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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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könnt mir dankbar sein, dass ich es nicht getan habe und dass ich mich von Euch diesem würdelosen Verhör habe aussetzen lassen.«
    »Nein, Ser Pratini«, sagte ich steif. »Ihr wart es Jana schuldig, hier die Wahrheit auszubreiten, ganz gleich, welche Ansichten Ihr darüber habt.«
    »Meine Pläne hatten hiermit nichts zu tun. Sie gingen niemanden etwas an.«
    »Eure Pläne hatten sicherlich nichts damit zu tun. Aber Eure Feigheit.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«, fuhr er auf.
    »Ihr wusstet doch genau, dass Jana nichts mit der Verschwörung zu tun hatte. Sie konnte ja keinen Schritt tun, ohne von Euch überwacht zu werden. Und bei vollem Bewusstsein dessen, dass sie unschuldig auf die Folter wartete, habt Ihr nicht eingegriffen und Euch für sie eingesetzt aus Angst, selbst in Schwierigkeiten zu geraten und Euren ach so geheiligten letzten großen Plan vielleicht nicht in die Tat umsetzen zu können. So sehr wart Ihr auf die Rettung Eurer Seele bedacht, dass Ihr die schönste Möglichkeit dazu gar nicht mehr gesehen habt. Eure Pläne mit dem Waisenhaus zu verfolgen auf Biegen und Brechen war nichts anderes als Euer Verhalten damals, als Ihr akzeptiertet, einen unfähigen, korrupten Mann als Hüter der Waisenkinder einzusetzen. Wahre Größe wäre gewesen, Euer Vorhaben aufs Spiel zu setzen und dafür Jana zu helfen. Gott hat Euch eine zweite Chance gesandt, Euren Fehler wieder gutzumachen, und Ihr hättet sie beinahe wieder nicht ergriffen. Und jetzt macht Ihr mir Vorwürfe, dass ich Euch dazu gezwungen habe, es zu tun, und verlangt noch, dass ich Euch dankbar sein soll.«
    Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sein Gesicht verlor den störrischen Zug und wurde auf einmal nachdenklich, als hätte ein Lichtstrahl einen dunklen Raum erhellt und er festgestellt, dass er sich in einem ganz anderen Zimmer befand als erwartet und keine Ahnung hatte, wie er dorthin geraten war.
    »In einem hat Ser Pratini immer noch Recht«, sagte Lorenzo, der dem Wortwechsel interessiert gefolgt war. »Seine Geschichte beweist nicht die Unschuld Eurer Gefährtin. Da sind immer noch die Briefe im Bargello.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass sie ihre Unschuld beweisen würde. Pratinis Geschichte ist nur ein Teil der ganzen Sache.«
    »Und was ist der andere Teil?«
    »Dazu müssen wir eine andere Geschichte anhören.«
    Ich hatte erwartet, dass Lorenzo frustriert die Arme in die Höhe werfen würde. Stattdessen hob er nur eine Braue. »Ihr macht es spannend«, erklärte er. »Wessen Geschichte ist es diesmal?«
    »Die eines Mannes, der sich seit gestern zitternd vor Angst in der Kirche San Lorenzo verkriecht. Sein Name ist Stepan Tredittore. Ich möchte Euch bitten, ihn in meinem Namen in Euer Haus einzuladen. Aber Ihr müsst ihm freies Geleit zusichern, wenn Ihr ihn nicht mit Gewalt aus dem Asyl holen wollt.«
     
     
    4.
     
    N
    achdem Lorenzo de’ Medici die entsprechenden Anweisungen erteilt hatte, senkte sich etwas wie ein peinliches Schweigen über die Anwesenden in der Kapelle. Pratini betrachtete nachdenklich die Figuren des Freskos, ohne sie zu sehen, und Jana saß neben ihm und starrte auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. Ich sah sie an und wünschte mir sehnlichst, sie in die Arme nehmen zu können. Sie schien nicht erregter als bei einem Geschäftsabschluss, aber ich wusste, dass ihr nur zu klar war, dass es sich beim Einsatz diesmal um ihr Leben handelte. Die Bank wurde mir zu eng; ich stand auf und streckte meine langen Beine und trat auf Lorenzo de’ Medici zu, der in der Tür stand und wie ich Jana und Pratini beobachtet hatte.
    »Könnt Ihr mir eine Frage beantworten?«, erkundigte ich mich.
    »Lasst sie hören, dann sehen wir weiter.«
    »Ich habe alles auf die Hoffnung gesetzt, dass mein Brief Euch ins Gefängnis locken würde«, sagte ich. »Ich möchte nur wissen, ob meine Zeilen es wirklich vermocht haben oder ob Ihr vorher versucht habt, Erkundigungen über mich einzuholen.«
    Er sah zu Jana und Pratini hinüber, dann nahm er meinen Arm und steuerte mich nach draußen. Offensichtlich war auch ihm nach frischerer Luft zumute, denn er stieg langsam die Treppe zum Innenhof hinunter, ohne mich loszulassen.
    »Es stimmt, ich habe mich erkundigt, wer Ihr seid«, räumte er ein. »Nur ein Narr geht zu einem wichtigen Gespräch, ohne sich darauf vorzubereiten.«
    »Wen habt Ihr gefragt? Ferdinand Boehl, den Zunftrektor des Fondaco dei Tedeschi?«
    »Nein, ich habe den Menschen gefragt, auf dessen

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