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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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tat, was Ihr erwartet habt, und hatte dabei ein so schlechtes Gewissen, dass er später, als ich ihn aufsuchte, Hals über Kopf zu Rudolf Gutswalter rannte, um ihm seine vermeintliche Verfehlung zu beichten. Auf dem Weg von Venedig nach Florenz tätigte Jana bereits die ersten Transaktionen für Alepri und Velluti, damit sie mit ihren Aufgaben begannen. In Florenz selbst sandte sie Briefe aus: je einen an Alepri und Velluti, dass sie nun angekommen sei und die weiteren Einzelheiten des Projekts besprechen wolle; einen an Francesco Nori, der schon geraume Zeit ihre Konten verwaltete und mit dem sie sicherlich über eine Ausweitung ihres Kreditrahmens sprechen wollte; und zwei an Paolo Boscoli und Benozzo Cerchi, um mit ihnen ins Geschäft zu kommen.«
    »Das sind die Briefe, die im Bargello hängen«, sagte Lorenzo.
    Ich nickte. »Ich werde später noch erklären, warum es genau diese beiden sind.«
    »Boscoli hat gestanden, dass er die Verschwörung mitfinanziert hat«, erinnerte Lorenzo.
    »Ja, und Benozzo Cerchi ist an den Folgen der Folter gestorben, ohne dies jemals zuzugeben. Dass er unschuldig war und Boscoli schuldig, ist reiner Zufall, Ser Lorenzo.«
    Er neigte den Kopf, ohne mir zuzustimmen, aber auch ohne mir zu widersprechen. Ich sah Jana in die Augen. »Habe ich bis jetzt die Wahrheit gesprochen?«, fragte ich sie. Sie nickte langsam.
    »Wisst Ihr«, sagte ich zu Pratini und ignorierte die kalte Wut, die seine Gesichtszüge zu Stein hatte werden lassen, »dass ich Euch beneide für die Treue Eurer Gefährten? Eure Schwester Beatrice hat nur Euer Wohlergehen im Sinn und es über alle ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle gestellt. Und dabei wette ich, dass Ihr ihr nicht ein Sterbenswörtchen über Euer doppeltes Spiel mitgeteilt habt. Euer Freund und Partner Rudolf Gutswalter dagegen wurde sicherlich von Euch eingeweiht. Ich kenne ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er von solchen Finten nicht viel hält – dennoch hat er treu zu Euch gehalten und sogar noch versucht herauszufinden, ob Jana wirklich schuldig ist, damit Ihr die entsprechenden Schritte unternehmen und Euch von ihr distanzieren könntet, sollten ihre Geständnisse sie mit Euch in Verbindung bringen. Bei all dem hat er sich nur ein einziges Mal verplappert, als es ihm um die Unwägbarkeiten einer Bekanntwerdung der Geschäftsverbindung zwischen Euch und Jana ging – wo eigentlich gar keine Verbindung da sein konnte. Ich an Eurer Stelle wäre stolz auf solche Freunde.«
    Er brummte etwas, schien jedoch nicht gewillt, darauf einzugehen.
    »Wenn ich höre, dass sogar Eure Freunde mir helfen wollten«, zischte Jana, »und dann sehe, wie Ihr Euch hier ziert, ohne dass Euch irgendeine Gefahr droht, wird mir übel.«
    »Übertreibt nur nicht, werte Jana«, rief er. »Ich bin Euch nichts schuldig. Ich habe mich lediglich zur Wehr gesetzt, als ich merkte, dass jemand mein Lebenswerk an sich reißen wollte.«
    »Wie hätte ich ahnen sollen, dass es das war?«, rief Jana. »Warum habt Ihr mich nicht ins Vertrauen gezogen? Ich wäre mit Freuden Euer Partner geworden.«
    »Warum hätte ich das tun sollen? Nach Eurem Verhalten in Venedig?«
    »Ihr habt doch Ser Mocenigo einen Nachlass versprochen, wenn er uns so lange wie möglich hinhält. Ist das vielleicht feines Gebaren?«
    »Es ist ganz üblich«, erwiderte Pratini herablassend.
    »Es ist hinterhältig, und ich habe Euch nur mit Euren eigenen Waffen geschlagen.«
    »Ihr habt noch eins draufgesetzt. Ihr wart nicht zufrieden damit, dass Ihr mich in Venedig ausgebootet hattet; Ihr wolltet es mir so richtig zeigen.«
    »Ihr habt es ja noch rechtzeitig gemerkt und mir noch übler mitgespielt als ich Euch.«
    »Ich höre hier nichts als das würdelose Gezänk zweier Kaufleute, die sich gegenseitig das Fell über die Ohren gezogen haben und sich dafür nun anfeinden«, sagte Lorenzo de’ Medici unwillig.
    »Es tut mir Leid«, erklärten Pratini und Jana wie aus einem Mund und sahen sich danach erstaunt an.
    »Als wir uns vor dem Dom trafen«, seufzte Pratini dann, »sagte ich zu Eurem Gefährten, dass es Euch nicht gelingen würde, mich hier in Florenz über den Tisch zu ziehen. Ich ahnte nicht, dass er es an Eurer Stelle tun würde.«
    »Ich habe Euch nicht über den Tisch gezogen«, erklärte ich. »Es ging mir nur darum, Jana zu retten.«
    »Ihr hättet mich dabei aus dem Spiel lassen können. Ihr wart es mir schuldig. Ich hätte Euch von Anfang an den Behörden ausliefern können. Ihr

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