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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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benutzte seine Beziehungen, damit mein Prozess vor dem Gerichtshof der Kaufleute auch zu Ende gebracht wurde.«
    »Und Ihr glaubt, Eure Schuld zurückzahlen zu können, indem Ihr mir helft?«
    »Meinem Gönner kann ich sie nicht mehr zurückzahlen«, erwiderte er nüchtern. »Ihr müsst wissen, dass er Architekt war. Er erhielt den Auftrag, für einen päpstlichen Prälaten in Rom einen Palast zu bauen. Nachdem er sich bis über beide Ohren verschuldet hatte, um das Gebäude in die Höhe zu ziehen, starb sein Auftraggeber – man munkelt, während des allzu heftigen Verkehrs mit einem jungen Priester irgendwo in den dunklen Eingeweiden des Lateranpalastes –, und Papst Sixtus zog dessen Vermögen ein. Ohne für die bisherigen Kosten des palazzo aufzukommen, versteht sich. Eine Klage wurde eingereicht, aber es dauerte allein drei Monate, bis der Rechtsanwalt die Erlaubnis erhielt, schriftlich vorzulegen, dass er meinen Freund vertrat. Unterdessen rannten ihm die Handwerker die Tür ein und überzogen ihn ihrerseits mit Geldforderungen und Prozessen. Er versuchte, alle zu bezahlen. Danach war er ruiniert.«
    »Und starb aus Enttäuschung.«
    »Es war weniger romantisch. Er ging nachts zu einer der Brücken über den Tiber und erhängte sich dort.«
    »Er war wohl zu gut für diese Welt. Für Euch hat er ja auch allerhand riskiert.«
    »Nun, Ihr müsst wissen, dass unter der Haut selbst der rücksichtslosesten und geldgierigsten Kaufleute hier eine sehr gottesfürchtige Seele steckt, die sich wegen der unchristlichen Geschäftspraktiken ihrer Besitzer oft genug vor Schmerz krümmt. Viele der Männer versuchen, ihre Taten mit Akten christlicher Nächstenliebe zu sühnen, die meisten mit Spenden und Stiftungen. Geht einmal auf der Via San Gallo entlang und seht Euch die Hospitäler und Waisenhäuser dort an. Sie sind alle aus Stiftungen sühnebedürftiger reicher Männer entstanden; und wenn sie auch fast alle nach dem Tod des Stifters wegen Erbstreitigkeiten oder aus Geldmangel zu Grunde gehen, so sind sie doch zeit seines Lebens ein gottgefälliges Werk.«
    »Ich frage mich, wie Lorenzo de’ Medici das sühnen wird, was aus Rache für den Anschlag auf ihn und seinen Bruder passiert ist.« Ich wies mit dem Daumen hinter mich zum Gefängnis. »Wenn er überhaupt überlebt hat.«
    »Er ist wohlauf, Gott sei Dank. Wenn Ser Lorenzo nicht wäre, würde es noch schlimmer aussehen. Er hat gleich nach seiner Rückkehr in seinen Palast versucht, seine Anhänger zu beruhigen und sie nach Hause zu schicken. Ohne ihn stünde heute halb Florenz in Flammen.«
    »Ohne ihn wäre meine Gefährtin nicht im Kerker«, sagte ich halsstarrig. Er sah mich ausdruckslos an. »Ohne ihn wäre sie bereits tot«, erklärte er und schloss wieder zu seinen Kollegen vom Fondaco auf.
     
    Wir trotteten hinter den Kaufleuten her zurück ins Fondaco. Gutswalter hielt sich jetzt eng an seine Zunftgenossen, sodass es mir unmöglich war, ihm weitere Fragen zu stellen. Kleinschmidt war beunruhigt.
    »Der Mann hat Euch in der Hand, ist Euch das klar?«
    »Wenn er mir hätte schaden wollen, hätte er uns nur nicht vor den Gerichtsdienern zu warnen brauchen«, stieß ich unwirsch hervor. Ich hoffte inständig, Kleinschmidt würde mich nicht wieder mit seinen vielfältigen Befürchtungen belästigen.
    »Das kompliziert alles noch mehr.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und trocknete dann nervös mit dem Finger das Schweißband seines Hutes. Ich hätte ihn ihm aus der Hand reißen und darauf herumtrampeln mögen. »Hoffentlich erzählt er nicht herum, wer Ihr seid.«
    »Ich nehme an, er wird sogleich einen Brief an Lorenzo de’ Medici schreiben.«
    »Das ist alles nicht sehr erheiternd… Ich meine…«
    »Natürlich ist das nicht erheiternd. Jana sitzt im Gefängnis, und ich habe sie soeben verleugnet!«
    »Ihr konntet nichts anderes tun… Es reicht doch, wenn man sie…«
    Ich hieb mit der Faust in meine andere Hand, dass es wehtat. »Wenn ich ihr nur hätte sagen können, dass ich sie nicht im Stich lasse«, knirschte ich. »Sie hat mich nicht einmal mehr angesehen!« Kleinschmidt hielt ein paar Schritte lang den Mund, betroffen von meiner Wut. An seinem Gesicht merkte ich, dass trotzdem etwas in ihm arbeitete. Es brauchte nicht lange, um herauszukommen.
    »Ihr dürft unmöglich in Florenz herumlaufen. Über kurz oder lang wird es eine Beschreibung von Euch geben. Und den Leuten im Fondaco ist auch nicht zu trauen, besonders nach dem Auftritt

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