Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

stoßen. Auch er stürzte aus dem Wagen, landete auf ihr und nagelte sie mit seinem massigen Körper am Boden fest. Sein Gewicht raubte ihr den Atem, und sie war überzeugt, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hatte.
    »Dreckige Gottesanbeterin«, spuckte er ihr ins Gesicht. »Weißt du nicht, wer ich bin? Ich bin dein Gott! «
    Er versuchte, nach ihrem Hals zu greifen, aber die Kette war zu kurz. Er bäumte sich auf und senkte den Kopf, um ihr mit der Stirn die Nase zu brechen. Das konnte sie gerade noch verhindern, indem sie den Kopf zur Seite riss, bekam aber dennoch einen harten Schlag gegen die Schläfe ab. Stechender Schmerz durchzuckte ihren Schädel.
    »Ich werde jede Prüfung bestehen!«, heulte er. »Ich werde deine bekackten Augen fressen!«
    Augen, dachte sie benommen. Gute Idee.
    Nikki hatte lange Fingernägel. Zurzeit waren sie schwarz und größtenteils künstlich. Mit einem harten Kunstharz hatte sie auf ihre natürlichen Fingernägel welche aus Acryl geklebt und so scharf gefeilt wie irgend möglich. Den Daumennagel grub sie in Goliaths irrsinnig blickendes Auge.
    Der riss den Kopf zurück und schrie vor Schmerz und Schreck auf, während Nikki all ihre Kraft aufwendete, um ihn von sich herunterzustoßen. Er rollte nach links und sie nach rechts. Eine Sekunde später war sie auf den Beinen, und er hatte es nur bis auf die Knie geschafft. Doch die Pistole war nicht zu sehen.
    »Ich werde dich in die Hölle schicken«, knurrte Goliath. »Und dann lasse ich mir was ganz Besonderes für dich einfallen.«

    Jack half sich mit dem, was ihm zur Verfügung stand.
    Die Überreste des Sessels schienen ihm am nützlichsten zu sein. Es gelang ihm, ein Stück Holz zu lösen, das er als Knüppel verwenden konnte. Dann riss er ein großes Stück des weißen Lederüberzugs heraus, das er sich um die Hüfte band. So fühlte er sich nicht ganz so ausgeliefert. Vorsichtig ging er ins Foyer zurück.
    Remote war in Schweigen verfallen, was Jack irritierte. Möglich, dass er geflohen war, aber Jack bezweifelte es. Dieses Haus war mehr als nur Remotes Wohnung. Es war auch seine Schaltzentrale, und die würde er so schnell nicht aufgeben.
    Jack blieb noch ungefähr eine halbe Stunde, um Remotes Versteck zu finden, einzudringen und ihn unschädlich zu machen.
    Er schlich durch den dritten Gang, in dem ein weiterer, allerdings leerer Glaskasten zu sehen war. Gegenüber befand sich ein Bad. Anscheinend war das Zimmer am Ende des Flurs ein Gästezimmer, denn es enthielt lediglich ein bezogenes Bett und einen leeren Schrank, in dem noch nicht einmal ein einziger Kleiderbügel hing. Kurz begutachtete er die Kleiderstange, doch sie war fest mit den Schrankwänden verschraubt. Wie alle anderen war auch dieses Fenster vergittert und bestand aus bruchsicherem Kunstglas. Ein Blick hinaus zeigte einige schneebedeckte Kiefern an einem Felshang, und weiter hinten schimmerte eine Wasserfläche.
    Zeit, die Treppe hinaufzusteigen.

    Mit zusammengekniffenen Augen musterte Nikki den Hünen. Dann richtete sie sich auf und lachte.
    Goliath starrte sie finster an, dann brach er ebenfalls in Gelächter aus. »Ho! Ho! Ho!«, bellte er. »Ja, ich hab’s kapiert. Ein einziger kosmischer Scheißwitz!«
    Nikki grinste und schüttelte den Kopf. »Nein, du Wichser, du kapierst es eben nicht. Du bist fertig. Du hast mich überrumpelt und umgestoßen, aber du bist noch immer in Handschellen. Du kannst gerade mal durch die Gegend trippeln. Mann, du bekommst ja nicht einmal den Arm über den Kopf.«
    Sie sah sich um und entdeckte einen Rechen, der an der Wand lehnte, ein altes, rostiges Werkzeug, das der Vormieter zurückgelassen hatte. Sie machte zwei Schritte, griff danach und umschloss den Stiel fest mit beiden Händen. »Und nun sage ich dir, wie es laufen wird. Du gehst verdammt noch mal in diesen Käfig zurück, oder ich hau dir so lange mit diesem Teil auf den Schädel, bis du tot oder ohnmächtig bist, und dann zerre ich dich eigenhändig hinein. Verstanden?«
    Er starrte sie an, und sein Lächeln wich einem Ausdruck von Verwirrung. »Aber … aber ich bin dein Gott. «
    »Na und? Was würdest du machen, wenn Gott vor dir in Ketten kriechen würde und du einen verdammten Prügel in der Hand hättest?«
    Er runzelte die Stirn und sah sie mit einer Mischung aus Lächeln und Geifern an. »Ich schätze, ich würde ihm das Hirn zu Brei schlagen«, sagte er. »Wenn ich es nicht schon gemacht hätte.«
    Er wandte sich um und humpelte zum Anhänger. Da