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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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ist nicht gut.«
    »Was?«
    »Na ja, ich meine, es gehört sich nicht; und wenn es herauskommt, wird die signoria sicherlich eine Strafe verhängen.«
    »Wie sollte es denn herauskommen?«, rief ich ungeduldig.
    »So etwas kommt immer heraus.« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Aber ich werde versuchen, Euch… ihr zu helfen. Wollen wir nun hineingehen?«
    »Wenn wir es schaffen, am Zoll vorbeizukommen, ohne dass sie einen von uns fressen«, brummte ich so leise, dass er mich nicht hören konnte. Ich betrachtete seine athletische Gestalt, als er sich mit vielen Entschuldigungen wieder in die Menge hineindrängte und mir winkte, ihm zu folgen. Hier war offensichtlich eine Maus in den Körper eines Löwen hineingeboren worden.
     
     
    3.
     
    M
    ein Schwiegersohn ging zu Fuß, was mich erstaunte; seine schmalen Schuhe sahen nicht so aus, als seien sie zum Gehen gemacht, und seiner Stellung als Beauftragtem des großen Handelshauses der Hochstetter gemäß hätte es sich geziemt zu reiten. Wohl oder übel zerrte ich mein Pferd am Zügel hinter mir her. An der Zollstelle nahm niemand Notiz von uns, obwohl er die Männer auf uns aufmerksam machte – die Packtiere eines kleinen Trecks weiter hinten sahen nach größeren Einkünften aus. Er übersetzte mir, was er zu den Männern gesagt hatte. Das müde Abwinken der Zöllner bedurfte keiner Übersetzung. Danach erstarben seine Gesprächsthemen fürs Erste, während wir auf einer erstaunlich breiten Straße nebeneinander her trotteten. Zu unserer Rechten erhob sich eine halbhohe Mauer, über die die Kronen von Bäumen ragten; links standen in unregelmäßigen Abständen Lagerschuppen, Ställe und dazwischen die Werkstätten von Handwerkern, die es noch nicht geschafft hatten, in eine Zunft aufgenommen zu werden und in ihr Viertel im Zentrum der Stadt umzuziehen. Auf den freien Flächen zwischen den Gebäuden wuchs Gestrüpp, Unkraut und da und dort auch eine kleine Reihe knorriger Weinstöcke. Weiter vorn, wo die Straße einen leichten Knick machte, ragte eine hölzerne Säule in die Höhe, an deren Spitze etwas wie verblichene Tuchbänder hing.
    »Euer Brief hat mich zu spät erreicht, sodass ich Euch nicht mehr antworten konnte«, erklärte Kleinschmidt endlich, als das Schweigen schon beinahe peinlich geworden war. »Er ist wahrscheinlich durch alle Zünfte der Stadt geirrt, bevor man ihn in den Fondaco dei Tedeschi brachte… jedenfalls: Ihr habt geschrieben, dass ich mich nicht um eine Unterkunft bemühen sollte. ›Kümmert Euch nicht um Logis, denn es ist alles bereits vorbereitet‹…« Er kniff die Augen nachdenklich zusammen, aber er hatte wohl fehlerfrei zitiert. Er konnte sich an mein Schreiben besser erinnern als ich selbst. »Ich nehme an, Ihr logiert wie ich im Fondaco dei Tedeschi?« Selbst das sprach er richtig aus.
    »Nein, Jana hat eine Unterkunft besorgt, von einem Ser Piero Vespucci. Er hat das Haus einer gewissen Familie Bischeri gekauft und vermietet ein Stockwerk darin, bis er sich darüber klar geworden ist, was er damit anfangen will.« Ich runzelte die Stirn und versuchte, mich an Janas Informationen zu erinnern. »Das Haus steht in der Nähe des Doms, an der Ostseite des Domplatzes. Vespucci selbst ist meines Wissens nicht in der Stadt. Der Mann verbringt nur den Winter in der Stadt und zieht im Frühling auf seinen Landsitz irgendwo im Nordosten des Umlands. Ich glaube, Jana hat über ihn auch Dienstboten gemietet, die sich um uns kümmern sollen.«
    »Woher kennt Ihr den Mann?«
    »Hol mich der Teufel, wenn ich weiß, wie Jana an ihn gekommen ist«, knurrte ich halblaut. »Manchmal staune ich immer noch über sie.«
    »Er ist ein angeheirateter Vetter von Simonetta Vespucci, die vor zwei Jahren gestorben ist. Man hat ihr eine Affäre mit Giuliano de’ Medici nachgesagt, und auch Ser Lorenzo soll sie sehr ins Herz geschlossen haben. Jedenfalls hat er sogar seinen Leibarzt an ihr Sterbebett schicken lassen… wie auch immer«, erklärte er nervös. »Eure… nun… äh… Eure…«
    »Jana ist meine Frau. Es fehlt uns nur der Segen des Priesters«, sagte ich kurz. Kleinschmidt wurde rot und verstummte.
    »Was wolltet Ihr sagen?«, half ich nach.
    »Es ist bewundernswert, in so kurzer Zeit schon so gute Kontakte geknüpft zu haben«, stotterte er unglücklich und vermied jede Berührung mit einem der schwierigen Wörter, die Janas und meine Beziehung beschrieben hätten.
    »Jana ist bewundernswert.«
    Er nickte tapfer. Ich beschloss, ihn aus

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