Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
ich ihn. »Ich glaube nicht, dass es etwas Schlimmeres gibt als das.«
Realm streicht mir das Haar zurück, seine Finger wandern über meinen Nacken, kitzeln mich. Wandern weiter hinunter, mein Rückgrat entlang, eine federleichte Berührung über meiner Kleidung, dann gleiten sie wieder nach oben.
»Es kann immer noch schlimmer werden«, sagt er.
Seine andere Hand streichelt mein vernarbtes Handgelenk, hebt meinen Arm und küsst die gezeichnete Stelle.
Ich schlucke. Es ist eine so liebevolle Geste. Auch ein bisschen sexy.
Er legt seine flache Hand tief unten auf meinen Rücken, drückt mich an sich. Er küsst die Haut innen auf meinem Arm, meine Schulter.
»Ich könnte dich lieben, Sloane«, flüstert er nah an meinem Ohr. »Du musst nicht allein sein.«
Du hast einmal jemanden geliebt , hat Roger zu mir gesagt. Was meinte er damit? Gab es tatsächlich jemanden vor dem »Programm«?
Realms Mund nähert sich meinem, doch dann wartet er und schaut mir in die Augen, als suche er meine Erlaubnis. Seine Gefühle sind so offensichtlich, so sicher. Ich aber weiß nicht, was ich fühle, jetzt, in diesem Moment, außer dass ich einsam bin. Und so beuge ich mich vor und küsse ihn.
Realms Lippen sind weich, aber unvertraut. Warm, aber nicht heiß. Meine Hände umfassen zögernd sein Gesicht, und als seine Zunge meine berührt, verspüre ich weder Verlangen noch Schmerz noch Ärger. Ich verspüre weder Liebe noch Abscheu. Ich verspüre … Kummer.
Seine Hand gleitet tiefer, um mein Bein über seine Hüfte zu ziehen. Wir könnten alles tun in diesem Moment, niemand würde uns stören. Er schiebt sich zwischen meine Beine und haucht unzählige Küsse überall auf meinen Hals. Ich schließe die Augen und versuche, etwas anderes als Traurigkeit zu empfinden, als Realm seine Finger in meinem Haar vergräbt und murmelt, dass ich so schön sei.
Seine Hand ist kühl, als sie unter mein Oberteil gleitet, meinen Bauch streichelt und dann an meinem BH innehält.
Und auf einmal reiße ich die Augen auf, bin überwältigt von dem plötzlichen Schuldgefühl. Es ist so mächtig, dass ich Realms Hand abrupt fortschiebe und mich unter ihm wegrolle.
»Nein«, sage ich und steige vom Bett. Ich richte meinen Anzug und versuche, wieder zu Atem zu kommen. »Ich kann nicht … ich kann einfach nicht.«
»Ich hätte das nicht tun sollen«, sagt Realm sofort. Seine Wangen röten sich. »Tut mir so leid. Geh nicht, bitte!«
Ich schüttele den Kopf, weiche zurück. »Ich … ich sollte heute Nacht in meinem eigenen Zimmer schlafen. Wir sehen uns morgen, okay?«
Und dann laufe ich hinaus auf den Flur, ohne seine Antwort abzuwarten, und eile zu meinem Zimmer. Mein Herz klopft, und ich bin schrecklich verwirrt, meiner selbst so unsicher. Ich bin völlig erschüttert von meinem Schuldgefühl, dabei weiß ich nicht einmal, weshalb ich es empfinde.
Ich gehe am Schwesternzimmer vorbei, doch die junge Schwester fragt mich nicht, weshalb ich erst jetzt, nach Stunden, aus Realms Zimmer komme oder was wir dort getrieben haben, sondern gibt einfach weiter etwas in ihren Computer ein.
Kaum, dass ich mein Zimmer betreten habe, krieche ich in mein Bett und bete, dass ich schlafen kann.
14. Kapitel
Am nächsten Morgen lasse ich das Frühstück ausfallen, um Realm aus dem Weg zu gehen. Es ist mir peinlich, dass ich ohne eine Erklärung weggelaufen bin. Es hat mir gefallen, ihn zu küssen – er küsst gut. Aber es hat sich falsch angefühlt, warum auch immer, so, als ob ich ihn nicht berühren sollte.
Ich sitze im Schneidersitz auf meinem Bett, starre auf die Tür und versuche, mich selbst zu überreden, das Zimmer zu verlassen. Ich muss mich ihm stellen, doch zugleich hoffe ich, dass er so tut, als wäre nichts passiert. Er ist mein bester Freund, und vielleicht könnte er doch noch mehr für mich werden … Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich auch einfach nur ein Idiot.
Als ich schließlich all meinen Mut zusammengerafft habe, gehe ich hinaus auf den Flur und checke als Erstes den Aufenthaltsraum. Derek, der zusammen mit Shep fernsieht, bemerkt mich, nickt und ruft mir ein »Hallo« zu.
»Habt ihr Realm gesehen?«, erkundige ich mich.
»Nö«, antwortet Derek, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen. »Ich glaub, er hat heute früh einen Termin bei Dr. Warren.«
Ich verziehe den Mund. Ich selbst habe erst am Nachmittag eine Therapiesitzung, und ich fürchte mich davor, obwohl Dr. Warren mir versichert, dass ich unglaubliche Fortschritte
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