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Dubliner (German Edition)

Dubliner (German Edition)

Titel: Dubliner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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Beispiel, als wir auf die Armenschule gingen.
    – Viele anständige Männer sind auf die Armenschule gegangen und mussten ein Stück Torf zum Heizen mitbringen, sagte Mr Kernan belehrend. Das alte System war das beste: schlichte, ehrliche Erziehung. Nicht dieser moderne Firlefanz ...
    – Ganz recht, sagte Mr Power.
    – Ohne Schnickschnack, sagte Mr Fogarty.
    Er artikulierte das Wort einwandfrei und nahm dann feierlich einen Schluck.
    – Ich erinnere mich gelesen zu haben, sagte Mr Cunningham, dass Papst Leo mal ein Gedicht über die Erfindung der Fotografie geschrieben hat – auf Lateinisch natürlich.
    – Über die Fotografie!, rief Mr Kernan erstaunt.
    – Ja, sagte Mr Cunningham.
    Er nahm ebenfalls einen Schluck aus seinem Glas.
    – Ja, also die Fotografie, sagte Mr M’Coy, ist doch wirklich etwas Wunderbares, wenn man drüber nachdenkt.
    – Freilich, sagte Mr Power. Große Geister erkennen vieles.
    – Wie sagt der Dichter: Genie und Wahnsinn liegen oft dicht beieinander * , sagte Mr Fogarty.
    Irgendetwas schien Mr Kernan im Kopf herumzugehen. Er versuchte angestrengt, sich an die protestantische Lehre bezüglich einiger heikler Fragen zu erinnern, und schließlich wandte er sich an Mr Cunningham.
    – Sag mal, Martin, sagte er. Haben nicht manche Päpste – ich meine natürlich nicht den jetzigen und auch nicht seinen Vorgänger, sondern manche von den alten Päpsten – haben da nicht manche ... na ja ... die Innung blamiert?
    Alle schwiegen, dann sagte Mr Cunningham:
    – Oh, natürlich, da waren einige falsche Fuffziger dabei ... Aber das Erstaunliche ist doch das: Keiner von denen, auch nicht der größte Trunkenbold und nicht der ... übelste Geselle, keiner von denen hat jemals ex cathedra * eine falsche Lehre verkündet. Ist das nicht erstaunlich?
    – Das ist es wirklich, gab Mr Kernan zu.
    – Ja, denn wenn der Papst ex cathedra spricht, erklärte Mr Fogarty, dann ist er unfehlbar.
    – Jawohl, sagte Mr Cunningham.
    – Oh, ich weiß, die Unfehlbarkeit des Papstes. Ich erinnere mich, als ich noch jünger war ... Oder war das –?
    Mr Fogarty unterbrach ihn. Er nahm die Flasche und goss den anderen ein wenig nach. Als Mr M’Coy sah, dass nicht genug für alle übrig war, erklärte er, er habe noch genug im Glas. Die anderen gaben unter Protest nach. Der helle Klang von Whisky, der in ein Glas fließt, war ein angenehmes Zwischenspiel.
    – Was wolltest du gerade sagen, Tom?, fragte Mr M’Coy.
    – Die päpstliche Unfehlbarkeit, sagte Mr Cunningham. Das war der spannendste Moment in der ganzen Kirchengeschichte.
    – Wieso das denn, Martin?, fragte Mr Power.
    Mr Cunningham hielt zwei dicke Finger in die Höhe.
    – Also, im Heiligen Kollegium der Kardinäle und Erzbischöfe und Bischöfe waren zwei Männer, die sich dagegen stellten, während alle anderen dafür waren. Das ganze Konklave war einstimmig dafür, ausgenommen diese zwei. Nein! Sie wollten davon nichts wissen!
    – Ha!, sagte Mr M’Coy.
    – Und das waren ein deutscher Kardinal namens Dolling ... oder Dowling * ... oder ...
    – Dowling war kein Deutscher, so viel ist sicher, sagte Mr Power lachend.
    – Jedenfalls war dieser große deutsche Kardinal, wie immerer hieß, einer von ihnen; und der andere war John MacHale.
    – Was?, rief Mr Kernan. Doch nicht John von Tuam * ?
    – Sind Sie da sicher?, fragte Mr Fogarty zweifelnd. Ich dachte, es war irgendein Italiener oder Amerikaner.
    – John von Tuam, wiederholte Mr Cunningham, war der Mann.
    Er nahm einen Schluck, und die anderen folgten seinem Beispiel. Dann fuhr er fort:
    – Da waren sie also, all die Kardinäle und Bischöfe und Erzbischöfe aus aller Welt, und diese beiden wehrten sich mit Händen und Füßen, bis schließlich der Papst persönlich aufstand und die Unfehlbarkeit ex cathedra zum Dogma der Kirche erklärte. In genau diesem Augenblick erhob sich John MacHale, der bis dahin immer und immer wieder dagegen geredet hatte, und rief mit der Stimme eines Löwen: Credo!
    – Ich glaube! , sagte Mr Forgarty.
    – Credo! , sagte Mr Cunningham. Das zeigt, wie stark sein Glaube war. Er unterwarf sich, sobald der Papst gesprochen hatte.
    – Und was war mit Dowling?, fragte Mr M’Coy.
    – Der deutsche Kardinal wollte sich nicht unterwerfen. Er ist aus der Kirche ausgetreten.
    Mr Cunninghams Worte hatten in den Köpfen seiner Zuhörer das gewaltige Bild der Kirche entstehen lassen. Seine tiefe, raue Stimme war ihnen durch und durch gegangen, als er das Wort des Glaubens

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