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Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
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»Sie würden sofort merken, dass etwas nicht stimmt.«
    Ich blicke zu ihm auf, sehe auf die Narbe an seinem Hals. »Ich verstehe das nicht«, sage ich, und mein Herz tut so weh. »Du bist doch einer von uns.«
    Er nickt. »Ich war im letzten Jahr im ›Programm‹.« Er zeigt auf seinen Hals. »Wegen eines unglücklichen Zwischenfalls mit einem gezackten Messer. Ich kam hierher, und es ging mir besser. Nachdem meine Zeit zur Hälfte abgelaufen war, nahm Dr. Warren mich beiseite und fragte mich, was ich tun wollte, wenn ich entlassen würde. Aber da war nichts, wohin ich hätte zurückkehren können. Meine Eltern sind schon vor langer Zeit gestorben, und ich kann mich nicht mehr an meine Freunde erinnern. Ich hatte nichts . Also bot Dr. Warren mir einen Job an – eine Zukunft innerhalb des ›Programms‹. Damit ich Leuten helfe, wieder gesund zu werden. Ich habe den Vertrag unterschrieben.«
    »Und was tust du uns an?«
    Er krümmt sich, als wüsste er, dass mir die Antwort nicht gefallen wird. »Ich baue solide Beziehungen auf, bringe den Patienten bestimmte Dinge wieder zu Bewusstsein, damit sie nicht verstört und hilflos sind, wenn sie entlassen werden. Es hat Rückfälle und Nervenzusammenbrüche gegeben, und sie kamen zu der Überzeugung, dass die vom Trauma der Wiedereingliederung ausgelöst werden, wenn man die Leute ohne eine gewisse Vorbereitung wieder rauslässt in die reale Welt.«
    »Also hast du nicht nur so getan, als wärst du mein Freund?«, halte ich ihm herausfordernd vor. »Du hast mich nicht betrogen und ihnen all das weitererzählt, worüber wir gesprochen haben? All das, woran ich mich jetzt nicht mehr erinnern kann?«
    »Natürlich musste ich es ihnen erzählen«, erklärt er. »Ich musste doch sichergehen, dass die Therapie Wirkung zeigt. Und glaub mir, Süße, du hättest garantiert keine Lust darauf, mit unvollständigen Erinnerungen herumzulaufen. Über kurz oder lang würde es dich in den Wahnsinn treiben.«
    Ich hebe meine Hände und schiebe ihn zurück. »Und dass du mich geküsst hast, war das auch Teil meiner Vorbereitung?« Es fällt mir schwer, das auszusprechen. Denn ich fühle mich nicht nur betrogen, sondern auch benutzt.
    Realm schüttelt den Kopf. »Nein, war es nicht. Ich hätte es nicht tun sollen.«
    »Und warum hast du?«
    Realm senkt den Blick. »Weil ich dich mag. Auch ich bin einsam. Nur weil ich kein Patient bin, heißt das nicht, dass ich mich nicht genauso isoliert fühle wie ihr. Ich bin jetzt seit fünf Wochen hier, Sloane. Ich will wieder raus. Und ich möchte dich mit mir nehmen.«
    Erneut schiebe ich ihn weg, und er stößt gegen das Bett. Er versucht nicht, sich zu widersetzen. Die Vorstellung, dass Realm jederzeit hätte verschwinden können, während ich gegen meinen Willen hier festgehalten werde, weckt in mir Hass auf ihn.
    »Und was ist mit Roger?«, frage ich plötzlich. »Hat er auch dazugehört?«
    »Nein«, sagt Realm. »Ich meine, ja. Er war mit eingebunden, aber das ist ja nun vorbei. Er hatte kein Recht, solche Dinge zu tun. Ich wusste es nicht. Ich schwöre …«
    »Klar. Auf dein Wort ist ja Verlass.«
    »Ich wusste es wirklich nicht. Ich hätte alles getan, um dich zu beschützen.«
    »Bevor oder nachdem du ihnen geholfen hast, mein Leben auszulöschen? Glaubst du wirklich, ich könnte das verzeihen? Glaubst du wirklich, ich werde jemals darüber hinwegkommen?«
    »Ich hoffe es«, sagt er. »Ich …« Er redet nicht weiter. Seine blasse Haut ist noch fahler als sonst. Als ob ihm übel würde. »Ich habe nichts. Und dies ist das erste Mal, dass ich gedacht habe, ich könnte mir vielleicht wieder ein Leben aufbauen. Wenn ich von hier fortgehe, habe ich sechs Wochen frei, bevor ich an einer anderen Einrichtung in ›Das Programm‹ zurückkehre. Mein Vertrag läuft über zwei Jahre, und ich darf ihn nicht brechen, denn sonst nehmen sie mir sämtliche Erinnerungen, die ich habe. Ich versuche, uns beide zu retten, und ich dachte, wie könnten zusammen sein, wenn du entlassen bist.«
    Ich lache. Ich weiß, es ist grausam, aber es ist mir egal. Ich bin so verletzt, dass ich gemein sein will. Ich will, dass er zu spüren bekommt, was er mir angetan hat.
    »Tja«, sage ich, »das kannst du dir abschminken. Dein Vertrag könnte früher enden, als du denkst. Weil es nämlich nicht so aussieht, als hätte meine Therapie Erfolg, Michael !« Voller Zorn spreche ich seinen Namen aus.
    Realm packt mich grob an den Handgelenken, zieht mich zu sich heran. »Sag

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