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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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konnte. Sie würde natürlich jeden Vorteil nutzen, der sich ihr bot, aber eine richtige Strategie war dieses bloße Abwarten nicht.
    Offen gesagt war es als Strategie geradezu erbärmlich.
    Sie war dankbar für die Unterbrechung, als es an ihrer Wohnungstür läutete, und lief hin, um zu öffnen. Die Suche nach einer brauchbaren Lösung war nicht so einfach, wie einen Namen zu finden, der einem sozusagen auf der Zunge lag und nur im Moment nicht einfiel. Je mehr sie sich anstrengte, umso mehr Leere herrschte in ihrem Kopf. Wenn sie sich eine kurze Pause gönnte, kam hinterher die Lösung vielleicht von selbst.
    Sie öffnete die Tür in der Erwartung, Lola zu sehen.
    Stattdessen war es jedoch James, der am Türrahmen lehnte. Er trug einen ledernen Werkzeuggürtel, der tief auf seinen Hüften saß und mit allen möglichen Utensilien gefüllt war. In der Hand hielt er eine Bohrmaschine. Unter ihrem verwunderten Blick stieß er sich langsam vom Türrahmen ab.
    »Hallo, Magnolienblüte«, sagte er mit einem leichten Lächeln und schlenderte an ihr vorbei in ihre Wohnung. »Lola hat mir erzählt, dass Sie dauernd lästige Anrufe kriegen.« Er schloss die Tür hinter sich, lehnte sich mit verschränkten Armen dagegen und sah sie an. Das Funkeln in seinen grünen Augen ließ ihn noch widerborstiger wirken als gewöhnlich.
    »Und?«, sagte sie verständnislos.
    »Und«, wiederholte er und schwenkte die Bohrmaschine vor ihrer Nase hin und her, »deshalb bin ich hier, um die Sache in die Hand zu nehmen.«
    Aunie schob die Bohrmaschine mit einem Finger zur Seite. »Verzeihung?«
    Ihr empörter Ton ließ ein Grinsen auf seinem Gesicht erscheinen. »Sie haben mich schon verstanden. Lola sagte, die Polizei glaubt, dass es derselbe Kerl ist, der auch andere Studentinnen an Ihrem College belästigt, während Sie glauben, dass es Cunningham ist.«
    »Lola hat ja offenbar eine ganze Menge gesagt«, murmelte Aunie vor sich hin. Kein Wunder, dass sie sich vorhin auf keine längere Diskussion mit ihr eingelassen hatte, als es darum gegangen war, James um Hilfe zu bitten. Wahrscheinlich hatte sie Aunie keine Gelegenheit geben wollen, ihr schlichtweg zu verbieten, dass sie ihn in die Sache mit hineinzog. Sie erwiderte kühl seinen Blick.
    »Vielen Dank für Ihre Fürsorglichkeit«, sagte sie, »aber ich komme selbst damit klar.«
    »Klar«, sagte er lächelnd und wickelte das Kabel von der Bohrmaschine. Er hielt ihr den Stecker hin. »Hier, stecken Sie den mal ein.«
    Sie tat nichts dergleichen und verstellte ihm stattdessen mit in die Hüften gestemmten Händen den Weg. »James, haben Sie mir eigentlich zugehört? Ich sagte gerade, ich weiß Ihre Hilfsbereitschaft zu schätzen, vor allem in Anbetracht dessen, was Sie in der Vergangenheit zu diesem Thema von sich gegeben haben, aber ...«
    »... ich will das selber machen«, beendete er den Satz für sie in einem Ton, als wäre sie vier Jahre alt und mitten in der Trotzphase. Er fasste sie um die Taille und schwenkte sie herum, um sich Platz zu verschaffen. Er bückte sich und steckte das Kabel in die Steckdose im Flur, dann richtete er sich auf und ging mit der Bohrmaschine zurück zur Tür. Er nahm sie in die rechte Hand und sah Aunie über die Schulter an. »Kommen Sie her.«
    »Jetzt hören Sie mal, Mister Ry...«
    »Kommen Sie her!«, wiederholte er etwas lauter, und in seiner Stimme lag so viel Autorität, dass sie unwillkürlich ein paar Schritte auf ihn zu machte, bevor sie merkte, was sie tat und abrupt stehen blieb. Aber da war es bereits zu spät, weil sie sich unfreiwillig in seine Reichweite begeben hatte, als sie seiner Aufforderung folgte. Er packte sie am Handgelenk und zog sie näher zu sich. »Und jetzt«, sagte er, fasste sie an den Schultern und drehte sie so, dass sie mit dem Gesicht zur Tür stand, »halten Sie still. Ich nehme Maß für ein Guckloch.«
    »Oh.« Das war gar keine üble Idee. Das wäre ihr bestimmt auch eingefallen ... morgen.
    Er schüttelte verwundert den Kopf, als er sich über ihre Schulter beugte, um mit Bleistift eine Markierung an der Tür anzubringen. »Mannomann«, sagte er leise. »Wie gut, dass ich die schwenkbare Ausführung gekauft habe, bei Ihrer Größe würden Sie sonst nichts weiter als lauter Bauchnabel sehen.«
    Aunie hatte sich ihr ganzes Leben lang Bemerkungen über ihre zierliche Statur anhören müssen, und in den meisten Fällen hatte sie sich nichts weiter daraus gemacht. Aber heute konnte sie gut auf solche Kommentare

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