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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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seinem Elend zu erlösen, und deutete nach vorn: »Was hat diese geschmückte Säule zu bedeuten?«
    »Dort wenden die Pferde beim palio. Das ist das Pferderennen, das im Frühsommer durchgeführt wird.«
    »Und jene Gruppe übt bereits?«
    Ich wies auf ein Grüpplein von einem halben Dutzend Reitern, das die Straße heraufgesprengt kam, eine Staubwolke hinter sich lassend. Die Menschen in ihrem Weg brachten sich hastig in Sicherheit; Kinder wurden gepackt und beiseite gehoben. Es schien nicht danach, als würden die Reiter Rücksicht nehmen, wenn ihnen die Passanten nicht schnell genug auswichen. Das Trommeln der Hufe wurde über den Lärm der Leute um uns herum hörbar; die ersten blickten auf.
    »Das sind Pazzi-Leute«, erklärte er. »Lasst uns beiseite treten.«
    »Diesen Namen habe ich heute schon einmal gehört.«
    Kleinschmidt fasste mich am Arm und zog mich von der Straße. Die Reiter näherten sich rasch, galoppierten an der Säule vorbei, wobei sie sich in einem Manöver teilten, das ein von Reiterspielen mehr begeisterter Mann als ich sicherlich aufregend gefunden hätte. Ein paar Kinderstimmen kreischten erschrocken auf. Der Trupp donnerte an uns vorüber, mit dem üblichen, mehr mit dem Bauch als mit den Ohren vernehmbaren Trommeln schwerer Pferdehufe. Kleinere Steinchen trafen uns, dann hüllte uns die Staubwolke ein. Demonstratives Husten wurde hörbar. Ein Haufen Männer, die in abgetragenen Gewändern neben der Straße gestanden waren, schüttelte die Fäuste hinter den Reitern her. Als das Trommeln leiser wurde, hörte ich sie rufen: »Pazzi, popolo e libertà!«, und bemerkte, dass ihre gebleckten Zähne keineswegs Zorn, sondern Begeisterung ausdrückten. Sie senkten die Fäuste und sahen sich herausfordernd um, aber die meisten taten so, als hätten sie nichts bemerkt. Kleinschmidt warf ihnen einen kurzen Blick zu, während er sein Gewand ausklopfte. Vorn am Tor wieherten die Pferde laut, als die Reiter an den Zügeln zogen, um sie anzuhalten. Bevor das Stimmengewirr um uns herum wieder anhob, hörte ich barsche Männerstimmen, die mit den Torwachen zu streiten schienen.
    »Habt Ihr den Anführer der Männer gesehen, den alten Mann mit dem langen weißen Haar?«, fragte Johann Kleinschmidt. »Das war Jacopo de’ Pazzi, der Anführer der Familie. Die Pazzi sind mit den Medici verschwägert, doch seit der Papst den Medici die Finanzverwaltung des Vatikan entzogen und sie in die Hände der Pazzi gelegt hat, besteht Feindschaft zwischen den beiden Familien.«
    »Und mit wem hält es das Volk von Florenz?«
    »Das ist eine intelligente Frage. Also, ich denke, es sieht so aus, dass die Patrizier, Handwerker und Ladenbesitzer zu Ser Lorenzo halten, während die Anhänger von Papst Sixtus und der Rest der Stadt, die Tagelöhner und Arbeiter und die ewig Unzufriedenen auf der Seite Ser Jacopos sind.«
    »Wie unklug von Ser Jacopo, seine Anhänger am helllichten Tag über den Haufen zu reiten.«
    »Ja, nicht wahr? Ser Jacopo ist von altem Stadtadel, hochfahrend, arrogant und rücksichtslos. Eigentlich müssten die armen Leute ihn hassen. Aber sie hassen Ser Lorenzo noch mehr, denn sie neiden ihm seinen Reichtum. Ich glaube, sie hassen ihn, weil sie gerne sein möchten wie er.«
    Ich zuckte mit den Schultern; in Gedanken versuchte ich vergeblich nachzuvollziehen, wie man einen Mann, der mit einer Gruppe von Reitern rücksichtslos über die Straße sprengte, einem anderen vorziehen konnte, der religiöse Sonette dichtete. Doch Kleinschmidt hielt sich länger hier auf als ich und musste die Verhältnisse kennen. Wie hatte ich jemanden auf der Reise hierher über die Florentiner sagen hören? In all ihrem Tun ist etwas Hinterhältiges, und ihre Bösartigkeit kennt keine Grenzen.
    »Es ist nicht mehr weit zur Kirche der Humiliatenbrüder, wo ich mein Pferd untergestellt habe«, erklärte Kleinschmidt und deutete vage nach vorn. »Die Gegend in der Nähe der Mauer ist nicht so, dass man sein Pferd längere Zeit irgendwo stehen lassen möchte. Die Humiliatenbrüder aber passen darauf auf, wenn man ein paar Münzen für ihre Bedürftigen spendet. Danach können wir reiten. Ich meine«, er sah mich unsicher an, »selbstverständlich könnt Ihr jederzeit aufsteigen. Ich fühle mich nicht gedemütigt, wenn Ihr neben mir reitet.«
    »Ich bin froh, wenn ich meine Beine ein wenig strecken kann«, sagte ich nicht ganz wahrheitsgemäß. Sein Bemühen, mir zu gefallen, forderte geradezu mein Mitleid heraus. »Solange Ihr

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