Duell der Leidenschaft
Sie wussten nichts von Vera Cruz.«
»Ich glaube, in den ersten Jahren war er nicht da unten. Er zog viel umher, aber er wurde nirgendwo sesshaft. Später hörte ich Gerüchte, dass er Verbindungen nach dorthin haben sollte. Dann hieß es, er habe sich eine Braut aus New Orleans auserwählt, eine Braut, die mit einem Segelschiff zur Hochzeit reisen sollte. Wie es schien, war der Vater der Braut nicht darauf versessen, diese Reise zu unternehmen, und wollte einen Begleiter anheuern. Wenn ich diesen Posten bekommen sollte und ich mit der Braut auf der Hochzeitsfeier auftauchte, würde ich endlich die Chance bekommen, dem Mann gegenüberzutreten, der Andrews Tod zu verantworten hatte.«
Die einfache Art, wie er seine lange Suche geschildert hatte, sagte mehr über den Mann aus als aller Wortschwall und alle Drohungen. Es sagte auch viel darüber, wie tief seine' Gefühle für jene Menschen waren, die er liebte.
Sonia atmete tief durch und schüttelte dann den Kopf. »Man wird Sie vielleicht als meinen Begleiter in Jean Pierres Haus einlassen, aber es würde mich überraschen, | wenn er sich bereit erklären sollte, sich Ihnen im Duell zu stellen.«
»Dann sollte ich mir einen Grund einfallen lassen, den er nicht ignorieren kann.«
»Angenommen«, begann sie, benetzte ihre Lippen und fuhr dann fort: »Angenommen, Sie bringen ihm eine Verlobte, die nicht dem entspricht, was im Ehevertrag vereinbart wurde.«
Er sah sie verständnislos an und runzelte die Stirn. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Überlegen Sie doch mal. Eine Braut kann zu ihrer Familie zurückgeschickt werden, wenn sie ... wenn sie im Schlafgemach mehr Erfahrung besitzt, als man von ihr erwarten sollte. Das ist bei mir nicht der Fall, was für diese Situation eine unerfreuliche Tatsache ist. Aber vielleicht ... nun vielleicht ließe sich dieses Problem lösen.«
Er drehte den Kopf zur Seite und starrte in die zunehmende Dunkelheit. Mit einem Mal herrschte zwischen ihnen so tiefes Schweigen, dass das Knistern des Feuers und die Regentropfen, die von den Blättern zu Boden fielen, übermächtig laut wirkten. Kerr schluckte bemüht, woraufhin sein Adamsapfel kurz in die Höhe schoss. »Ich habe etwas anderes versprochen.«
Sie legte den Kopf schräg und betrachtete, was sie im Feuerschein von seinem Gesicht sehen konnte. »Wem haben Sie es versprochen? Nicht meinem Vater, sonst hätte er Sie nicht beleidigt, indem er Ihre Zusicherung erst noch einforderte. Und nicht Jean Pierre, denn er weiß nicht, dass Sie auf dem Weg zu ihm sind. Wenn Sie es mir versprochen haben, dann entbinde ich Sie davon. Wer ist dann übrig, von Ihnen abgesehen? Und wenn Sie es sich selbst versprochen haben, welchem Zweck soll es dienen?«
»Ich könnte nicht so hinterhältig Rache üben.«
»Das ist sehr nobel, aber wem wird geschadet, wenn ich keine Einwände habe? Oder wollten Sie mich opfern, indem Sie ihn erst nach der Hochzeit zur Rede gestellt hätten?«
»Opfern?«
»Sie glauben doch nicht«, sagte sie ihm auf den Kopf zu, »dass ich mich auf diese Hochzeitsnacht freue, oder?«
Er vermied es noch immer, sie anzusehen, aber er presste die Lippen zusammen.
»Natürlich könnte ich wegen dieses kleinen Abenteuers ohnehin behaupten, mir sei gar keine andere Wahl geblieben, als mich zu fügen«, redete sie unbekümmert weiter. »Das nur für den Fall, dass Sie bei einem wie auch immer gearteten Zusammentreffen mit meinem Verlobten getötet werden sollten. Aber es erscheint mir besser, wenn ich weiß, wovon ich rede.« Sie schluckte, dann fügte sie mit kecker Dreistigkeit hinzu: »Und es dürfte auch besser sein, wenn ich den Beweis erbringen kann ... für den Fall, dass ich ihn erbringen muss.«
»Sie wollen von mir geliebt werden.«
Sie reagierte mit einem unsicheren, schiefen Lächeln. »Sie haben versprochen, mich zu beschützen. Ich bitte Sie nicht darum, mich nicht zu Jean Pierre zu bringen, aber ich bitte Sie um diese Versicherung, damit ich nicht seine Frau werden muss. Natürlich nur, wenn es Ihnen nicht zu viele Umstände macht.«
Zwanzigstes Kapitel
Der Blick, den er ihr daraufhin zuwarf, hatte etwas Strenges an sich. Er öffnete etwas den Mund, erwiderte aber nichts, sondern atmete ein und schwieg weiter.
Inzwischen hatte es ganz zu regnen aufgehört. Es war nichts weiter als ein tropischer Schauer gewesen, so wie man sie im Juni und Juli auch in New Orleans erleben konnte. Dem Regen folgte eine frische Brise, die Blütenduft und den Geruch von feuchter
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