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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen. Sie lächelte. »Das war hoffentlich ein Kompliment, mein Lieber.«
    Ich lächelte ebenfalls, froh und halbwegs erstaunt darüber, dass meine Bemerkung keinen Zornesausbruch hervorgerufen hatte. Für den Moment schien Jana ihr Gleichgewicht wiedergefunden zu haben.
    »Alles, was ich sage, ist immer irgendwie ein Kompliment für dich.«
    »Ja, das sollte man sich manchmal vor Augen halten«, erklärte sie trocken.
    »Was hältst du von Kleinschmidt – als Mensch?«
    »Ich dachte mir schon, dass der Schwiegersohn zuletzt kommt. Nun, er sieht blendend aus, sein Lächeln könnte die hartgesottenste Nonne dazu bewegen, den Schleier abzulegen, und wenn seine Schüchternheit ein bisschen weniger unterwürfig wäre, würde sie reizend sein, anstatt einem auf die Nerven zu gehen. Mehr kann ich im Augenblick nicht sagen.«
    Sie trat einen Schritt auf mich zu. Unwillkürlich öffnete ich die Arme, und sie lehnte sich an mich und strich mir über die Wange. Ich legte ihr vorsichtig die Hände auf den Rücken.
    »Als Schwiegersohn letztlich«, sagte sie sanft und bemühte sich, nicht zu breit zu grinsen, »habe ich den Eindruck, dass er die Hosen gestrichen voll hat vor dir.«
    »Jemand muss ihm erzählt haben, dass ich meine Schwiegersöhne aufzufressen pflege«, brummte ich.
    »Woher kann er nur diesen Eindruck haben?«
    Ich seufzte. Jana hielt sich die Hand vor den Mund und kicherte. »Ich freue mich, dass du wieder gute Laune hast«, sagte ich.
    Sie machte sich los, trat einen Schritt zurück und breitete die Arme aus.
    »Warum sollte ich das nicht?«, rief sie. »Wir sind in der schönsten Stadt der Welt. Hast du dich nicht umgesehen, als du durch die Straßen geritten bist? Die Häuser, die Paläste, die Kirchen! Dagegen sind Krakau und Landshut Lehmhüttendörfer, und die Städte des Reichs wirken wie plumpe Versuche, einen Bruchteil dieser Pracht einzufangen. Und der Palast, in dem wir wohnen: So hausen bei uns die Herzöge! Hast du den Innenhof betrachtet mit seinem kleinen Springbrunnen? Die Portici an seinen Seitenwänden und die Loggien? Allein dort könnte ich einen ganzen Tag verbringen, dem Plätschern des Wassers lauschen und die bunten Fresken betrachten.«
    »Ich hatte zu viel damit zu tun, Kleinschmidts erschöpfenden Ausführungen zu lauschen«, sagte ich und kam mir vor wie einer, den man durch eine Schatzkammer geführt hat und dem davon nur der ausgetretene Fußboden aufgefallen ist.
    Sie winkte ab. »Außerdem habe ich die Zöllner am Stadttor an der Nase herumgeführt, dem Kardinal eine Verneigung abgenötigt, als er sich von mir verabschiedete, und…« ihre Stimme senkte sich, »Stepan Tredittore mit einem der Knechte hinunter zu den Vorratsräumen geschickt, wo er mindestens zwei Stunden dafür brauchen wird festzustellen, was alles vorhanden ist und was wir einkaufen müssen.« Sie lachte auf. »Allein, wenn ich sein schmollendes Gesicht nicht mehr sehe, geht es mir schon besser.«
    Ich verzichtete darauf, sie erneut zu fragen, warum sie ihn nicht wegschickte. Ihre strahlende Laune war mir zu wertvoll, um sie mit meinem Misstrauen gegenüber ihrem Vorhaben hier in Florenz wieder zu trüben. Sie wies zur Zimmerdecke.
    »Hast du schon einmal eine so wundervoll geschnitzte und mit Gold verzierte Zimmerdecke gesehen? Oder diese umlaufenden Fresken – was dort schimmert, ist nicht nur Goldfarbe, sondern Blattgold.«
    »Was dort schimmert, ist die übertriebene Prunksucht eines eitlen Geizkragens. Wahrscheinlich hat er nach der Fertigstellung der Decke ein Jahr lang mit den Handwerkern über ihren Lohn gestritten.«
    »Peter, du bist wieder einmal so garstig wie ein Bär. Komm, ich zeige dir das Haus. Du hast noch überhaupt nichts davon gesehen.«
    Halb lachend, halb widerstrebend ließ ich mich von ihr durch die Räume im obersten Stockwerk führen. Kassettendecken mit den wunderbarsten Verzierungen, Fresken in warmen Gold-, Rot- und Terrakottatönen, Fußböden aus dunkelglänzendem Holz – eine wahre Flucht an Zimmern, von denen die prunkvollsten und größten fast die ganze Straßenfront einnahmen und sich in die Tiefe des Gebäudes mit Schlaf-, Arbeits- und Wartezimmern verloren. Ich hatte niemals Toiletten im Inneren eines Bürgerhauses gesehen und stand staunend vor den kleinen Anbauten, die an die Schlafzimmer grenzten; ebenso staunend eilte ich an den Türen im ersten Stock vorbei, die allesamt geschlossen waren und deren Schnitzarbeiten allein schon

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