Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donn Cortez
Vom Netzwerk:
scharfen Messers machte sie nervös, und ein Fleischerbeil löste eine Panikattacke bei ihr aus. Schon seit jeher Vegetarierin, wechselte sie die Straßenseite, um nicht an Feinkostläden vorbeizumüssen, und einmal war sie in der Fleischabteilung eines Supermarkts sogar ohnmächtig geworden.
    Das Reptilienmonster mit seiner blutverschmierten Schlachterschürze und dem Fleischerbeil in den Klauen sollte beide Frauen in Schrecken versetzen. Wen immer das Ungeheuer zuerst erwischte – die Produzenten waren überzeugt, dass die andere schreiend das Weite suchen würde. Doch sie sollten eine Überraschung erleben.
    Nach acht Tagen psychischer Qual, Schlafentzug und Angst griff Eden Fawnsley ein Monster an, das dreimal so groß wie sie selbst war, um eine Konkurrentin zu verteidigen. Ihr Schlachtruf »Ich hab’ kein Angst vor dir!« wurde augenblicklich zu dem Schlagwort der Medienwelt, ein Mem, das bei allen Resonanz hervorrief, die sich jemals gewünscht hatten, sich ihren eigenen Alpträumen zu stellen. Er wurde zur Parole einer Kultur, die der Panikmache vor Terroristen, der Kriegstreiberei und der Sensationsgier überdrüssig wurde. So fand Eden sich nach ihrem dritten »Tod« im Zentrum eines Marketing-Wirbelsturms.
    Jack schlug das Buch zu. Er hatte es nicht ganz gelesen, nur überflogen, aber die hervorstechendsten Fakten hatte er erfahren. Nun war die Frage, was Remote so sehr an Edens Geschichte faszinierte? War es ihr Mut angesichts so starken Drucks? Die Art, wie sie aus dem kurzen Augenblick im Scheinwerferlicht Profit schlug? Oder einfach nur ihre körperliche Attraktivität? Oder etwas Subtileres? Was verbarg sich in Remotes Kopf, was diese Besessenheit hervorrief?

    Goliath ließ sich nicht verarschen.
    Seine Gedanken hatten sich zwar wieder etwas beruhigt, aber sie waren längst noch nicht normal. Noch immer hallte in seinem Kopf das wütende Kreischen zu laut aufgedrehter Gitarren und das Psalmodieren der Gottesanbeterinnen wider, die ihrem neuen Meister huldigten. Und ihm war klar, dass seine Prüfungen noch nicht ausgestanden waren. Dies war nichts als eine weitere Prüfung, um zu sehen, ob er bereit war, die neue Wirklichkeit anzunehmen, oder ob er sich lieber in die sichere, vernünftige Welt zurückflüchtete, in die er hineingeboren worden war.
    Der Zwiespalt in seinem Kopf war größer geworden, denn durch den Widerstreit wurden beide Seiten stärker. Wie zwei abgefeimte Boxer, die während des Kampfes die Taktiken des anderen lernten. Goliath spürte, dass tief in seinem Innern ein Damm gebrochen war, eine Barriere, gegen die er schon sein ganzes Leben angerannt war, ohne zu wissen, dass sie da war. Auf der anderen Seite dieser Barriere lag entweder die totale Freiheit oder vollständige Vernichtung, und er war unschlüssig, welches von beidem er mehr ersehnte.
    Doch es war lustig. So lustig, dass er laut lachen musste. Etwas in ihm sagte ihm, dass er noch immer eine Wahl hatte. Dass er sich selbst nur sagen musste, dass das alles verrückt war, dann würde es verschwinden. Nicht auf einen Schlag und nicht auf der Stelle, aber in ein paar Tagen würde er den Kopf schütteln und sich wundern, wie er diesen Scheiß nur hatte glauben können.
    Aber etwas anderes in ihm versicherte ihm, dass es nicht so sein musste. Dass er sich dafür entscheiden konnte, daran zu glauben. Dass er sich für diese neue Wirklichkeit entscheiden konnte, und dann wäre sie überhaupt nicht mehr verrückt – sondern Wirklichkeit. Dann wäre er der Gottficker, und er könnte der Realität, wann immer er wollte, die Fresse polieren.
    Im Moment schien ihm der eine Standpunkt so gut wie der andere. Eigentlich widersprachen sie sich für Goliath noch nicht einmal. Bloß zwei Typen in einer Bar, die sich darüber stritten, wer von ihnen den Längeren hatte. Mehr nicht.
    Fürs Erste entschied er sich für das, was ihm unbegrenzte Macht versprach. Scheiß drauf, warum nicht? Doch hieß das nicht, dass er die Vernunft ganz abgelegt hatte. Noch nicht jedenfalls. Nicht, solange er sie brauchte, um seine Kidnapperin davon zu überzeugen, dass man ganz vernünftig mit ihm reden konnte. Er brauchte weder Essen noch Kleider. Noch nicht einmal ein Bier – auch wenn Schmerztabletten für sein Auge nicht schlecht wären, denn es tat ihm schweinemäßig weh. Wichtig war nur, dass sie glaubte, er würde diese Dinge brauchen. Damit bekam sie Zügel in die Hand, mit denen sie ihn lenken konnte, wohin sie wollte … bis die Zügel

Weitere Kostenlose Bücher