Duell der Leidenschaft
Vegetation und ein Gefühl von Erneuerung mit sich trug. Als der kühle Wind durch die Türöffnung in ihren Unterschlupf drang, wehte er ihnen die Rauchfahne des Feuers und den Geruch von geröstetem Fleisch entgegen. Der Wind strich über Kerrs an Schultern und Arme, und Sonia konnte sehen, wie sich dort eine Gänsehaut bildete.
Fett tropfte aus dem Fleisch in die Flammen und zischte leise. Kerr verließ seinen Platz und hockte sich neben das Feuer, um den Spieß zu drehen, auf dem der Vogel steckte. Dabei machte er eine Miene, als sei das eine Aufgabe, die ihm all seine Konzentration abverlangte. Anschließend stocherte er mit einem Zweig im Feuer, um die Bananen tiefer in die Glut zu schieben. Sein Blick war immer noch auf das gerichtet, was er tat, als er schließlich in einem nachdenklichen Tonfall fragte: »Und was soll danach sein?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Sie wusste es eigentlich schon, doch sie wollte Gewissheit haben, dass sie nicht aneinander vorbeiredeten.
»Was wird geschehen, wenn das hier vorüber ist? Wohin
werden Sie gehen? Wird Ihr Papa Sie wieder aufnehmen in diesem Zustand, den ich zu verschulden habe?«
Etwas Unterschwelliges in seinem Tonfall und seiner Wortwahl ließen Gewissensbisse bei ihr aufkommen. »Ich wollte nicht ...«
»Ich weiß. Vergessen Sie das. Aber was ist mit dem Rest?«
»Ich sehe keinen Grund, warum mein Vater es wissen sollte.«
»Das halte ich für zu zuversichtlich. Die Geschichte wird herauskommen.«
»Dann muss das Haus meiner Großmutter in Mobile mein Ziel sein, so wie es zuvor schon beabsichtigt war.«
Er legte mehr Zweige ins Feuer, sein Gesicht war in das orangefarbene Leuchten der Glut getaucht, während sich in seinen Augen die Flammen spiegelten. »Lassen Sie uns eines klarstellen. Es ist nicht Ihre Absicht ... mich zu irgendetwas zu verpflichten?«
Sie dachte, ihm wäre eine andere Formulierung für seine Frage eher in den Sinn gekommen. Aber wie hätte er es dann ausgedrückt? Sie konnte nicht klar denken, da sie ihm versichern musste, dass sie ihm nicht für den Rest seines Lebens zur Last fallen würde. »Natürlich nicht.«
»Ja, natürlich nicht.«
Daraufhin sprang er so abrupt auf, dass sie zusammenzuckte und mit dem Kopf leicht gegen die Wand hinter sich stieß. Es war von ihr eine unnötige Reaktion, weil seine Bewegung gar nicht ihr galt. Er warf ihr nicht mal einen Seitenblick zu, als er nach seinem Taschenmesser griff, das neben dem Feuer lag, und zielstrebig in die Nacht hinauslief.
Eigentlich hätte sie längst daran gewöhnt sein müssen, dass er sich so Hals über Kopf zurückzog und sie allein zurückließ, doch diesmal empfand sie sein Verhalten als beunruhigender, weil es ihr wie eine Zurückweisung vorkam.
Sie schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe, um ihre Tränen zurückzuhalten. All ihren Mut hatte sie aufbringen müssen, um die Worte auszusprechen, mit denen sie sich selbst den Schutz vor allem nahm, was er mit ihr zu tun gedachte. Dass er nun gar nichts von ihr wollte, das traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Der Schmerz rührte nicht nur daher, dass ihr Traum geplatzt war, die Heirat zu verhindern. Sie hatte auch gedacht, ja, sogar gehofft, Kerr begehre sie und er würde ihr erlauben, eine Unterwerfung zu erfahren, die nichts mit jener körperlichen Vereinigung aus ehelichem Pflichtgefühl zu tun hatte, sondern die auf gegenseitiger Anziehung beruhte und dem Wunsch, Lust zu schenken und selbst zu erfahren.
Er wollte sie nicht. Zumindest interessierte er sich nicht genug für sie, um wenigstens für eine Stunde die Bürde seines Racheversprechens vergessen zu können, während sie hier in dieser paradiesischen Wildnis ganz allein waren. Sie hatte auf Risiko gespielt und verloren. Die Demütigung war vernichtend, aber schlimmer noch war der Schmerz. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Zumindest war sie ihm dankbar, dass er sie verlassen hatte, damit sie diese ernüchternde und erniedrigende Erfahrung in Ruhe verarbeiten konnte.
Eine Weile später, nachdem sie geprüft hatte, ob der Vogel wirklich durch war, und den Spieß aus dem Feuer nahm, kam Kerr zurück. Sie hörte seine leisen Schritte, als sie gerade die Bananen aufteilte und zu dem Fleisch auf den als Teller dienenden Blättern legte. Mit aufgebrachtem Blick kam er zu ihr, in seinen nackten, von Kratzern überzogenen Armen hielt er zahlreiche Palmenwedel.
Wenigstens hatte er sie nicht hier im Dschungel im Stich gelassen. Zu
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