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Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
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nackten Füßen. Ich kriege die Tür nicht gleich auf, und als ich sie öffne, sehe ich, wie Realm zum Schwesternzimmer stapft.
    Roger steht dort, ganz lässig, und lacht mit der Schwester.
    Ich will Realm schon zurufen, dass er es nicht tun soll, doch noch bevor ich ein Wort herausbringe, hat er schon ausgeholt und schlägt zu, sodass Roger über den Schreibtisch segelt.
    »Michael!«, schreit die Schwester.
    Aber Realm setzt über den Tisch und packt Roger am Nacken, hat die andere Faust erhoben, um erneut zuzuschlagen.
    »Welche Hand?«, fährt Realm ihn an.
    Roger sieht ihn an, seine Wange schwillt bereits an, dort, wo Realms Faust getroffen hat.
    Ich lehne mich gegen den Türrahmen, kaum in der Lage, mich auf den Füßen zu halten.
    »Tu es nicht, Michael«, warnt Roger. »Du wirst uns noch alle auffliegen lassen.«
    Realm schlägt ihn erneut ins Gesicht, und ich zucke zusammen, sicher, dass Rogers Nase gebrochen ist. Die Schwester schreit immer noch, dass er aufhören soll, doch sie traut sich nicht, dazwischenzugehen, weil Realm so irre wirkt.
    »Mit welcher Hand hast du sie angepackt?«, will Realm wissen, seines dicht vor dem blutigen Gesicht von Roger.
    Der Betreuer antwortet nicht.
    Und ich sehe mit an, wie Realm Rogers rechten Arm packt und ihn so hart auf dessen Rücken dreht, dass man es deutlich knacken hört.
    Ich wanke und falle auf die Knie. Roger heult auf, und Realm weicht zurück, lässt ihn los. Rogers Unterarm hängt in einem merkwürdigen Winkel herab, und ich halte bei diesem Anblick entsetzt den Atem an.
    In diesem Moment biegt die Security um die Ecke, und ich habe Angst um Realm.
    Doch statt ihre Taser zu ziehen, kommen sie schliddernd vor ihm zum Halten. Während einer der Männer Roger beim Aufstehen hilft, nimmt der andere Realm beim Arm, flüstert ihm etwas zu und führt ihn in die entgegengesetzte Richtung. Und statt sich zu sträuben, wirkt Realm ruhig – auf geradezu unheimliche Weise ruhig, schließlich hat er gerade jemandem den Arm gebrochen und wird vom »Programm« weggebracht, Gott weiß wohin.
    »Realm!«, rufe ich ihm hinterher, und in meiner Stimme liegt die Andeutung eines Schreis. Was werden sie ihm antun?
    Er blickt über die Schulter zurück, und seine Augen weiten sich, als er mich sieht. Aber er sagt nichts. Er nickt nur, als hätten wir eine Abmachung.
    Und dann lässt er sich von den Sicherheitsleuten wegbringen.
    Ich warte darauf, dass Realm zurückkommt. Ich frage Schwester Kell, und sie behauptet, keine Ahnung zu haben, was mit ihm passieren wird, und ein missbilligender Ausdruck legt sich auf ihr Gesicht.
    Ich fühle mich hilflos und leer, nun, da mein einziger Freund nicht mehr da ist. Roger hatte recht: Ich habe überhaupt nichts unter Kontrolle.
    Am ersten Tag ohne Realm sehe ich Roger auf dem Flur. Einer der Security-Leute geht neben ihm, und Rogers rechter Arm ist eingegipst, während eine Schiene seine Nase stützt, und er hat ein blaues Auge.
    Eine boshafte Genugtuung erfüllt mich. Ich sehe, dass er einen Karton mit seinen persönlichen Dingen trägt. Offensichtlich ist seine Karriere hier beendet. Und da man mich keiner Befragung unterzogen hat, bin ich wohl nicht in die Sache mit hineingezogen worden. Realm hat tatsächlich eine Möglichkeit gefunden, ihn loszuwerden.
    Als er an mir vorbeigeht, bleibt Roger kurz stehen und schaut mich an. Ich lächele nicht, denn in seinen Augen liegt blanker Hass. Und sein Blick sagt mir: Es ist noch nich t vorbei.
    Ich wende mich ab, ignoriere ihn und sehe, dass ein Stück den Gang hinunter Tabitha in ihrer Tür steht. Als sie meinen Blick auffängt, nickt sie – genau, wie Realm es getan hat. Als hätten wir alle einen Pakt geschlossen, an den ich mich allerdings nicht erinnere. Vielleicht werden wir nun alle, da Roger fort ist, ein bisschen ruhiger schlafen können.
    Danach zieht sich der Tag endlos hin, und als ich schließlich zum Abendessen in den Speisesaal gehe, sitzen Derek und Shep an meinem Tisch.
    »Spielen wir heute Abend wieder Karten?«, frage ich und hoffe, dass sie mich davon ablenken werden, wie sehr ich Realm vermisse.
    »Nö«, antwortet Shep und schiebt seinen Hamburger weg. »Erst wieder, wenn Realm zurück ist.« In seinen grünen Augen liegt Traurigkeit, und ich würde gern seine Hand nehmen, doch ich tue es nicht.
    Ich fühle mich merkwürdig, als wäre ich irgendwie ausgehöhlt. Ich fühle mich verletzlich und leer.
    »Du weißt wohl schon, dass er diesen Betreuer ganz schön heftig

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