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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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spät nach uns anzukommen. Ich werde als Letzter hineingehen. Marschiert mir einfach nach. Wenn Ihr mal drin seid, ist es leichter.«
    »Auf eine andere Art und Weise kommen wir nicht hinein?«
    »Hinein schon, doch vielleicht nicht mehr raus«, erklärte er gut gelaunt. »Nun müssen wir aber los.« Er zog sein Barett aus dem Gürtel und setzte es sich achtlos auf den Kopf.
    »Das sollten wir nicht tun«, flüsterte Kleinschmidt, während wir hinter unserem neu gewonnenen Verbündeten zum Tor hinaustrotteten. »Wer weiß, ob man ihm trauen kann.«
    Ich sagte nichts zu seinen Worten. Es gab so viel, was wir in den letzten Tagen nicht hätten tun sollen.
     
    Das Gefängnis war schwer bewacht; ein massiver, hässlicher Bau, nur wenige Gassen vom Fondaco entfernt, den wir erreichten, als die Delegation von Ferdinand Boehl gerade durch die Eingangstür schlüpfte. Johann Kleinschmidt hatte in seiner Gründlichkeit einen beachtlichen Umweg gemacht – selbst meine noch immer mangelhafte Orientierung sagte mir, dass wir das Gefängnis einmal umrundet hatten und uns nun von Süden her näherten statt von Norden, wo die Zunftniederlassung lag. Unser namenloser Helfer bildete den Abschluss und sah sich suchend um. Als er uns erblickte, zögerte er, bis die anderen im Eingang verschwunden waren, und winkte uns dann heran. Die Wachen warfen ihm einen misstrauischen Seitenblick zu; er zuckte mit den Schultern und setzte ein entschuldigendes Grinsen auf. Sie ließen uns passieren. Wir traten in einen breiten, dunklen Gang, und ich spürte, wie sich mein Herzschlag plötzlich beschleunigte. »Das war in letzter Sekunde«, raunte unser Helfer mir zu. »Wenn wir einmal drin gewesen wären, hättet Ihr wieder umkehren müssen.«
    Kleinschmidt presste die Lippen zusammen und machte ein schuldbewusstes Gesicht.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, stieß ich hervor.
    »Ich nehme an, sie führen uns zu den Gefangenen in das Loch und zeigen sie uns.« Er breitete die Hände aus. »Ich mache das auch zum ersten Mal.«
    Weiter vorn kam die Gruppe aus dem Fondaco zum Stehen. Wir schlossen auf, während ein Offizier der Gefängniswache sich an einer schweren Tür zu schaffen machte. Die Kaufleute sahen uns erstaunt an. Kleinschmidt setzte zum Sprechen an, aber ich gab ihm einen Rippenstoß.
    »Kriegen wir die Gefangenen nun zu sehen, oder was ist?«, sagte ich betont forsch und mit feuchten Handflächen. Der Offizier drehte den Schlüssel um und drückte die Tür auf. »Na endlich. Wenn hier alles so lange dauert, frage ich mich, wie sie überhaupt jemanden einsperren konnten.«
    Die Kaufleute aus dem Fondaco blickten sich an und schüttelten dann die Köpfe. Ich bemühte mich, sie herausfordernd anzusehen; endlich beschlossen sie, Kleinschmidt und mich zu ignorieren. Ich atmete auf, nahm meinen Schwiegersohn beim Arm und folgte ihnen durch die schwere Tür in einen weiteren, kurzen Gang, den ein Talglicht mehr verräucherte als erhellte. Drei Männer, einer davon in ledernem Waffenzeug, blickten auf. Der Offizier wechselte mit ihnen ein paar Worte und sperrte eine zweite Tür am Ende des Ganges auf. Ich fühlte meinen Herzschlag nun bis zum Hals.
    Das Kerkerloch war ein geräumiger Saal mit einem unverputzten Gewölbe aus fleckigem Stein. Vielleicht ein Dutzend Menschen saßen und standen darin herum; es roch nach schimmligem Stroh, Urin und anderen Ausscheidungen. Ich musste die Zähne zusammenbeißen beim Gedanken daran, dass Jana hier die Nacht verbracht hatte. Ich versuchte, sie unter den Gefangenen auszumachen, die sich bei unserem Eintreten unwillkürlich zusammendrängten, aber es war zu zwielichtig. Ein paar kleine, hoch oben sitzende Fenster, durch die nicht einmal ein Kind hätte entkommen können, verwandelten die Finsternis des Raums in weniger als eine Dämmerung. Kleinschmidt zog mich um einen offenen Kübel herum, den ich beinahe umgestoßen hätte. Aus dem Kübel drang der beißende Geruch von Fäkalien. Ich musste an mich halten, um nicht laut Janas Namen zu rufen.
    »Ich hätte gedacht, es wären mehr«, murmelte einer der Kaufleute leise.
    »Das sind wahrscheinlich nur die Nicht-Florentiner«, erwiderte einer der anderen. »Ich denke, sie haben schon damit gerechnet, dass sie den einen oder anderen verhaftet haben, für den sich jemand einsetzen würde, und haben die Gruppen voneinander getrennt.«
    »Ein paar sind verletzt.«
    »Da hinten ist einer gar nicht aufgestanden. Wenn er tot ist, hoffe ich nur, es ist keiner von der

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