Duell der Leidenschaft
zurückzubringen. Man gab ihm ein Pferd und ließ ihn losreiten. Sein Pferd wurde später gefunden, er selbst jedoch nicht.«
»Meinen Sie ... denken Sie, er holte die anderen ein und wurde von ihnen getötet? «
»Das weiß Gott allein. Vielleicht warf ihn das Pferd ab, oder er wurde von einer Schlange gebissen. Vielleicht trank er aus einer vergifteten Quelle, oder Indianer brachten ihn um. Es gibt Dutzende von Möglichkeiten. Aber all das wäre nie geschehen, hätte nicht ein Mann einen Verrat begangen: Jean Pierre Rouillard.«
Sonia schnappte verdutzt nach Luft, da sie völlig überrascht war, in diesem Zusammenhang den Namen ihres Verlobten zu hören. Es war zu vermuten, dass er in irgendeiner Weise mit dem Ganzen etwas zu tun haben musste. Ein paar Mal war ihr dieser Gedanke bereits gekommen, weil er so wie Bernard und Andrew Wallace ein Ranger gewesen war, aber es war so grässlich, dass sie nicht darüber hatte nachdenken wollen.
»Ich verstehe das nicht«, entgegnete sie. »Jean Pierre sagte ... das heißt, er muss bei Mier zusammen mit den anderen wieder gefangen genommen worden sein, weil er mir erzählen konnte, wie Bernard gestorben war.«
»Das war gelogen.«
»Aber er wusste, dass Bernard die schwarze Bohne gezogen hatte.«
»Das erzählten ihm seine mexikanischen Freunde, oder er war sogar unter den Mexikanern, als die Gefangenen ausgewählt wurden, die sterben sollten. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass er nicht bei den überlebenden Gefangenen war. Das kann ich, weil Andrew noch einen Brief schrieb, bevor er sich an die Verfolgung der Deserteure machte. Er schilderte, was sich wo zugetragen hatte, und er nannte Namen. Diesen Brief gab er seinem Captain, der das Glück
hatte, eine weiße Bohne zu ziehen. Er schaffte den Brief nach Kentucky.«
»Ich verstehe.« Tränen stiegen ihr in die Augen, weil sie um diese beiden tapferen Männer trauerte, Bernard und Andrew. Voller Energie, Freude und Lebenslust, als würden sie zu einem Fest gehen, waren sie losgezogen, um an einem Krieg teilzunehmen, aus dem sie nie zurückkehren sollten. Sie waren tot, als hätten sie niemals existiert, und sie lebten nur noch in den Erinnerungen der Menschen weiter, die sie geliebt hatten.
Doch der Mann, der sie beide verraten und ihren Tod auf dem Gewissen hatte, lebte immer noch. Und er war der Mann, den sie heiraten sollte.
»Sie wollen nach Vera Cruz, um Jean Pierre zu töten«, erklärte sie ruhig.
»Ich will ihn zwingen, sich mir mit dem Degen in der Hand zu stellen und mir zu erklären, was er warum getan hat.«
»Und um ihn dann zu töten.«
Kerr sah auf seine zu Fäusten geballten Hände. »Vermutlich.«
»Und deshalb sind Sie so entschlossen, dass diese Hochzeit stattfindet.«
»Ja.«
Schmerz schnürte ihr die Kehle so zusammen, dass sie sich einen Moment sammeln musste, ehe sie weiterreden konnte. »Und es ist der Grund, weshalb Sie mich anfassten, mich auf der Lime Rock in meiner Kabine einsperrten und dafür sorgten, dass ich nicht zurück an Land gelangen konnte.«
»Das ist richtig«, bestätigte er mit ruhiger Stimme.
»Verzeihen Sie, aber ich verstehe nicht, warum es notwendig war, das Angebot meines Vaters anzunehmen. Warum sind Sie nicht einfach so mit dem nächsten Schiff nach Vera Cruz abgereist, um dort nach ihm zu suchen?«
»Seit Jahren folge ich bereits seiner Fährte. Ich dachte mir, er müsste sich in der Gegend um Santa Fe aufhalten, nachdem er desertiert war, also verließ ich Kentucky mit dem Ziel Missouri, schloss mich einem Händlertreck an, der über Land zog und die alte Route über den Bergpass nahm. Ich lag mit meiner Vermutung richtig, doch Ihr Verlobter fand heraus, dass ich nach ihm auf der Suche war. Er setzte sich über die Grenze mit Ziel Chihuahua ab. Ich folgte ihm, wie Sie sich vermutlich schon gedacht haben. Als ich dort eintraf, war er abermals untergetaucht. Ich wusste, er stammt aus New Orleans, und ich dachte mir, er könnte dorthin zurückkehren, also begab ich mich in die Stadt. Ich fand keine Spur von ihm, und mir ging das Geld aus. Mir schien es angebracht, mich als Fechtmeister zu betätigen, weil ich so meinen Lebensunterhalt verdienen und Kontakt zu den Männern im Vieux Carre aufnehmen konnte, die vielleicht etwas über Rouillard wussten. Hin und wieder hieß es, er sei kurz in der Stadt gewesen, aber schon wieder abgereist. Oder man hatte ihn in Mobile, Havanna oder Galveston gesehen. Ich ging jeder Spur nach, doch ich kam immer zu spät.«
»Aber
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