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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Holzofen und spielten in eben dem Büro Five-Card-Stud-Poker, in dem Owen knapp zwei Jahrhunderte zuvor Kurtz das Ne-nous-blessez-pas -Band vorgespielt hatte. Sechs der Pokerspieler hatten Wachdienst. Der siebte war Dawg Brodskys Kollege Gene Cambry. Cambry hatte nicht schlafen können. Der Grund dafür war unter einem dehnbaren Baumwollarmband verborgen. Er wusste allerdings nicht, wie lange dieses Armband noch nützen würde, denn das rote Zeug darunter breitete sich aus. Wenn er nicht aufpasste, sah es noch jemand … und dann würden sie ihn nicht mehr hier im Büro Karten spielen lassen, sondern zu den anderen armen Schweinen in den Kuhstall sperren.
    Und war er denn der Einzige, der sich da vorsehen musste? Ray Parsons hatte einen dicken Wattebausch im Ohr. Angeblich hatte er Ohrenschmerzen, aber wer wusste schon, ob das stimmte? Einer von Ted Trezewskis kräftigen Unterarmen war bandagiert, und er behauptete, sich beim Verlegen von Stacheldraht verletzt zu haben. Vielleicht stimmte das. George Udall, unter normaleren Umständen Dawgs unmittelbarer Vorgesetzter, trug eine Strickmütze über der Glatze und sah damit aus wie ein ältlicher weißer Rapper. Vielleicht war weiter nichts als Kopfhaut darunter, aber für eine Mütze war es hier drin doch eigentlich ziemlich warm, oder? Und schon gar für eine Strickmütze.
    »Setze einen«, sagte Howie Everett.
    »Steige aus«, sagte Danny O’Brian.
    Parsons stieg ebenfalls aus und Udall auch. Cambry hörte es kaum. Vor seinem geistigen Auge tauchte das Bild einer Frau auf, die ein Kind auf dem Arm hielt. Sie strauchelte über die verschneite Koppel, und ein Soldat verwandelte sie in eine Napalmfackel. Cambry zuckte entsetzt zusammen und dachte, seine Gewissensbisse hätten dieses Bild heraufbeschworen.
    »Gene?«, sagte AI Coleman. »Steigst du aus oder …«
    »Was ist das?«, fragte Howie und runzelte die Stirn.
    »Was ist was?«, fragte Ted Trezewski zurück.
    »Wenn du hinhören würdest, wüsstest du’s«, erwiderte Howie. Blöder Polacke – Cambry hörte diese unausgesprochene Folgerung in seinem Kopf, achtete aber nicht weiter darauf. Sobald man sie darauf aufmerksam gemacht hatte, hörten sie den Sprechchor ganz deutlich, der den Wind übertönte und immer lauter und eindringlicher wurde.
    »Los! Los! Los! Los! LOS!«
    Es kam aus dem Kuhstall, der sich direkt hinter ihnen befand.
    »Was soll denn das?«, fragte Udall nachdenklich und schaute blinzelnd über den Klapptisch mit den Spielkarten, den Aschenbechern, Chips und Geldscheinen. Plötzlich wurde Gene Cambry klar, dass unter der blöden Wollmütze letztlich doch nur Kopfhaut war. Udall war nominell der Ranghöchste ihrer kleinen Gruppe, hatte aber keinen blassen Schimmer, was vor sich ging. Er konnte die emporgereckten Fäuste nicht sehen und die kräftige Gedankenstimme nicht hören, die den Sprechgesang anführte.
    Cambry sah besorgte Mienen bei Parsons, Everett und Coleman. Sie sahen es auch. Sie verständigten sich ohne Worte, während die Nicht-Infizierten nur dumm guckten.
    »Die brechen aus«, sagte Cambry.
    »Red nicht so einen Quatsch, Gene«, sagte George Udall. »Die haben keine Ahnung, was ihnen bevorsteht. Und außerdem sind es Zivilisten. Die lassen nur ein bisschen D…«
    Cambry verstand den Rest nicht mehr, weil ihm ein einzelnes Wort – LOS – wie mit einer Kreissäge durch den Kopf fuhr. Ray Parsons und AI Coleman zuckten zusammen. Howie Everett schrie vor Schmerz auf, hielt sich die Schläfen und knallte mit den Knien gegen die Tischplatte. Chips und Spielkarten flogen umher. Ein Dollarschein landete auf dem heißen Ofen und fing Feuer.
    »Ach du grüne Neune, jetzt schau dir an, was du …«, wetterte Ted los.
    »Sie kommen«, sagte Cambry. »Sie kommen hierher. «
    Parsons, Everett und Coleman stürzten zu ihren Karabinern Typ M-4, die neben dem Kleiderständer des alten Gosselin lehnten. Die anderen schauten sie verdutzt an, begriffen immer noch nicht … und dann gab es einen mächtigen Knall, als sechzig oder mehr Internierte gegen die Stalltore anrannten. Die Tore waren von außen mit großen Stahlschlössern verriegelt. Die Schlösser hielten, aber das alte Holz brach krachend.
    Die Internierten strömten durch die Lücke, riefen dem Schneesturm »Los! Los!« entgegen und trampelten mehrere Menschen nieder.
    Cambry stürzte auch nach vorn, schnappte sich eines der kompakten Sturmgewehre und musste es sich dann aus den Händen reißen lassen. »Das ist meins, du

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