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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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Brise durch das Haus strich, und über der Spüle brummte die elektrische Uhr den ganzen Tag und die ganze Nacht vor sich hin, und vom jahrelangen Putzen und Scheuern war der abgetretene Linoleumboden so glatt wie Leder, und meine Großmutter saß mir in einem Kleid gegenüber, das sie wahrscheinlich vor vierzig Jahren gekauft und seitdem tausendmal getragen hatte, sie hörte mir zu und schien mich auf eine Weise zu akzeptieren, wie niemand sonst das tat, und draußen, rings um uns herum, plätscherte der sanfte Sommersamstag dahin, die Welt noch nicht gänzlich geschändet durch Dummheit und Intoleranz und Hass.
    «Was würdest du denn gern tun?», fragte meine Großmutter.
    «Ich würde gern ein Haus kaufen», sagte ich.«Ein hübsches Haus, in irgendeiner kleinen Stadt im Mittleren Westen, ein Haus wie dieses Haus, ein altes Haus, mit so was wie dem hier -», und ich streckte die Hand aus und berührte diese kleine Tür aus Metall, die man zu einer Art Safe hin öffnen konnte, der in die Wand eingebaut war und eine passende Tür an der Außenwand besaß und in den der Milchmann (als es noch Milchmänner gab) Glasflaschen mit Milch und Sahne stellte und aus dem er die leeren Flaschen wieder mitnahm, so dass man morgens in der Früh frische Milch hatte, die in der Mauer des Hauses auf einen wartete.
    «Und was würdest du in diesem Haus tun?»
    «Ich würde lesen. Ich würde viel lesen, all die Bücher, die ich schon immer lesen wollte, zu denen ich aber wegen der Schule nie gekommen bin, und ich würde mir einen Job suchen, zum Beispiel in einer Bücherei oder als Nachtwächter oder so was, und ich würde ein Handwerk erlernen, wie Buchbinden oder Weben oder Schreinern, und etwas herstellen, etwas Schönes, und ich würde mich um das Haus und den Hof und den Garten kümmern.»Der Gedanke, Bibliothekar zu sein, erschien mir sehr reizvoll - an einem Ort zu arbeiten, wo die Leute flüstern müssen und nur reden dürfen, wenn es notwendig ist. Wäre die ganze Welt doch nur so beschaffen!
    «Aber wärst du nicht einsam? Wenn du so weit wegziehst? Und unter Fremden lebst?»
    «Es macht mir nichts aus, einsam zu sein», sagte ich.«Ich bin jetzt einsam, hier, mitten in New York. In New York ist es sogar schlimmer, weil man überall, wo man hingeht, Leute sieht, die miteinander reden, die ganze Zeit. Ständig.»
    «Nur weil die Leute miteinander reden, heißt das nicht, dass sie nicht einsam sind.»
    «Ich weiß», sagte ich.
    «Wenn ich du wäre, würde ich das Geld nehmen und reisen. Nach Mexiko. Nach Europa. Nach Timbuktu.»
    «Ich halte nicht viel vom Reisen. Ich finde, das ist unnatürlich. Ich finde, heutzutage ist es zu einfach, zu reisen. Ich möchte nirgendwohin, wo ich nicht zu Fuß hingehen kann.»
    «Du willst also zu Fuß nach Kansas gehen?»
    «Das würde ich gern. Ich finde, wenn man wirklich wissen will, wo man ist, muss man zu Fuß dorthin gehen. Oder zumindest am Boden bleiben - mit dem Auto fahren oder den Zug nehmen. Aber zu Fuß gehen ist, denke ich, das Beste. Es vermittelt einem ein echtes Gefühl für die Entfernung.»
    «Ich verstehe dich nicht, James. Du bist so fest entschlossen, dir das Leben unerträglich zu machen. Das ist kein gutes Zeichen. Das Leben ist so schon schwer genug, weißt du.»
    «Ich weiß», sagte ich.«Aber ich bin nicht … nur weil ich nicht aufs College will oder nach Mexiko, heißt das nicht, dass ich mir das Leben unerträglich mache.»
    «Nun, einfach machst du es dir sicherlich nicht.»Meine Großmutter stand auf und trug ihre leere Kaffeetasse zur Spüle. Sie wusch die Tasse und die Untertasse unter dem Wasserhahn aus und trocknete sie dann mit dem Geschirrtuch ab, das am senkrechten Griff des Kühlschranks hing. Dann stellte sie beides sorgsam zurück in den Schrank, genau an den Platz, der dafür vorgesehen war.«Möchtest du noch etwas Kaffee?», fragte sie.
    «Nein, danke», sagte ich.
    Sie schüttete den heißen Kaffee in den Ausguss. Dann ließ sie Wasser in das Becken laufen und scheuerte es mit einem Schwamm und Spülmittel sauber.
    «Findest du wirklich, dass ich mir das Leben unerträglich mache?», fragte ich sie.«Findest du, ich sollte das alles vergessen und einfach aufs College gehen?»
    Sie legte den Schwamm beiseite und wischte sich die feuchten Hände mit dem Geschirrtuch ab. Sie wandte sich zu mir um und blickte mich einen Moment lang an. Es war ein sehr ernster Blick. Ich spürte, dass ich sie irgendwie betrübt oder enttäuscht hatte. Oder dass ich

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