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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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Bettes aus dem Zimmer in der Loggia darauf hingewiesen. Jemand hatte es über die Brüstung geworfen; auf dem Pflaster war es zerschmettert und die Überreste dort liegen gelassen worden. Bezüge, Matratzen und Kissen fehlten – es war nur noch die Schale eines Bettes, die dort auf der Gasse lag. Mir sank das Herz. Wenn überhaupt noch etwas von den Dingen zu finden war, die wir in der Nacht zurückgelassen hatten, dann waren sie höchstwahrscheinlich zerstört. Janas Kleider, die teuren Kosmetika aus Venedig, die bunten Trinkgläser, die Jana in dem Dorf außerhalb der Lagunenstadt so fasziniert hatten – ich war froh, gestern Abend wenigstens ihren Schmuck eingesteckt zu haben. Wie die Aasgeier so schnell herausbekommen hatten, welches Haus zu welcher Fraktion gehörte, war mir ein Rätsel; aber vermutlich waren die politischen Neigungen in einer Stadt, die sich ihres regen öffentlichen Lebens rühmte, kein Geheimnis. Das Bett war das Symbol der wenigen friedlichen Stunden, die Jana und ich seit unserer Abreise aus Venedig verlebt hatten, und es tat mir weh, es zerstört zu Füßen des Hauses liegen zu sehen. Ich stand vor dem Eingang und betrachtete die Schäden und versuchte, den Mut zu finden einzutreten.
    Das Haus war nicht wiederzuerkennen. Selbst den kleinen Brunnen hatten die Eindringlinge zerschlagen. Das Wasser lief über die marmornen Bruchstücke auf den Boden und versickerte in den Abflüssen in der Mitte des Innenhofs. Ich wanderte langsam im Hof umher, vorbei an zertrümmerten Möbeln, bunten Glasscherben und zerbrochenen Skulpturen, die über die Brüstungen der Loggien gestürzt worden waren. Am Aufgang zur Treppe fand ich Haufen von Fäkalien, eingetrocknet in der Hitze. Viel mehr als die allgegenwärtigen Verwüstungen riefen sie den zwingenden Eindruck eines geschändeten Hauses hervor. Meine Schritte klangen laut in das Geplätscher des zerstörten Brunnens. Es war noch immer um vieles kühler als draußen, doch die Kühle hatte nun nichts Freundliches mehr. In einer Ecke hatte sich eine große Pfütze Wasser gesammelt; etwas Helles schwamm darin. Ich bückte mich: Es war eines von Janas Busentüchern. Ich nahm es an mich und drückte das Wasser heraus, dann bemerkte ich, dass es an einer Seite tief eingerissen war. Ich ließ es wieder in die Pfütze zurückfallen und spürte, wie eine kalte Wut von mir Besitz ergriff.
    Als ich Schritte an der Eingangstür hörte, zog ich mich hinter eine Säule zurück. Stepan Tredittore schob den Kopf um den einen halb geschlossenen Flügel des Tors herum und spähte herein.
    »Herr Bernward?«, fragte er heiser.
    »Ich bin hier.«
    Er trat vorsichtig herein. Im kühlen Licht des Innenhofs wirkten seine Wangen grünlich und eingefallen. »Ihr habt mich rufen lassen, und hier bin ich«, sagte er mit einem Bruchteil seines sonstigen pompösen Auftretens.
    »Wie geht es Euch?«
    »Schon besser. Langsam nimmt der Gedanke in mir Gestalt an, jemals wieder etwas essen zu können.« Sein Blick fiel auf die Kothaufen an der Treppe, und er schluckte und schaute angestrengt weg. »Was soll ich für Euch tun?«
    »Wir müssen zusammen die Papiere von Jana durchsehen -wenn die Kerle sie nicht verbrannt oder sich die Hintern damit abgewischt haben. Ich muss herausfinden, was sie getan hat, das zu ihrer Verhaftung führte.«
    »Monna Jana«, sagte er mit Nachdruck, »hat mir keinen Einblick in ihre Geschäfte gegeben.«
    »Erzählt mir nicht, dass Ihr Euch den nicht verschafft habt.«
    »Aber Herr Bernward, Ihr wisst doch, wie sie ist…«
    »Ja, ich weiß, wie sie ist«, stieß ich hitzig hervor. »Und ich weiß vor allem, was für eine Sorte Ihr seid. Und wenn Ihr Euch tausendmal darüber freut, dass Jana im Gefängnis sitzt: Ihr werdet Euch anstrengen wie noch nie in Eurem Leben, ihre Papiere zusammenzufinden, oder ich lasse Euch persönlich die Haufen auf der Treppe aufessen.«
    Er würgte und hielt sich die Hand vor den Mund. »Bitte«, sagte er schwach. »Ein wenig Haltung hat noch keinem geschadet.«
    Es war das erste Mal, dass er mich kritisierte. Ich schluckte meinen Zorn hinunter und deutete die Treppe hinauf. »Los, sehen wir nach«, brummte ich.
    Tredittore schleppte sich neben mir ins zweite Geschoss hinauf. Jana hatte eines der Zimmer, in dem ein großes Schreibpult vor einem Fenster gestanden hatte, als Arbeitszimmer benutzt. Wir betraten den Raum über aufgerissene Bodendielen. Das Schreibpult war umgestürzt und zerbrochen, und zwischen den Scherben von

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