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Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donn Cortez
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konnte es noch immer nicht fassen, dass derjenige sein Leben der Folter verschrieben hatte, vor dem sie die größte Hochachtung hatte. Nicht dass sie völlig unbeleckt gewesen wäre, was Schmerz und Lust betraf, denn die gingen beim Anschaffen Hand in lederbehandschuhter Hand. Nikki hatte viele Dominas kennengelernt, und auch wenn sie ihre Arbeit mehr zu genießen schienen als die durchschnittliche Stricherin, bewahrten sie doch eine professionelle Distanz. Die meisten folgten strikt der Devise Schmerz für Geld, und jede sexuelle Komponente spielte sich lediglich im Kopf des Kunden ab. Im Grunde unterschieden sie sich nicht von anderen Prostituierten, sie waren nur etwas spezialisierter.
    Sie fragte sich nicht zum ersten Mal, ob sie das auch machen könnte. Jemandem, der wehrlos ist, Schmerzen zufügen, selbst wenn sie dafür bezahlt würde. Sie hatte immer davor zurückgeschreckt, nicht weil sie zu zimperlich gewesen wäre, sondern weil sie fürchtete, dass es ihr ein bisschen zu sehr gefallen könnte und sie womöglich gar die Kontrolle darüber verlor. Deshalb hatte sie nicht widersprochen, als Jack ihr verboten hatte, sich an seinem Part ihrer gemeinsamen Arbeit zu beteiligen.
    Doch mindestens einmal hatte sie ihm dabei zugesehen.
    Wo sie jetzt standen und was sie nun vorhatten, das war jedoch etwas ganz anderes als alles, was sie zuvor getan hatten. Nikki hatte ihre Zweifel gehabt, als sie die Geistesgestörten gejagt hatten, die sich im Jagdrevier austauschten und sich selbst das Rudel nannten. Dass ihr Tun richtig war, das hatte sie nicht angezweifelt. Vielmehr hatte sie befürchtet, Jack würde sich zugrunde richten, bevor er das Monster geschnappt hätte, das seine Familie abgeschlachtet hatte. Oder kurz danach.
    Sie hätte es ahnen müssen. Jack war zwar nicht aus Stahl, aber dennoch war er hart und sehr, sehr kalt. Es war, als hätte sein Schmerz einen kritischen Punkt überschritten und wäre in sich selbst zusammengefallen, so dass nur noch ein namenloses emotionales Schwarzes Loch zurückblieb. Nikki lebte im Ereignishorizont dieses Schwarzen Lochs, sie wurde von ihm angezogen, kollabierte aber nicht. Noch nicht jedenfalls.
    Remote war nicht wie die anderen, die sie gejagt und gefangen hatten. Denn er war im festen Glauben, dass seine Opfer den Tod verdient hatten – korrupte Politiker, Vergewaltiger, Brandstifter, brutale Ehemänner. Um keinen von ihnen tat es Nikki leid.
    Sie musste an eines der Rudelmitglieder denken, an einen Typen, der sich Road Rage nannte. Er hatte unaufmerksame Autofahrer verfolgt und getötet und die Lokalzeitung dazu gebracht, eine Liste mit Regeln für rücksichtsvolles Fahren zu veröffentlichen. Als Gegenleistung hatte er versprochen, künftig niemanden mehr umzubringen. Daraufhin waren Unfälle und aggressives Fahrverhalten um einen signifikanten Prozentsatz zurückgegangen.
    Road Rage war ein komplett durchgeknallter Vollidiot gewesen, aber dennoch hatte er etwas Gutes bewirkt. Vielleicht lag Remote richtig. Vielleicht ging es tatsächlich nur um Zahlen, und einen Unschuldigen zu opfern wog das Leben von Dutzenden auf. Und war das nicht genau dasselbe, was Jack sich antat?
    Nikki wusste es nicht. Und sie war sich nicht sicher, ob sie das durchziehen konnte, was Jack diesmal von ihr verlangte.
    Ein Mann setzte sich auf den Barhocker neben ihr. Um die vierzig, schon ein paar graue Haare, mit einem Jackett, aber ohne Krawatte. Sie musterte ihn kühl und mit professionellem Blick. Er war weder ein Säufer, noch war er widerlich oder ein Ehemann, der sich schnell mal bei einer Nutte austoben wollte. All diese Beobachtungen machte sie mehr oder weniger unterbewusst. Schon bevor sie Jack getroffen hatte, kannte sie sich aus in ihrem Metier, und inzwischen waren ihre Sensoren noch um einiges feiner.
    Der Typ bestellte ein Bier und tat dabei so, als habe er keine Notiz von ihr genommen. Als er sich ein Herz fasste und schließlich zu ihr herübersah, wirkte er beinahe so, als wolle er türmen. War wohl ein bisschen verklemmt. Vermutlich war er seit kurzem geschieden und noch nicht reif für eine neue Beziehung, aber einsam und geil.
    »Hi«, sagte sie.
    »Was? Oh, hi.« Er blinzelte. Der Arme hatte wohl seit Jahren nicht mehr gedatet.
    »Mach dich locker«, sagte sie. »Es ist alles okay.«
    »Wirklich? Weil, ich muss schon sagen, ich fühle mich, als würde mich gleich der Blitz treffen.«
    Sie runzelte gespielt die Stirn. »Ach, du meine Güte, nee, das ist ja mal eine

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