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Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
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Sommer, bevor sich ihre beste Freundin umgebracht hat.
    »Ja«, antwortet sie und senkt den Kopf. »Ich kenne es ziemlich gut.«
    »Realm!« Eine Stimme durchschneidet den Aufenthaltsraum, und Ally blickt auf, verwirrt, sieht ein Mädchen auf sie zukommen. Ihr Haar ist von einem hellen Orange, ihr Gang unsicher. Ally fragt sich, wie viele Medikamente man ihr gegeben haben mag.
    »Hallo, Tabby«, murmelt Realm.
    »Du hast gesagt, ich dürfte mitspielen.« Das Mädchen klingt ärgerlich, dann bemerkt sie, dass Ally mit den anderen am Tisch sitzt. »Wieso ist sie bei euch?«
    »Sorry«, sagt Realm und berührt Tabitha am Arm. »Der Tisch ist voll. Nächstes Mal, ja?«
    Ally überlegt, ob sie aufstehen soll. Sie hat ein schlechtes Gewissen, dass dieses Mädchen, das das Spiel offensichtlich mehr zu brauchen scheint als sie selbst, ihretwegen ausgeschlossen wird.
    Als sie aufstehen will, legt Realm seine Hand auf ihre. »Bleib sitzen«, sagt er. Ihre Blicke treffen sich, und sie lässt sich wieder auf den Stuhl sinken.
    Das Mädchen geht fort. Ally nagt an ihrer Unterlippe. Sie fühlt sich schlecht.
    »Ist schon okay«, meint Realm, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Tabby fragt immer, ob sie mitspielen kann, aber wir erlauben es nie. Sie wird dir deshalb keinen Ärger machen. Du wirst sehen, morgen fragt sie uns wieder.« Er senkt die Stimme, beugt sich zu ihr herüber. »QuikDeath«, flüstert er. »Sie hat dadurch ihr Kurzzeitgedächtnis verloren.«
    »Oh.« Ally rutscht unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her.
    Realm mischt die Karten, stellt ihr Shep und Derek vor – erzählt, dass sie seit zwei Wochen hier sind und in vier entlassen werden, genau wie er selbst. Aber sie wirken sehr vertraut, als würden sie schon seit einer Ewigkeit miteinander spielen.
    Draußen heult ein Sturm, Regen peitscht gegen die Fenster, und es klingt, als würde die Welt um sie herum weggeschwemmt.
    Auch Ally kennt dieses Gefühl, hat es schon oft empfunden, heute zum Beispiel, als Dr. Warren ihr vorwarf, schwierig zu sein, und ihr drohte, dass man Maßnahmen ergreifen müsse, wenn sie nicht endlich mitarbeiten würde.
    Doch nun, als Ally beobachtet, wie diese Jungen so selbstverständlich und normal miteinander Karten spielen, fragt sie sich, ob sie es vielleicht doch schaffen kann. Ob sie »Das Programm« besiegen kann.
    »Du bist dran, Sloane«, sagt Realm und schiebt sich eine weitere Laugenstange zwischen die Lippen.
    »Ally.« Sie schaut ihn von der Seite her an. »Ich heiße Allison.« Ihr fällt auf, dass ein gequälter Ausdruck über Realms Gesicht huscht, seine gelassene Miene aufbricht. Aber dann schaut er sie wieder mit diesem Lächeln wie zuvor an.
    »Tut mir leid«, sagt er. »Anscheinend haben sie meinen Medikamentencocktail heute ein bisschen zu stark gemixt. Allison, du bist an der Reihe«, fügt er hinzu.
    Allison nickt, legt ihre Karte hin, bemerkt die warnenden Blicke, die die anderen Realm zuwerfen.
    »Halt den Mund«, formt Shep mit den Lippen, doch Realm reagiert nicht darauf. Er schaut aus dem Fenster, auf den Sturm dort draußen, ein feines Lächeln auf den Lippen.
    Als das Spiel beendet ist, sagt sich Ally, dass sie sich die Spannung wohl bloß eingebildet hat, denn nun lachen die Jungen und beschimpfen sich gegenseitig als Idioten. Alle sind zufrieden, fast wie in einem Traum. Oder vielleicht liegt es auch nur an der Pille, die Schwester Kell ihr verabreicht hat. Ally ist sich dessen nicht sicher.
    Und später, als Realm sie fragt, ob er sie »nach Hause« begleiten darf, lacht Ally und empfindet zum allerersten Mal seit langer Zeit wieder ein bisschen Hoffnung.

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