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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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Ankläger.«
    Ich schnaubte. Gutswalter sah mich lächelnd an. Er schien seine natürliche Freundlichkeit wiedergefunden zu haben. Als ich schwieg, stieß er sich von der Tür ab und trat gelassen auf sein Schreibpult zu, wo er anfing, in seinen Dokumenten zu blättern. Es war, als wollte er mir höflichst zu verstehen geben: Wenn das alles war, kannst du wieder gehen. Ich habe zu tun.
    »Ich habe Euren Mitarbeiter heute bis nach Hause verfolgt«, sagte ich. Er sah auf. »Wen?«
    Es war ein Schuss ins Blaue gewesen, und ich wusste schon nach seiner ersten Rückfrage, dass er fehlgegangen war. Ich redete trotzdem weiter. »Den Bildhauer; den Mann, der mir in Florenz nun schon zweimal so lange nachgelaufen ist, bis ich ihn abhängen oder verscheuchen konnte.«
    Sein Gesicht spannte sich. »Ihr werdet verfolgt?«, fragte er beunruhigt. »Hierher auch?«
    »Nein, ich sagte doch, ich habe ihn abgehängt. Zumindest jetzt. Er folgte mir allerdings, als ich heute Beatrice besuchte.«
    »Habt Ihr herausgefunden, warum er das tut?«
    »Ich habe zumindest herausgefunden, dass er nicht aus eigenem Antrieb hinter mir herläuft. Er ist ein verkrachter Bildhauer; wahrscheinlich ein früherer Steinmetz mit zu viel Talent für das Behauen von Steinen und zu wenig für das Herausarbeiten von Statuen aus dem Stein. Mit Sicherheit bezahlt ihn jemand dafür, dass er mich verfolgt. Seine Lebensumstände sind zu verzweifelt, als dass er es sich leisten könnte, irgendeine Arbeit abzulehnen.«
    »Warum fragt Ihr ihn nicht, wer ihn bezahlt?«
    »Eine grandiose Idee: den Spitzel zu fragen, wer sich seiner bedient!«
    »Warum nicht? Wenn Ihr mehr bietet, wird er vielleicht zu Euch überlaufen.«
    »Weshalb seid Ihr an der Sache so interessiert?«
    »Es könnte ein Spitzel der Behörden sein. Vielleicht ist man Euch auf die Spur gekommen.«
    »Ein Behördenspitzel sieht anders aus, das könnt Ihr mir glauben. Auch hier in Italien. Von denen habe ich genug gesehen.«
    Er sah mich an und überlegte ganz offensichtlich, wie und wann ich in genügend intensive Berührung mit Spitzeln gekommen sein konnte.
    »Ich habe einmal für Bischof Peter Bessarion von Augsburg als Untersuchungsbeamter gearbeitet«, erklärte ich unwillig und ärgerte mich, den Mund nicht gehalten zu haben. Es ging nicht darum, ihm aus meinem Leben zu erzählen. »Es ist lange her.«
    »Ich habe den Mann jedenfalls nicht in Auftrag genommen«, sagte Gutswalter und lächelte dünn. »Ich habe es gar nicht nötig, Euch zu überwachen: Ihr kommt ja zu mir. Und Antonio hat es ganz sicher auch nicht getan.«
    »Wer sagt Euch, dass Ihr über all seine Schritte Bescheid wisst?«
    »Das sagt mir niemand, das weiß ich auch so.«
    »Es herrscht großes Vertrauen zwischen Euch, will mir scheinen.«
    »Und ich bin stets bemüht, es nicht zu enttäuschen.«
    »Seid Ihr Euch da sicher? Vielleicht wäre es ihm lieber, ich würde im Gefängnis sitzen, Seite an Seite mit Jana, statt dass Ihr meine Verhaftung verhindert habt?«
    »Ganz sicher wäre es ihm lieber, wenn dieser unselige Aufstand niemals passiert wäre«, erklärte Gutswalter diplomatisch.
    »Lieber als Anhänger der Medici oder als Anhänger der eigenen Geschäfte?«
    »Lieber als Christ, der jedes Blutvergießen entsetzlich findet.«
    Ein Mann öffnete die Tür und kam herein. Gutswalter zwang das Lächeln wieder in sein Gesicht und wandte sich ihm zu. Der Mann beugte sich zu Gutswalter und raunte ihm etwas ins Ohr, und Gutswalter zog eine Augenbraue hoch, nickte und schickte ihn wieder fort. Er sagte mir nicht, welche Nachricht er erhalten hatte, und ich fragte nicht nach.
    »Was verbindet Euch und Pratinis Familie?«, fragte ich ihn. »War Pratini derjenige, der Euch aus dem Gefängnis geholt hat?«
    Gutswalter schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, ich habe Euch doch gesagt, der Mann ist nicht mehr am Leben. Man könnte jedoch sagen, dass ich Antonios Bekanntschaft auf Grund dieser Geschichte machte.« Ich wartete darauf, dass er mehr sagen würde, aber scheinbar war er nicht gewillt, von seinem Erlebnis im Schuldgefängnis noch mehr preiszugeben, als er bisher getan hatte. Er sah nachdenklich an mir vorbei.
    »Wie kam es dazu, dass er Euch als Partner akzeptiert hat?«
    »Er brauchte jemanden, der seine weit verzweigten Finanzen für ihn regelt, und ich brauchte Arbeit.«
    »So nahm er sich Eurer an wie ein echter Christ.«
    »Er hat Euch nichts getan, aber Ihr habt nur Zynismus und Verachtung für ihn. Oder Ihr versucht ihn

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