Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
Vom Netzwerk:
Zunft.«
    Ihre Worte machten mich schwach. Ich stellte mir die Stunden vor, die hinter Jana lagen.
    – Warum habe ich nicht verhindert, dass du hier eingesperrt wurdest?
    »Bitte kommt näher«, sagte einer der Kaufleute laut zu den Gefangenen. Die Gruppe schlurfte nach vorn. Einer der drei Männer aus dem Gang, die uns gefolgt waren, reichte eine Fackel weiter. Der Offizier nahm sie entgegen und hielt sie in die Höhe. Der Wächter mit dem Lederwams schlenderte zu dem Liegengebliebenen hinüber und stieß ihn mit dem Fuß an. Dann schüttelte er gleichmütig den Kopf, fasste den Mann an den Füßen und schleifte ihn zur Tür hinaus. Ich wandte mich davon ab und hätte im gleichen Moment aufschreien mögen, als ich Julia erblickte – und gleich neben ihr Jana. Beide blinzelten in das Fackellicht. Sie waren die einzigen Frauen. Ich spürte, wie mir das Blut heiß ins Gesicht schoss vor Erleichterung. Soweit ich sehen konnte, waren beide unverletzt; Julia war blass und zerzaust, aber Jana wirkte nicht anders als nach einem anstrengenden Tag voller Geschäftsverhandlungen. Der Offizier machte eine herrische Bewegung, und die Gefangenen taten einen weiteren Schritt auf uns zu und nahmen mir den Blick auf die Frauen, die sich misstrauisch im Hintergrund hielten. Als er etwas bellte, übersetzte einer der Kaufleute: »Bitte sprecht nicht, bevor Ihr gefragt werdet. Wir wollen das Ganze nicht unnötig komplizieren. Folgt den Anweisungen des capitano.«
    Ich wechselte einen Blick mit Johann Kleinschmidt, der sich offensichtlich bemühte, nicht zu auffällig in Janas Richtung zu schauen. Der Hauptmann der Gefängniswache ratterte einen Namen, und einer der Gefangenen richtete sich hoffnungsvoll auf. Die anderen traten einen Schritt beiseite. Die Männer aus dem Fondaco konsultierten eine Liste und schüttelten die Köpfe; der Gefangene verzog das Gesicht und ließ die Schultern hängen. Ich erhaschte wieder einen Blick auf Jana, die sich mit gesenktem Kopf mit Julia unterhielt und weder Kleinschmidt noch mich bis jetzt erblickt hatte. Ich dachte aufgeregt: Jana, sieh her zu mir. Ich hole dich hier raus. Der Offizier nannte einen weiteren Namen. Unser Verbündeter schlenderte heran und sagte wie beiläufig: »Wenn ich den Namen Peter Bernward trüge, würde ich alles tun, um den beiden Burschen da nicht aufzufallen.« Zwischen seinen Brauen stand eine Sorgenfalte. Ich starrte ihn verständnislos an. Er deutete mit dem Daumen unauffällig auf die zwei Männer, die mit der Wache hereingekommen waren und sich in der Nähe des Eingangs zum Kerkerraum aufhielten und unsere Gruppe aufmerksam musterten.
    »Was!?«, zischte ich. Kleinschmidt wandte sich um und riss überrascht die Augen auf.
    »Die Gefangene Jana Dlugosz hat ihren Gefährten Peter Bernward als Zeugen ihrer Unschuld angegeben«, flüsterte unser Verbündeter schnell. »Die zwei da sind Gerichtsdiener und warten darauf, dass Bernward hier erscheint, um auch ihn zu verhaften.«
    Ich betrachtete die Männer neben der Tür und fühlte, wie meine Erregung langsam einer eiskalten Ernüchterung wich. »Starrt um Gottes willen nicht so auffällig hin«, stieß er hervor und schüttelte dabei gleichzeitig mit den anderen Kaufleuten den Kopf, als der Offizier wieder einen Namen nannte.
    »Was soll ich tun?«, flüsterte ich schwach.
    »Ihr dürft Euch auf keinen Fall zu erkennen geben«, sagte Kleinschmidt eindringlich.
    »Ich gebe Eurem Begleiter unumwunden Recht. Ich hätte Euch nicht hierher bringen dürfen.«
    Der Hauptmann würgte einen weiteren Namen hervor: »Gianna Delugosch’?«
    »Verdammt!«, zischte unser Verbündeter.
    Ich sah auf und begegnete Janas Blick. Ihr Gesicht leuchtete auf, als sie mich erkannte. Die Kaufleute aus dem Fondaco schüttelten wieder mit bedauernder Miene die Köpfe. Jana achtete nicht auf sie. Sie hob die Hand, um mir zuzuwinken.
    »O Mist, da kommen sie schon«, keuchte Kleinschmidt. Ich fuhr herum und sah den Gerichtsdienern in die Gesichter. Wie im Traum hörte ich einen von ihnen etwas sagen.
    »Er fragt, ob Euer Name Peter Bernward ist«, übersetzte unser Verbündeter und tat befremdet. Im Fackellicht glänzten jetzt ein paar Schweißperlen auf seiner Oberlippe.
    »Wer, ich?«, hörte ich mich sagen.
    Die Aufmerksamkeit im Kerker richtete sich jetzt auf uns. Ich wagte nicht, nochmals zu Jana hinüberzusehen. Meine Gedanken wirbelten umher; ich hätte in keiner Sprache der Welt eine vernünftige Antwort geben können.
    »Sono Giovanni

Weitere Kostenlose Bücher