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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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mich nicht auf Umwegen herumführt…«
    »Nein, bestimmt nicht. Wenn wir die Kirche erreicht haben und reiten können, kommen wir am Hospital von San Giovanni di Dio vorbei – das Hospital ist übrigens vor gut hundert Jahren von der Familie Vespucci gegründet worden –, dann am Palazzo Rucellai und über den alten Marktplatz, wo früher das römische Forum stand, in die Via Calimala, von dort zu Santa Maria del Fiore und zur Piazza del Duomo, wo sich der alte Bischeri-Palazzo befindet. Über die Piazza Santa Trinità wäre es zwar kürzer, aber die Kirche wird zur Zeit wieder einmal umgebaut. Wenn Ihr zum Fondaco dei Tedeschi wolltet, müssten wir am Ufer entlangreiten bis zur Via degli Archibusieri und zu Santa Croce – wobei man auf diesem Weg allerdings durch das Färberviertel muss, und das ist immer ein ungutes Stück Weg, wenn Ihr versteht…«
    »Ich verstehe gar nichts«, sagte ich halb lachend. »Und ich wollte nicht andeuten, dass Ihr mich in die Irre führen wollt. Ihr braucht mir den Weg nicht so genau zu beschreiben – ich kenne die Örtlichkeiten ja doch nicht.«
    »Natürlich. Es war nicht so gemeint… Dort ist die Kirche der Humiliaten«, sagte er und deutete nach vorn. »Ich hole mein Pferd.« Er eilte in die Kirche hinein, sichtlich erleichtert, für ein paar Momente Abstand von mir zu gewinnen. Ich seufzte. Ich hätte meinen guten Mantel dafür gegeben, den ersten Brief zu lesen, den er nach unserem Zusammentreffen an meine Tochter Maria schreiben würde. Er tauchte nach einigen Minuten wieder mit einem langgliedrigen, feinen Tier auf, dessen Fell mit den polierten Kupferbeschlägen seines Sattels um die Wette glänzte.
    »Ein schönes Pferd«, sagte ich, als er aufstieg.
    »Ja, das stimmt. Ich… äh… Eures ist bestimmt ausdauernder und robuster… so, wie es aussieht«, er merkte, wohin ihn seine Rede führte, und klappte den Mund zu. Ich fühlte mich bemüßigt, meinem Gaul tröstend auf den Hals zu klopfen.
    »Was führt Euch eigentlich nach Florenz?«, fragte er nach einer Weile schüchtern. »Ihr habt von einem Geschäft geschrieben. Braucht Ihr meine Hilfe? Soll ich Euch mit jemandem bekannt machen?« Er dachte einen Augenblick nach. »Obwohl -Ihr habt ja anscheinend gute Verbindungen, zumindest zu Ser Vespucci.«
    »Es ist nicht mein Geschäft, sondern das Janas. Ich begleite sie nur.« Ich versuchte, seinen fassungslosen Blick zu übersehen, als ihm dämmerte, dass ich zu nichts anderem als meinem persönlichen Vergnügen nach Florenz reiste. Ich hätte sein Gesicht sehen mögen, wenn ich ihm eröffnet hätte, dass nicht einmal das Vergnügen besonders groß war. Stattdessen sagte ich: »Aber Jana wird sich bestimmt freuen, wenn Ihr dieses Angebot für sie erneuert.«
    »Da vorn müssen wir nach links. Kennt Ihr die Geschäftspartner Eurer… kennt Ihr… Mit wem will sie denn ein Geschäft abschließen?«
    Ich musste lächeln. Sollten Jana und ich jemals vor einem Priester das Ehesakrament vollziehen, würde mein Herr Schwiegersohn sich gezwungen sehen, sie Mutter zu nennen. Wahrscheinlich würde er dabei seine eigene Zunge verschlucken.
    »Ich weiß nur, dass ihr Ehrgeiz zu groß ist, als dass sie sich mit irgendwelchen Kleinhändeln zufrieden geben würde«, sagte ich. Er machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Es ist schwierig in Florenz, besonders als Frau. Man wird sie kaum respektieren. Das liegt nicht an ihr, nicht, dass Ihr das glaubt, aber die Florentiner Kaufherren sind… nun ja«, plötzlich hellte sich seine Miene auf, als hätte er eine Lösung gefunden, »Donna Clarice, die Gattin von Ser Lorenzo, könnte sie vielleicht empfangen – das heißt, wenn sie nicht gerade eine ihrer… eh… Befindlichkeiten hat. Wenn Ihr dann noch versucht, eine Empfehlung von Ser Vespucci zu bekommen… für Ser Lorenzos Bruder Giuliano… Lorenzo und sein Bruder stehen sich sehr nahe…«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Da Jana sich erst zufrieden geben wird, wenn sie dem besten und reichsten Kaufherrn von Florenz das Fell über die Ohren gezogen hat, und da, wie man hört, Lorenzo de’ Medici dieser Mann ist, wird eine freundschaftliche Verbindung mit dieser Familie kaum zustande kommen.«
    Er schüttelte den Kopf. Ich erwartete, ihn wieder. »Das ist nicht gut!« sagen zu hören, und kam ihm zuvor. »Hier nach links?«
    »Ja«, sagte er verwirrt. »Ja, hier links. Wir müssen die Gasse hinauf zur Via de Pancrazio, am Haus von Fillippo Strozzi vorbei zum alten Marktplatz, bei der

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