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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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mit einer kurzen Bemerkung seiner Wege und schlenderte auf mich zu. Heute trug er einen kurzen, ärmellosen Mantel mit einem schwarzsamtenen Rankenmuster über einer engen rosafarbenen Hose. Der Mantel verbarg seine Hände und enthüllte wie seine restliche Garderobe, dass er für Kleidung anständige Summen auszugeben geneigt war.
    »Pietro Bernardi«, sagte er statt einer Begrüßung und schüttelte lächelnd den Kopf. »Und ich bin auch noch darauf hereingefallen.«
    »Wie wäre es, wenn Ihr weiterhin darauf hereinfallen würdet und uns beiden eine kurze Zeit für ein Gespräch gönnt?«
    Er zögerte und spähte in der Bank umher, um Zeit zu gewinnen. »Ich habe letztens vergeblich auf Euch gewartet«, sagte ich im Plauderton. »Ich dachte, Ihr würdet rechtzeitig zu Antonio Pratinis Fest kommen, aber scheinbar habt Ihr Euch verspätet.«
    »Ich war bereits im Haus.« Er lachte nervös. »Ich war in meiner Stube und habe eine Spende für die Humiliatenbrüder vorbereitet. Ich hatte sie gebeten, Antonios Einladungen auszutragen, damit sie so schnell wie möglich ihre Empfänger erreichten. Die Humiliatenbrüder sind arm und verrichten ab und zu kleine Dienste. Sie sind sehr zuverlässig.«
    »Jedenfalls habt Ihr mich so um die Gelegenheit gebracht, mich mit Euch unter vier Augen zu unterhalten.«
    »Nun, wenn Ihr mich so aufgestöbert habt, bin ich Euch dieses Gespräch wohl jetzt schuldig.«
    »Mindestens.«
    »Dann kommt.« Gutswalter streckte eine Hand unter seinem Mantel hervor und wies einladend in Richtung auf die Tür, durch die er gekommen war. Dort lag eine Stube ganz ähnlich der, in der Ferdinand Boehl den Kampf gegen die Unbilden des Handelsgeschäfts führte. Gutswalter schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Ich drehte mich zu ihm um. Ich versuchte, Ärger darüber zu empfinden, dass er mich so lange an der Nase herumgeführt hatte, aber alles, was ich heraufbeschwor, war die Erinnerung an die Schweißtropfen auf seinem Gesicht, als er mich im Gefängnis vor den Gerichtsdienern bewahrt hatte.
    »Ihr seid mir außerdem ein paar Antworten schuldig.«
    »Das ist ein Irrtum«, erwiderte er verbindlich. »Aber Ihr könnt mir die Fragen trotzdem stellen.«
    »Warum habt Ihr mir nicht gesagt, dass Ihr für Antonio Pratini arbeitet?«
    »Was für einen Unterschied hätte es gemacht?«
    »Pratini ist Janas Feind.«
    »Das ist er nicht. Doch selbst wenn es so wäre – habe ich mich wie ein Feind verhalten?«
    »Nein«, gab ich zu. Er zuckte mit den Schultern. »Es könnte jedoch sein, dass Ihr von dieser Feindschaft nichts wusstet.«
    »Erstens ist da keine Feindschaft«, erklärte er mit erwachender Irritation, »und zweitens wäre ich nicht Antonios Partner und Finanzverwalter, wenn ich nicht wüsste, wer seine Konkurrenten und wer seine Verbündeten sind.«
    »Ist Jana nicht Pratinis Konkurrentin?«
    »In Venedig war sie es wohl.« Er grinste, aber es fiel ein wenig bemühter aus als sonst. »Hier – keine Chance.«
    »Ihr seid also der Ansicht, es nützt ihm nichts, dass Jana im Gefängnis sitzt.«
    »Hört, Herr Bernward, wenn Ihr mir einreden wollt, Antonio sei dafür verantwortlich, dass Eure Gefährtin verhaftet wurde…«
    »Ich will gar nichts«, unterbrach ich ihn. »Ich denke nur laut, weil es mir manchmal hilft, Dinge geradezurücken. Jetzt zum Beispiel denke ich darüber nach, ob Pratini weiß, dass Ihr und Beatrice die Dokumente für die Transaktion an Pazzis Bank habt verschwinden lassen.«
    »Wenn Ihr so fragt, wisst Ihr die Antwort bereits«, sagte er nach einer längeren Pause.
    »Das heißt, er weiß nicht einmal etwas über den Transfer.«
    »So ist es. Ich leite die Geschäfte seiner Bank, und er vertraut mir.«
    »Was wisst Ihr über dieses Geschäft zwischen Jana und Kardinal Riario?«
    »Ich weiß nicht mehr darüber als das, was Monna Beatrice Euch erzählt hat.« Er hob die Hand. »Und bevor Ihr fragt, woher ich weiß, was sie Euch erzählt hat: Sie hat mir von Eurem Gespräch berichtet. Dass Ihr allerdings hier aufkreuzen würdet, hat sie nicht vorausgesehen.«
    »Jana und ich haben Riario auf dem Weg von Prato nach hier getroffen. Er hat uns den Schutz seiner Begleitmannschaft angeboten. Es waren Medici-Leute, wenngleich dieser Hauptmann Montesecco bei ihm war. Sicherlich hat Jana versucht, den Kardinal mit Geld dazu zu bewegen, sich für sie in Rom einzusetzen.« Gutswalter machte eine abwehrende Geste. »Ihr müsst ihre Handlungen nicht vor mir verteidigen. Ich bin nicht der

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