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Duell der Leidenschaft

Titel: Duell der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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aufhorchen. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht wirkte wie eine Maske, die vom Feuer in einen goldenen Schein getaucht wurde. »Wie können Sie etwas anderes denken?«
    »Nur weil Sie gefragt haben, heißt das nicht, dass Sie die Antwort auch hören wollen.«
    »Ich glaube, ich muss es so oder so hören«, erklärte sie mit ruhiger Gewissheit.
    Er warf noch einen Zweig in die Flammen und lehnte den Kopf gegen den Stein hinter sich. Als er endlich zu reden begann, hatte seine Miene einen nachdenklichen und leicht verbitterten Ausdruck angenommen. »Ich habe Ihnen ja von meinem jüngeren Bruder erzählt, und auch davon, dass mein Vater eine Reise nach New Orleans unternahm. Andrew, der wegen General Jackson so hieß, war von dem Gedanken an die Stadt so angetan wie ich, vielleicht sogar noch mehr als ich. Er redete immer wieder davon, dem Mississippi flussabwärts zu folgen, so wie manche Männer davon reden, nach El Dorado zu suchen. Ich vermute, das war auch der Grund, warum er sich mit einem Tunichtgut anfreundete, der aus New Orleans kam, als er sich in Texas Lamars Rangern anschloss. Er schrieb über den Mann und darüber, was er ihm alles über die Stadt erzählte, über die Art, wie die Leute dort leben, wie sie denken, wie sie sich selbst nennen.«
    »Die creme de la creme.« Sie flüsterte den Begriff, den er ihr in jener Nacht an den Kopf geworfen hatte, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Im nächsten Augenblick fürchtete sie aber, ihre Unterbrechung könnte ihn dazu veranlassen, wieder in Schweigen zu verfallen.
    »Ja, genau. Von ihm hörte ich den Begriff zum ersten Mal. Andrew und sein neuer Freund waren schon bald wie Brüder, jedenfalls schrieb er das. Sie teilten sich alles, die Pferde, die Rationen, die Wasserflaschen — nur nicht das Bettzeug.«
    »Schrieb er Ihnen auch seinen Namen?«
    »O ja, das tat er.«
    Sie wartete kurz, doch als er ihn ihr nicht nannte, beschloss sie, ihn nicht zu drängen. Stattdessen sagte sie: »Ich glaube, Sie sprachen davon, dass Ihr Vater meinte, Sie hätten mit Ihrem Bruder mitgehen sollen.«
    »Hätte ich das getan, dann hätte er nicht diesen sogenannten Freund gebraucht. Oder aber ich wäre an Andrews Stelle gestorben.«
    »Was geschah?«, fragte sie so leise, dass ihre Stimme mit dem Regen eins wurde, der allmählich nachzulassen begann.
    »Sie wurden auf den Marsch nach Santa Fe geschickt, auf die Mier-Expedition. Es war von Anfang an ein harter Marsch — Hitze, Trockenheit, ständige Attacken durch die Komantschen und die Apachen, die sich mit den Mexika-
    nern verbündet hatten. Ehrlich gesagt, das Ganze war ein gewaltiger Fehler, ein von vornherein zum Scheitern verurteilter Versuch von Präsident Lamar, zu Ruhm und Ehre zu gelangen.«
    »Der ja auch tatsächlich scheiterte.«
    Kerr nickte knapp. »Bei Mier gerieten sie in einen Hinterhalt. Die Überlebenden wurden zusammengetrieben und auf den Marsch nach Mexiko geschickt. Das Ziel war das Gefängnis Perote westlich von Vera Cruz. Ein paar von ihnen entkamen ihren Bewachern und flohen in die Wüste. Dort wurde es dann richtig hässlich.«
    »Wie meinen Sie das?« Sie hatte die Geschichte in Auszügen gehört, aber sie kannte keine Einzelheiten.
    »Sie hatten kaum Vorräte, die Sonne verbrannte ihnen die Haut, die Füße waren wund gelaufen, und sie hatten sich in der Wüste verirrt. Ein paar von ihnen kamen zu der Überzeugung, dass sie es in die Richtung, in die sie flohen, niemals schaffen würden. Aber sie konnten die anderen nicht davon überzeugen, zurückzukehren und sich zu ergeben. Also nahmen sie alles an sich, was sie fanden, und ergriffen die Flucht. In der ersten Stadt, in die sie kamen, nutzten sie ihr Wissen über die entflohenen Gefangenen, um ihre eigene Haut zu retten.«
    »Aber ... aber nicht Ihr Bruder.«
    »Nicht Andrew, aber deren Anführer war der Mann, den er als seinen Freund bezeichnete. Und es ist keineswegs ein Zufall, dass er auch der Mann war, der alles an sich nahm, was eigentlich ihnen beiden gehörte: die Pferde, die Rationen, das Wasser. Vor allem das Wasser.«
    »Und Ihr Bruder stand mit leeren Händen da.«
    »Er wollte sich nur von den Anschuldigungen freisprechen, weil einige der anderen glaubten, er müsse von diesem Trick gewusst haben, sei aber im Stich gelassen worden. Es war typisch für Andrew, dass er etwas unternehmen musste, um Wiedergutmachung zu leisten. Er überzeugte die anderen, es könne ihm gelingen, die Deserteure aufzuhalten und

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