ihr einfach nicht, sich Rocco D’Angelos erotischer Anziehungskraft zu entziehen.
Entschlossen verdrängte sie jeden Gedanken an ihn und machte sich an die Hausarbeit, damit sie danach Zeit mit ihrer Holly verbringen konnte. Letztendlich erwies sich das Kind aber als zu schwach zum Spielen, und Emma legte eine DVD ein.
Am Nachmittag kam ein älteres Ehepaar, um das Haus zu besichtigen, und zeigte sich vollkommen begeistert. Wenig
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