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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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meinem Sohn Daniel. Es war nicht so einfach, die Distanz zu überbrücken, die diese vergebliche Trauerzeit geschaffen hatte.
    -Jedenfalls nicht für mich.
    Ich seufzte. Wie immer lag es an mir.
    Es lag auch an mir, dass der Verkehr vor der Zollstelle noch mehr behindert wurde als nötig. Als mir einer der Zöllner aufgebrachte Bemerkungen zurief und mit den Armen wedelte, stieg ich ab und führte mein Pferd beiseite. Es war nervös und versuchte auszubrechen, und einige Leute wurden von ihm gestoßen; Knüffe, die sie mir zurückgaben, während sie dem Pferdekörper auswichen. Ich zog mich an den Straßenrand zurück, zur Bank des schmalen Kanals vor der Stadtmauer. Die Gerüche eines fast stehenden Gewässers, in dem aller möglicher Unrat schwamm, gerieten mir in die Nase. Schmutzige Kinder, dünner, als gesund war, stiegen in Ufernähe im Wasser herum und kümmerten sich nicht um das Gedränge auf der Straße. Einige hockten unter der Brücke, wo sie kaum genug Platz hatten, Schultern und Kopf über Wasser zu halten. Ich fragte mich, ob sie sich für die Privilegierteren hielten, da sie sich im Schatten befanden. Dann wurde mir klar, dass sie die Eingreiftruppe darstellten; die Kinder, die im seichten Wasser herumstakten, waren die Späher. Sobald es danach aussah, als ob einem der Reisenden etwas zu Boden fiel, was durch die Spalten zwischen den Brückenplanken passte, erhielten sie ein Zeichen; und noch während die Blicke des Reisenden oben über die Bretter streiften, um die Münze zu finden, wurde unter ihm schon danach getaucht. Die Schatzsuche ging schweigend vor sich: Die Kinder waren sich des Ernstes ihrer Tätigkeit bewusst.
    Der Überblick war nun schlechter als vom Rücken meines Gauls mitten in der Menge, aber dann entdeckte ich einen jungen Mann mit einem Schopf dichten schwarzen Haares und der feinen Kleidung eines wohlhabenden Patriziers, der sich auf der gegenüberliegenden Seite des Menschenstroms immer wieder auf die Zehenspitzen stellte und ebenfalls über die Menge hinwegspähte. Als sein Blick auf mich fiel, kniff er die Augen zusammen und musterte mich unentschlossen. Schließlich wand er sich zu mir herüber und starrte mich an. Ich nickte ihm zu.
    »Herr Peter Bernward?«, fragte er.
    »Was von ihm übrig ist.«
    Er hielt mir zögernd eine Hand hin. Die andere hielt sich an einem breitkrempigen Hut fest, den er abgesetzt hatte. »Ich hätte Euch beinahe nicht wiedererkannt.«
    Er hatte ein scharfes, beinahe kühnes Gesicht mit breiten Kinnbacken, einer geraden Nase und tief liegenden, blauen Augen. Sein Haar war an den Seiten und im Nacken kurz geschnitten, vorn hing ihm eine widerspenstige Locke in die Stirn. Er war kleiner als ich, doch seine Schultern waren ebenso breit wie meine und seine Hüften so schlank wie die eines Knaben. Wenn er seine Zähne pflegt, dachte ich, werden die Jungfrauen bei seinem Grinsen in Ohnmacht fallen. Er lächelte angespannt und entblößte zwei blendend weiße Zahnreihen.
    »Ich erinnere mich«, sagte ich und schüttelte die dargebotene Hand. Dann entstand die unvermeidliche Pause. Ich überbrückte sie, indem ich ihm auf die Schulter klopfte und hinzufügte: »Mein Sohn.« Es ging mir nicht einfach von den Lippen.
    Seine Schultern sanken herab. Er drückte noch einmal meine Hand und ließ sie dann los. Unschlüssig sah er sich um und räusperte sich.
    »Ich hoffe, Ihr wartet noch nicht so lange…«
    »Wir sind gerade angekommen. Wir wurden gestern in Prato aufgehalten und sind heute auf der Straße langsamer vorwärts gekommen als geplant. Ich hoffe… Ihr… habt gestern nicht zu lange umsonst gewartet?«
    Er zuckte mit den Schultern und winkte ab. Dann sah er sich nochmals um. »Seid Ihr allein?«
    »Jana ist mit ihrem Tross bereits in der Stadt.«
    »Oh, ich hätte ihr bei der Zollstation helfen können.«
    »Sie brauchte keine Hilfe. Sie hat sich sozusagen hineingeschmuggelt.«
    Er sah mich so entgeistert an, dass ich mich zu einer Erklärung genötigt sah. »Wir trafen unterwegs auf den Kardinal Raffaelle Riario, der von Lorenzo de’ Medici mit Gunstbeweisen überhäuft wird.« Er nickte verwirrt; er schien den Namen zu kennen. »Nun, Jana tat so, als würde sie zu seinem Haufen gehören, und einszweidrei war sie hinter dem Tor.«
    »Ihr meint, Ihr… sie hat nichts bezahlt? Keine Zollgebühren?«
    »Keinen Pfennig«, sagte ich und fühlte mich geradezu stolz auf Janas Schliche.
    »Hoffentlich ergeben sich daraus keine Probleme«, sagte er. »Das

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