Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
zusammengeschlagen hat?«, fragt mich Derek.
Ich nicke, warte nervös auf das, was gleich kommen wird.
»Ich hab gehört, wie sich ein paar Schwestern unterhalten haben. Sie erzählten, Roger habe mit Medikamenten gedealt, und Realm wollte ihn auffliegen lassen. Da hat Roger damit gedroht, dass wir alle es büßen werden, wenn Realm ihn verpfeift.« Er wirft sich in die Brust. »Ich kann auf mich aufpassen. Also denke ich, dass die Drohung dir gegolten hat. Was auch erklärt, weshalb Realm so durchgeknallt ist.«
Ich zucke mit den Schultern und stochere in meinem Salat.
»Na ja, ist auch egal«, fährt Derek fort. »Kell meint, dass Realm zurückkommen wird. Roger haben sie jedenfalls gefeuert. Zwangen ihn, eine vertrauliche Übereinkunft mit dem ›Programm‹ zu unterschreiben. Kannst du dir das vorstellen? Der gehört doch in den Knast.«
»Sie würden ›Das Programm‹ niemals aufs Spiel setzen«, sage ich. »Wir sind doch der große Heilungserfolg, schon vergessen?«
Als ich aufblicke, starren sie mich alle an, als hätte ich den Verstand verloren, und ich denke, vielleicht ist das ja auch so. Ich schiebe mein Tablett weg, stehe auf und gehe i n den Aufenthaltsraum, setze mich an eins der Fenster und starre nach draußen.
13. Kapitel
Ich bin nun seit vier Wochen und acht Stunden im »Programm«. Realm ist immer noch nicht zurückgekehrt, aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben. Ich erinnere mich nur noch an wenig aus meiner Vergangenheit, aber ein Gefühl sagt mir, dass ich einmal glücklich war. Was mich hoffen lässt, dass ich es auch wieder werden könnte.
Tabitha und ich stehen vor dem Aufenthaltsraum. Sie zeigt mir ihre Fingernägel. Als Belohnung für gutes Benehmen haben sie ihr Nagellack gegeben, und obwohl ihre Nägel immer noch kurz sind, leuchten sie jetzt neon-pink. Begeistert wackelt sie mit den Fingern.
»Es sieht toll aus«, versichere ich ihr, und gleichzeitig fällt mir auf, dass sie ihr Haar gebürstet hat.
»Danke«, sagt Tabitha. »Ich komme in zwei Wochen raus, kannst du dir das vorstellen? Ich glaube, sie werden mir auch erlauben, zum Friseur zu gehen. Dr. Warren findet, ich würde mit kastanienbraunem Haar besser aussehen als mit dem roten. Was meinst du?«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich mag es so, wie es jetzt ist.«
Sie lächelt, als würde mein Kompliment ihr tatsächlich etwas bedeuten. Dann bemerkt sie jemanden hinter mir, und ihr Lächeln wird noch breiter.
»Sloane«, sagt sie.
»Was?«
»Loverboy ist wieder da.«
Ich drehe mich schnell um und sehe, wie Realm auf uns zukommt, gekleidet in einen frisch gebügelten zitronengelben Krankenhausanzug. Ein leiser Seufzer dringt über meine Lippen, als die Furcht meinen Körper verlässt. Ich renne auf ihn zu, und er breitet die Arme aus, um mich an sich zu ziehen.
»Du bist okay«, flüstere ich ihm ins Ohr, als er mich hochhebt. Meine Beine baumeln in der Luft. Er riecht nach Seife und Waschmittel, und ich bin so glücklich, dass ich ihn am liebsten nie mehr loslassen möchte.
»Ich bin okay«, versichert er mir und drückt mich ganz fest an sich. Als er mich wieder absetzt, winkt er Tabitha zu, und sie lacht und geht davon.
Realm blickt mich forschend an. »Ist irgendwas passiert, während ich weg war?«, will er wissen. Er legt seine Hände auf meine Schultern und massiert sie leicht. Ich finde, er ist blasser als früher.
»Roger ist gefeuert worden.«
Realm lächelt und schließt die Arme erneut um mich. »Ich hab dir doch gesagt, er wird dich nicht mehr beläst igen.« Seine Wange liegt auf meinem Kopf. »Du hast niemandem erzählt, was er dir angeboten hat, oder?«, fragt er leise.
»Nein.«
»Gut.«
»Die Jungs wollten ohne dich nicht Karten spielen«, sage ich, weil ich das Thema wechseln möchte. »Ich glaube, sie vermissen dich.«
»Hast du mich denn auch vermisst?«
Obwohl wir uns in den Armen halten, obwohl ich so froh bin, dass er wieder da ist, habe ich ein komisches Gefühl bei seiner Frage.
»Na klar«, antworte ich, denn es ist die Wahrheit. Ich löse mich von ihm und bemerke das Pflaster auf seinen Knöcheln.
Als er sieht, worauf ich schaue, hebt er die Hand. »Hab mich an seinen Zähnen geschnitten«, sagt er. »Zwei Stiche.«
»Er hat schlimmer ausgesehen, glaub mir.«
Realm scheint das gut zu finden. Er langt mit seiner unverletzten Hand nach meiner, dann führt er mich in den Aufenthaltsraum.
Das Kartenspiel ist in vollem Gang. Realm und ich haben Laugenstangen im Mundwinkel
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