Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
Vom Netzwerk:
Treffpunkt torkeln wollte, und ihm eins verpasst, weil er dachte, da sei noch mehr Geld zu holen.« Er starrte mich an. »Ich meine, ich kannte ihn nicht, aber ich wette mit Euch, dass es so gewesen ist.«
    »Selbstverständlich kanntet Ihr ihn«, sagte ich ruhig.
    Er riss die Augen auf. »Ich? Woher denn?«
    »Wir trafen ihn am Stadttor, als wir darauf warteten, dass Kardinal Riario vorgelassen würde. Er sagte, er habe keine Almosen nötig. Ihr befandet, dass das Gegenteil der Fall sei. Also müsst Ihr ihn gekannt haben.«
    Sein Gesicht färbte sich langsam rot. »Der Kerl war das! Jetzt erinnere ich mich. Aber was ich sagte, bedeutet doch nicht, dass ich ihn kannte. Dass er ein armes Schwein war, sah man von weitem.«
    »Und sogar bei Nacht«, bekräftigte ich. »Also kein Grund, ihm ›eins zu verpassen‹, wie Ihr Euch auszudrücken beliebtet.«
    Tredittore kaute darauf herum. Schließlich besaß er die Größe, langsam zu grinsen und zu murmeln: »Jetzt habt Ihr mir mein eigenes Argument zu schlucken gegeben. Gratulation. Ihr seid gut.«
    »Ihr kriecht dem Falschen in den Hintern«, sagte ich kalt. »Eure Herrin ist Jana.«
    »Euch würde ich schon eher anerkennen. Warum geht Ihr nicht einfach her und…?«
    »Was ich tun werde, ist, Euch die Zähne einzuschlagen, wenn Ihr noch ein weiteres Wort sagt.«
    Kleinschmidt sagte unglücklich: »Hört doch bitte auf zu streiten. Herr Bernward, bitte, seid mir nicht böse, aber meine Fantasie reicht einfach nicht aus, mir das alles vorzustellen. Gut, wenn dieser Lapo nicht einem Raubüberfall zum Opfer gefallen ist, dann war es vielleicht die Nachtwache – oder ein gonfalone, eins von den Trüpplein, die der gonfaloniere di giustizia in den Vierteln ausgehoben hat. Die Leute aus dem Corso dei Tintori sind zumeist Pazzi-Anhänger. Vielleicht ist er einem gonfalone aufgefallen, als er ihnen über den Weg lief… Die fackeln nicht lange…«
    »Wahrscheinlich hat Lapo noch schnell: Pazzi, popolo und so weiter geschrien, um sie zu begrüßen«, versetzte ich zynisch.
    »Man sah ihm an, woher er stammte«, erklärte Kleinschmidt leise. »Das reicht zur Zeit in dieser Stadt.«
    Ich sah ihn an und suchte nach einer Erwiderung. Für einen hässlichen Augenblick kamen mir meine eigenen Schlussfolgerungen töricht vor. Es gab kein Geheimnis hinter Lapos Tod, und es gab kein Geheimnis hinter Janas Briefen. Sie hatte sie geschrieben und abgeschickt, und sie würde dafür hingerichtet werden.
    »Das ist die einfachste Erklärung«, versuchte mich Kleinschmidt zu trösten. »Und die einfachste Erklärung ist immer die beste.«
    »Es gibt eine noch einfachere Lösung«, sagte ich eigensinnig.
    »Wie lautet sie?«
    Ich grinste, ohne Freude zu empfinden. »Antwortet rasch und ohne nachzudenken«, sagte ich dann zu Tredittore, der überrascht zusammenfuhr. »Schnell. Ich gebe Euch einen Brief, von dem ich glaube, dass er eine Fälschung ist. Ihr haltet ihn für echt. Was sagt Ihr zu mir?«
    Tredittore sah mich verwirrt an. »Er ist echt«, erwiderte er dann langsam und ohne zu begreifen.
    »Was sagt Ihr zu mir?«
    »Er ist echt.«
    »Was sagt Ihr zu mir, zum Teufel noch mal?«
    »Ich sage, er ist echt!«, rief er. »Was soll ich denn sonst sagen? Der Brief ist echt!«
    »Warum sagt Ihr nicht: Die Unterschrift ist echt?«
    »Wieso? Nein. Das würde ich doch nur sagen, wenn Ihr die Unterschrift allein für falsch hieltet. Ihr habt nach dem ganzen Brief gefragt.« Er schürzte empört die Lippen. »Ihr habt nach dem Brief gefragt, nicht nur nach der Unterschrift. Ich bin doch nicht taub.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Ihr habt Eure Sache richtig gemacht.«
    Nun starrte er mich noch verwirrter an. Ich wandte mich zu Johann Kleinschmidt und sagte: »Als ich Lapo Rucellai bat, die Echtheit von Janas Briefen zu überprüfen, teilte er mir mit, die Unterschrift sei echt. Er hat nie von dem ganzen Brief gesprochen, obwohl ich ihn nicht ausdrücklich nur nach der Unterschrift gefragt habe.«
    »Und daraus schließt Ihr jetzt…«
    »… dass er mir einen versteckten Hinweis darauf geben wollte, dass irgendeine Stelle im Text gefälscht wurde. Und ihr dürft dreimal raten, welche.«
    Kleinschmidt sah mich mit offenem Mund an. Ich warf Tredittore einen Blick zu, dessen Gesicht ein Spiegelbild vom Antlitz meines Schwiegersohns war. Dann verzog Kleinschmidt die Miene und schüttelte den Kopf. »O mein Gott«, murmelte er. »Das ist… Oh, es tut mir so Leid, aber Herr Bernward, das ist doch ein

Weitere Kostenlose Bücher