Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici
schlecht zu machen.«
Pratini hatte mir die gleiche Beschuldigung in Bezug auf Gutswalter um die Ohren gehauen. »Ihr versucht ihn lediglich schönzureden«, sagte ich heftiger als nötig. »Letzten Endes ist er nur hinter seinem Geld her wie alle anderen.«
»Ihr enttäuscht mich«, sagte Gutswalter kalt. »Worauf stützt Ihr Euer Urteil? Ihr habt ihn niemals kennen gelernt.«
»Oh, ich habe ihn kennen gelernt. Ich durfte mir sogar sein Lieblingsprojekt ansehen: seine Werkstatt für angehende Genies. Leider verschlingt dies und seine Feiern zur Genesung von Lorenzo de’ Medici seine ganze Zeit, so dass er mir nicht helfen konnte, Janas Unschuld zu beweisen.«
»Habt Ihr denn jemand anderen gefunden?«, zischte Gutswalter.
»Wollt Ihr die Feigheit der restlichen Florentiner dazu benutzen, Pratinis Desinteresse zu rechtfertigen?«, fragte ich. Er stützte sich auf sein Schreibpult und schien bemüht, seine höfliche Fassade zu wahren. Sein Gesicht lief dunkel an.
»Vielleicht verstehe ich das Ganze ja auch einfach nicht«, sagte ich obenhin. »So wie ich auch den Grund nicht verstehe, warum die Transaktion an die Pazzi-Bank verschwinden musste -wo doch Pratinis Verbindungen zu den Medici so hervorragend sind.«
»Natürlich versteht Ihr es nicht«, erwiderte er mit echtem Zorn in der Stimme. »Woher solltet Ihr auch wissen, dass Antonio seine Lehre im Bankhaus Pazzi in Rom absolvierte, als er achtzehn Jahre alt war, und dass man in Florenz im Allgemeinen der Richtung treu bleibt, die man einmal eingeschlagen hat. Ihr könnt ein ganzes Leben lang ein Welfe gewesen sein: Wenn Ihr Euch als Junge einmal mit einem Ghibellinen unterhalten habt und tatet als alter Mann etwas, das wie eine Sympathiekundgebung für die Ghibellinen aussah, hätte jeder gesagt: ›Ganz klar, er war von Anfang an schon dieser Seite zugeneigt und hat sich nur die Jahre über verstellt.‹«
»Der Zwist zwischen Kaiser und Papst ist schon lange her.«
»Ich habe es nur als Beispiel gewählt. Wahrscheinlich wird man in ein paar Jahren für ein solches Beispiel die Parteien Pazzi und Medici nennen.«
»Ihr wollt mir also erklären, dass Ihr die Dokumente verschwinden ließet, weil jemand sie hätte entdecken und daraus den Schluss ziehen können, dass Pratini eine Geschäftsverbindung zu Pazzi besaß. Dabei gab es doch ein Pergament, in dem ausdrücklich zu lesen war, dass es diese Verbindung nicht gab und der Transfer nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden vorgenommen wurde.«
»Ein Pergament, jawohl. So viele Pergamente gibt es auf der ganzen Welt nicht, dass sich damit Giulianos Blut auftrocknen ließe.«
Ich schüttelte den Kopf. »Pratini war in seinen jungen Jahren Lehrling bei Pazzi! Und ich dachte stets, er hätte seine Ausbildung bei den Fuggern genossen.«
»Das kam viel später. Während seiner Ausbildung bei Pazzi erkannte Antonio, dass ihm ein Dasein als Kaufmann besser gefallen würde als das Leben eines Bankiers. Er lehnte die Anstellung im Bankhaus Pazzi ab und absolvierte stattdessen eine weitere Lehre, diesmal bei der Familie Strozzi.«
»Als Kaufmann.«
»Richtig.«
»Darf man fragen, welcher Seite die Familie Strozzi zugeneigt ist?«
Er winkte ab. »Das ist nicht mehr von Belang. Das Haus Strozzi ging bankrott.«
»Tatsächlich? Wer hat sie in den Ruin getrieben?«
Gutswalter sah mich lange Zeit an. »Lorenzos Vater Cosimo de’ Medici«, sagte er schließlich.
»Ich fragte nur der Vollständigkeit halber«, erwiderte ich unschuldig. »Ich bin ganz sicher, es hatte keinerlei Auswirkungen auf Pratinis Sympathie dem Hause Medici gegenüber.«
»Wenn es welche hatte, dann änderte er seine Meinung darüber«, erklärte Gutswalter mit hörbarem Zähneknirschen. »Was geschah, war eine alltägliche Geschichte, und Antonio erwuchs kein persönlicher Verlust. Sein Vater hatte kein Lehrgeld für eine zweite Ausbildung bezahlen wollen; Antonio musste es sich abends als Hauslehrer für Griechisch verdienen. Nach dem Bankrott Strozzis ging er vor Gericht und klagte auf Rückgabe des Lehrgeldes, da seine Ausbildung nicht vollendet worden war. Wahrscheinlich hätte er den Prozess verloren, aber er hatte während seiner Hauslehrertätigkeit einen Kaufmann der Fugger kennen gelernt, einen Mann namens Hermann Gregorius. Gregorius unterstützte ihn, so dass Antonio in einem Aufsehen erregenden Urteil sein Geld wieder zurückbekam.«
»Lasst mich raten: Aus Dankbarkeit nannte Pratini seinen Sohn nach diesem
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