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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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könnte Euch schaden?«
    »So weit würde ich auch wieder nicht gehen, das zu behaupten«, erklärte er mit schiefem Lächeln. »Dazu sind meine Beziehungen zum Hause Medici zu gut. Ich sage Euch das nur, falls Ihr mit dem Gedanken spielen solltet, mich mit der Aussicht unter Druck zu setzen, dass auch Ihr nicht mehr lange in Freiheit bleibt, wenn ich Euch nicht helfe, Eure Gefährtin zu befreien.«
    »Helft mir trotzdem«, sagte ich stürmisch. »Ihr wisst, dass sie unschuldig ist.«
    »Ich weiß gar nichts«, wehrte er ab.
    »Warum sollte sie denn so etwas tun? Das entbehrt doch jeder Grundlage!«
    »Ihr braucht mich von nichts zu überzeugen. Es tut mir Leid für Euch, wenn Ihr Euch selbst immer wieder von ihrer Unschuld überzeugen müsst.«
    Ich schwieg betroffen. Er lächelte sein feines Lächeln. »Verlangt nicht von mir, dass ich mich einmische. Das ist ganz allein Eure Sache.«
    »Ihr habt Euch schon eingemischt«, sagte ich wütend.
    Pratinis Gesicht zog sich zusammen. »Wie darf ich das verstehen?«
    »Euer famoser Kompagnon hat mich im Gefängnis davor bewahrt, den Gerichtsdienern in die Hände zu fallen.«
    »Rodolfo? Tatsächlich? Nun, ich bin nicht über alles, was er tut, im Bilde. Er ist mein Partner, nicht mein Sohn. Freut Euch doch darüber, dass er Euch geholfen hat.«
    »Natürlich freue ich mich; ich frage mich aber auch, warum er das getan hat.«
    »Er ist ein sehr freundlicher Mensch.«
    »Ja, und ich kam gerade rechtzeitig, als seine Freundlichkeit wieder einmal überschwappte.«
    Pratini schüttelte den Kopf und schürzte die Lippen. »Man hilft Euch, und Ihr vergeltet es mit Misstrauen, Arroganz und Bissigkeit.«
    »Ich habe nicht den Eindruck, dass meine Höflichkeit Janas Leben retten wird.«
    »Was immer es ist, das ihr Leben rettet, Ihr seid Euch hoffentlich bewusst, dass es nur von Euch kommen kann.«
    »Warum seid Ihr Euch so sicher, dass Ihr nicht noch in die ganze Geschichte mit hineingezogen werdet? Eure Schwester ist besorgter um Euch als Ihr selbst. Und wenn ich an Eure guten Verbindungen zu Jakob Fugger denke, der angeblich seine Sympathien auf der Seite der Pazzi gehabt haben soll…?«
    »Ich habe nichts zu befürchten«, sagte er mit einer Endgültigkeit, die mir offensichtlich auch bedeuten sollte, dass Drohungen sinnlos waren.
    »Wenn aber die Fugger nicht Eure einzige mögliche Verbindung zu den Verschwörern darstellen?«
    »Welche sollte es denn noch geben?«
    »Sagt Euch der Name Umberto Velluti etwas? Der Mann, dem Ihr seinen Lebensabend vergoldet? Jana hatte ihm einen Brief geschickt; ihm und noch vier anderen Männern. Zwei dieser Briefe hängen jetzt an der Schandtafel im Bargello.«
    Pratini grinste breit. »Wenn Ihr irgendjemanden glauben machen wollt, Messer Umberto hätte sich um etwas anderes gekümmert als um seine vergangenen großen Tage, tut Ihr mir Leid.«
    »Nichtsdestotrotz hat sie ihm geschrieben.«
    »Na und?«
    »Welche Verbindung sollte es wohl geben zwischen Velluti und Jana, könnt Ihr mir das sagen?«
    »Vielleicht wollte sie ihn beauftragen, ein Landhaus zu bauen? Alle erfolgreichen Kaufleute in Florenz haben ein Landhaus im Mugello.«
    »Eure Bissigkeit steht der meinen in nichts nach.«
    »Ich bin nicht bissig, ich amüsiere mich nur«, sagte er und zuckte mit den Schultern. »Abgesehen davon rückt der Zeitpunkt näher, an dem meine ersten Gäste eintreffen werden. Ich möchte mich noch vorher umziehen. Ich darf doch davon ausgehen, dass Ihr an dem Festessen teilnehmen werdet?«
    »Mir ist der Appetit vergangen«, brummte ich. »Und erst recht der Sinn für Festivitäten, wenn ich daran denke, dass Jana im Gefängnis sitzt und auf die Folter wartet.«
    Er reichte mir die Hand. »Ich wünsche Euch Glück«, sagte er.
    »Vielleicht würdet Ihr mir wenigstens ermöglichen, mit Rudolf Gutswalter zu sprechen.«
    »Ich fürchte, er ist erst auf dem Weg in die Stadt. Er hat sich draußen auf meinem Gut darum gekümmert, dass ein paar Dinge rechtzeitig zu meinem Fest hierher gebracht werden. Wahrscheinlich wird er bald kommen. Auf jeden Fall nimmt er am Essen teil. Doch ein Grund für Euch, meine Einladung anzunehmen?«
    »Würdet Ihr ihn bitten, mich im Fondaco aufzusuchen?«
    »Warum wartet Ihr nicht hier auf ihn?«
    »Ich habe noch genug zu tun.«
    »Nun gut. Jemand wird Euch hinausbringen.« Er öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer und ließ mir den Vortritt. Etwas kitzelte einen Augenblick lang meinen Nacken, als ich an ihm vorbeiging; es war

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